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Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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verschlagen. Welchen Namen sollte sie dieser goldhaarigen Frau nennen? Rani Händlerin, ihren Geburtsnamen? Ranita Glasmalerin, den Namen, den sie erst wieder anzunehmen geschworen hatte, wenn ihre Gilde wiederhergestellt wäre? Schwüre waren wichtig, Schwüre waren ehrenvoll. Dennoch, sie war dem Glas so nahe, so nahe an dem, was sie wollte, was sie brauchte… »Ranita«, flüsterte sie.
    »Gut, Ranita. Trinkst du ein Glas Grünwein mit mir?«
    Rani nickte, wollte eifrig etwas schlucken, etwas Kühles, etwas, was ihr hämmerndes Herz beruhigte. Sie hatte ihren Gildenamen so lange nicht mehr ausgesprochen…
    Sie nahm den Steingutbecher entgegen, den Flarissa ihr anbot, und hob ihn mit beiden Händen an. Der glasierte Rand des Bechers fühlte sich an ihren Lippen kühl an. Sie trank einen großen Schluck.
    »Gut, Ranita. Sehr gut. Lass mich dir das Hypnotisieren erklären.« Flarissa beugte sich vor und füllte den Becher nach. »Ich werde dich bitten, etwas zu betrachten, Geschmeide zu betrachten. Du wirst dich auf dieses Geschmeide konzentrieren. Du wirst es dir genau ansehen. Während du es betrachtest, werde ich zu dir sprechen. Ich werde dir einige Fragen über den wichtigsten Tag in deinem Leben stellen. Das sind Fragen, die wir immer stellen, wenn jemand zum ersten Mal hypnotisiert wird. Du musst meine Fragen nicht beantworten, wenn du nicht willst. Wenn du beschließt, das Hypnotisieren beenden zu wollen, brauchst du nur die Augen zu öffnen. Wenn du beschließt, alle meine Fragen zu beantworten, werde ich dir sagen, wann du die Augen öffnen sollst. Glaubst du, du kannst das tun?«
    Ranis Finger schlossen sich um den Becher. Sie konnte den scharfen Grünwein tröstlich in ihrer Kehle schmecken. Sie wollte mehr trinken. Stattdessen nickte sie.
    Flarissa lächelte. »Sehr gut, Ranita. Trink noch etwas, während ich das benötigte Geschmeide hole.«
    Rani gehorchte schweigend und beobachtete, wie sich Flarissa von den Polstern erhob. Die Frau ging zu einem Korb hinüber, der in der Nähe der Truhen stand, und durchsuchte lange Zeit dessen Inhalt. Sie nahm einen Strang Perlen hervor und schüttelte den Kopf, griff tiefer hinein und erwog einen einzelnen Rubinohrring. Sie verwarf noch eine goldene Kugel und einen Tropfen von der Größe von Ranis Daumen, aber dann nickte sie heftig, während sie ihre Hand um etwas schloss, das gut in ihre Handfläche passte. Rani trank erneut von dem Wein und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, die plötzlich trocken und rissig waren.
    »Gut, Ranita.« Flarissa trat zu der Kohlenpfanne zurück und nahm sich Zeit, sich mitten in den Polstern niederzulassen. »Hast du es bequem? Möchtest du gerne liegen? Nein? Also gut.« Flarissa streckte die rechte Hand vor sich aus, ließ sie aber noch um den verborgenen Gegenstand geschlossen. »Denk daran, Ranita. Du bist hier sicher. Du kannst aufhören, meine Fragen zu beantworten, wann immer du willst. Bist du bereit?«
    »Ja?« Rani konnte nicht verhindern, dass ihre Antwort wie eine Frage klang.
    Flarissa nickte und öffnete ihre Hand. Dort, in der Mitte ihrer Handfläche, lag ein Stück Kobaltglas. Es war so glatt wie ein vom Meer geschliffener Kiesel, so makellos wie ein geschliffener Stein, so perfekt wie das Blütenblatt einer Anemone. Flarissa drehte ihre Handfläche ein wenig, und das Glas blinkte, fing das Licht der Bienenwachskerze ein und schimmerte, als würde es von innen beleuchtet.
    »Da, Ranita. Sieh dir das Glas an. Betrachte seine Farbe. Sieh seine Reinheit. Schau in das Glas, Ranita. Schau in das Glas und stell dir vor, wie es gegossen wird. Stell dir den zarithianischen Lehrling vor, der Sand abmisst, Farbe abmisst. Sieh den Lehrling rühren, rühren, rühren. Sieh den Lehrling das Glas gießen, das Glas auf einen Steintisch gießen. Das Glas fließt gleichmäßig, es fließt weich. Das Lehrlingsmädchen zählt, während sie gießt. Zähle mit ihr, Ranita. Zähle mit dem Lehrling.«
    Rani hatte in ihren Büchern über die Gestaltung von Glas gelesen. Sie konnte die Hände eines Mädchens sehen, die Sand abmaßen. Sie konnte das goldene Feuer den Schmelztiegel küssen sehen. Sie konnte die Farbkörner sehen, wie das kostbare Kobalt das Glas färbte. Sie konnte den glatten Stein darauf warten sehen, seine geschmolzene Last zu empfangen. Sie konnte den Lehrling sehen, das Glas sehen, die Stimme des Mädchens hören, während sie den perfekten Guss abmaß. »Eins«, flüsterte Rani.
    »So ist es gut«, bestätigte

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