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Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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tat alles in ihrer Macht Stehende, ihren alten Augen einen mitfühlenden Ausdruck zu verleihen. »Kommt und setzt Euch zu mir ans Feuer. Sprecht mit mir, während ich arbeite.«
    Jalina trat zum Feuer und zog sich einen niedrigen Stuhl heran, während sie der Hexe bei der Arbeit zusah. »Was ist das?«, fragte sie, als Kella das erste Kräuterpäckchen öffnete.
    »Gemahlene Dararinde.«
    »Was bewirkt sie?«
    »Sie bringt tiefen Schlaf«, sagte Kella. Und sie log nicht vollkommen.
    »Und das?« Jalina sah zu, wie Kella das zweite Pulver abmaß, es mit vier schnellen, kreisenden Bewegungen in das erste rührte.
    »Pollen der Atalina-Blume.«
    Jalina schüttelte den Kopf, als murmele Kella Unsinn. »Und was bewirkt er?«
    »Er reguliert das Herz. Macht den Schlaf noch tiefer.« Das war erneut die nüchterne Wahrheit.
    Jalina fragte nicht nach den letzten beiden Bestandteilen, Pfefferminze und noch etwas anderes. Stattdessen beobachtete sie schweigend Kellas Mischen, beobachtete, wie die Kräuterhexe die Mischung von einem Becher in einen anderen schüttete, einmal, zweimal, dreimal, viermal. Jalinas Aufmerksamkeit wurde ein wenig von dem Kind abgelenkt, das am Herdfeuer spielte. Sie trat zu der Decke hinüber und nahm ihren Sohn hoch.
    Als Kella den Trank fertiggestellt hatte, sah Jalina sie mit dunklen, ernsten Augen an. »Erklärt mir noch einmal, warum dies nötig ist.«
    Kella dachte über die wahre Antwort nach. Sie könnte über den Soldatenmann sprechen, über den Mord, den sie in Crestmans Augen gesehen hatte, als er sie unter ihrem weißen Banner erwischte, über die Forderungen, die er gestellt hatte, darüber, wie er Kellas Leben bedroht hatte, wenn sie seinen Anweisungen nicht folgen würde. Sie könnte erzählen, wie sie erkannt hatte, dass sie niemals in Sarmonia bleiben könnte, dass die Schwestern ihr nie wieder vertrauen würden, sie den Rest ihres Lebens nie wieder einen Ratsuchenden an sich binden lassen würden. Sie könnte erwähnen, wie müde sie war, dass sie niemals gewollt hatte, dass alles so weit außer Kontrolle geriet.
    Aber sie hatte all die Netze der Täuschung nicht allein geschaffen. Jalina war für ihre eigenen Handlungen verantwortlich. Die junge Mutter hatte Kellas Hilfe unter falschem Vorwand gesucht. Jalina hatte sich im Wald als eine andere ausgegeben, hatte sich als einfache Frau verkleidet, als eine gewöhnliche Mutter, die einen gesunden Sohn zu gebären hoffte.
    Kella hätte sich weigern können, Jalina zu helfen, wenn sie die Wahrheit gekannt hätte! Sie hätte sich weigern können, in das Gewirr der Nordländer hineingezogen zu werden, in ihre widerstreitenden Bündnisse. Es war schön und gut für Kella, Zeit mit ihrem Reisenden verbracht zu haben, aber sie hatte niemals mit Crestman gerechnet, mit dem schluchzenden Pater Siritalanu, mit Rani Händlerin.
    Jalina hätte die Wahrheit sagen sollen. Die Lügen machten den Vertrag ungültig! Jalina war für das verantwortlich, was geschehen würde. Jalina hatte es bewirkt.
    Kella hob den Blick und begegnete der Besorgnis der Mutter. »Es wird Eurem Sohn helfen zu schlafen«, sagte sie. »Es wird den Mondfluch ergänzen, den wir ihm zuvor gaben. Hier. Gebt ihm einen Schluck. Gebt es auf seine Lippen. Lasst es ihn auflecken. Die Minze schmeckt gut. Der Trank ist süß.«
    Jalina zögerte noch immer. »Ich bin mir einfach nicht sicher… Er hatte keine wirklichen Probleme mit dem Schlafen, nicht mehr als jeder andere Junge in seinem Alter.«
    »Aber schläft er tief? Das ist es, was er braucht, um zu einem kräftigen und gesunden Mann heranzuwachsen.«
    »Ich…«
    »Dies ist wirklich ein mildes Heilmittel«, sagte Kella und nahm ihre scheltende Stimme an. »Wenn Ihr so sehr um Euren Sohn fürchtet, dann solltet Ihr zuerst davon trinken. Hier. Lasst einen Schluck oder zwei für den Jungen übrig, aber probiert es, wenn Ihr wollt.«
    Kella hielt ihr den Becher hin. Innerlich frohlockte sie darüber, dass Jalina es ihr leichter machte. Kella müsste keine List ersinnen, um die Mutter nach dem Kind zum Trinken zu bringen. »Nur zu. Ihr werdet sehen, wie harmlos es ist.«
    Jalina nahm den Becher. Sie roch daran, und dann berührte sie die Flüssigkeit vorsichtig mit der Zunge. »Es brennt nicht«, sagte sie, während sie den Trank schwenkte.
    »Warum sollte es?«
    »Man hat mir beigebracht, dass Gifte brennen. Vor langer Zeit, in dem Gildehaus, in dem ich aufwuchs.«
    Kella lächelte angespannt. »Und warum sollte ich Euch vergiften?

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