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Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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sterben, Hexe! Der König ganz Morenias wird dafür sorgen, dass ihr gestreckt und gevierteilt werdet.«
    »Ich habe getan, was ich tun musste«, sagte Kella und hielt sich an den Worten fest.
    Es überraschte sie nicht, als weitere Soldaten in den Raum drangen. Es überraschte sie nicht, als sie nach Jalinas Puls fühlten, als sie das Baby berührten. Es überraschte sie nicht, als sie sie auf die Knie stießen, als sie ihr die Hände hinter den Rücken zogen, als sie ihre Handgelenke zusammenbanden.
    Sie war jedoch überrascht – nur einen Augenblick –, als sie sah, wie das Messer angehoben wurde. Sie war bestürzt, als der Feuerschein auf dem Metall glänzte. Sie war von der Schärfe der Klinge eingeschüchtert, die in den Raum abstrahlte. Und sie war überwältigt von dem strahlenden Ausbruch der Sterne, der hinter ihren Augen stattfand, als der Knauf sie hart hinter dem Ohr traf.

 
    12
     
     
     
    Rani lag in Kellas Hütte auf dem Boden und bemühte sich, die Stunden zu zählen, die vergangen waren. Waren es acht gewesen? Neun? Lange genug, dass die Sonne untergegangen war und tiefe Nacht den Raum verdunkelt hatte.
    Vielleicht hatte sie einen Fehler begangen. Die Gefolgschaft würde sie vielleicht nicht holen. Gewiss, sie hatten mit Kella gehandelt, aber wer kannte die Bedingungen ihres Handels? Vielleicht würden sie Rani nicht holen, nicht heute Nacht, nicht am nächsten Tag oder am Tag darauf.
    Als die Schwestern Ranis verrücktem Plan zugestimmt hatten, hatte Kella ihre Rolle begeistert übernommen. Sie hatte alle Seile festgezogen, jeden Knoten doppelt überprüft. Rani hatte die raue Behandlung erduldet und sich an ihren Plan, an ihr Ziel erinnert.
    Aber sie würde es nicht lange ertragen, so verschnürt zu sein. Schon jetzt brannte der Durst auf ihrer Zunge. Ihr Magen knurrte so stark wie damals, als sie ein Glasmalerlehrling war.
    Zumindest, dachte sie gequält, lernte sie etwas Neues. Sie perfektionierte ihre Fähigkeit, im Wald zu überleben, die Kenntnis der Geräusche des Waldes, das Interpretieren von Zeichen. Zuerst hatte sie mit aus Verzweiflung geborener Wachsamkeit auf jede Bewegung außerhalb der Hütte gelauscht. Im Dämmerlicht herrschte überraschend viel Lärm – Vogelgesang, das Bellen eines Fuchses in der Nähe und Bäume, die im Wind rauschten.
    Als der Abend jedoch voranschritt, konnte sie nicht länger auf den Wald lauschen. Ihr Blut pochte zu laut in ihren Adern. Ihr Atem klang zu rau in ihren Lungen. Ihr Geist nährte ihre erschreckenden Geschichten, die Art Erzählungen, die sie sich selbst zugeflüstert hatte, als sie in die Glasmalergilde eintrat, als sie ein einsamer Lehrling war, der auf einem klumpigen Strohsack weinte.
    Niemanden kümmerte es, ob sie lebte oder starb. Die Schwestern hatten die Hütte verlassen. Sie würden niemals zurückkehren. Die Gefolgschaft würde sie nicht aufspüren, obwohl sie einst nach ihrem Blut verlangt hatten. Hal würde sie niemals suchen. Sein Leben war einfacher, wenn sie fort war. Mair könnte vielleicht kommen – aber nur, um über ihren Knochen zu lachen.
    Rani war vollkommen allein, ohne Familie oder Freunde.
    Und vielleicht, dachte sie, während sich ihr Magen vor Hunger verkrampfte, war das fair und gerecht. Sie hatte immerhin Laranifarso und Berylina sterben lassen. Sie hatte zugesehen, wie Crestman bei der Spinnengilde versklavt wurde. Sie hatte ein Messer gegen den Soldaten Dalarati erhoben, gegen einen hübschen, jungen Mann, der ihr nichts getan hatte, gleichgültig was sie zu dem Zeitpunkt geglaubt hatte. Sie hatte zugelassen, dass Dutzende von Glasmalern verstümmelt wurden. Sie hatte Prinz Tuvashanoran in seinen Tod gerufen.
    So viel Blut war durch sie und für sie vergossen worden. Sie musste für ihre Vergangenheit bezahlen. Sie musste tun, was in ihrer Macht stand, um die Waagschalen auszugleichen. Und diese Bezahlung konnte nur an die Gefolgschaft erfolgen, konnte nur an die geheimen Brüder erfolgen, die nun planten, die ganze bekannte Welt zu kontrollieren.
    Sie würde nicht mehr davonlaufen. Sie würde keine Fluchtmöglichkeit mehr suchen. Sie war bereit, der Gefolgschaft zu begegnen, sich ihnen zu stellen und die Bedrohung für immer loszuwerden. Sie war bereit, ihr Leben zurückzunehmen, selbst wenn dieses Leben dann verwirkt wäre.
    Die Hütte war sehr dunkel. Die Fenster lagen zu tief in den Mauern, als dass Sternenlicht hindurchgedrungen wäre. Rani erlaubte es ihren Augen, sich zu schließen, erlaubte es ihrem

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