Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin
sprechen darf.«
»Ihr und ich haben nichts miteinander zu tun, was vor meinem Volk verborgen bleiben müsste.« König Hamid klang über die Vorstellung verärgert. Er schaute zu seinen versammelten Lords, als befürchte er, Tovins Worte könnten sie beunruhigen. Welche seltsamen Bande dieser König an seinem Hof knüpfte… Rani sah sich um und begann, ein wenig mehr zu begreifen, wie die Dinge in Sarmonia verliefen.
König Hamid errang seinen Thron mit der Zustimmung seiner Lords, und er behielt diese Position nur so lange, wie sie zufrieden waren. Allein aus diesem Grund war er ihnen verpflichtet, aber nicht durch die guten, mächtigen Verpflichtungen eines Lehnsherren und seines Lehnsmannes. Er war vielmehr mit düstereren Banden an seine Lords gebunden, mit festeren Fesseln.
Wo Hal vielleicht zugestimmt hätte, mit Tovin unter vier Augen zu sprechen – in der Vergangenheit viele Male zugestimmt hatte – konnte sich König Hamid keine Ungehörigkeit leisten. Er konnte nicht zulassen, dass seine Lords sich auch nur einbildeten, mit dem Gaukler könnten Heimlichkeiten stattfinden. Wenn jene Lords sich bedroht fühlten, könnten sie zu einer neuen Wahl aufrufen. Sie könnten Hamid von seinem Posten verbannen.
Und Tovin Gaukler verstand das. Der Mann konnte Muster ebenso gut erkennen wie Rani. Er verstand die Bande zwischen jenen, die sich seine Gauklergeschichten ansahen, zwischen jenen, die seine Truppe fördern könnten. Tovin wusste, dass König Hamid einem Gespräch unter vier Augen nicht zustimmen konnte. Daher musste der Spieler in Wahrheit wollen, dass seine Worte von allen im Raum gehört wurden. Er wollte, dass Rani seine Worte hörte.
Wenn es noch irgendeinen Zweifel geben konnte, so wurde dieser zerstreut, als Tovin ihrem Blick direkt begegnete. »Euer Majestät«, sagte er zu König Hamid, »es hat hier ein Missverständnis gegeben. Eure Männer glaubten, sie hätten in Eurem Wald gewöhnliche Eindringlinge aufgehalten. Stattdessen haben sie wichtige Menschen aus dem Norden gefangen genommen.«
Nein! Hal hatte erwählt, seine wahre Identität nicht zu enthüllen. So viel war aus seiner Entscheidung, Puladarati seine Sache vertreten zu lassen, offensichtlich. Wenn Hal zugab, wer er war, wenn er erklärte, dass er ein König war, dann würde er auch erklären müssen, warum er in Sarmonia war. Er würde zugeben müssen, dass ein Heer in Morenia eingefallen war, dass eine Flotte den Hafen blockiert hatte. Er würde dem sarmonianischen Monarchen keine andere Wahl lassen, als seine Absichten in der Schlacht zu erklären, die zu Hause ausgebrochen war. König Hamid wäre gezwungen, sich für oder gegen Morenia auszusprechen, für oder gegen das geistige Zentrum Brianta, das reiche Land Liantine.
Und Rani erkannte, dass diese Gefahr noch mehr Komplikationen beinhaltete. Wenn Tovin Hals Namen aussprach, könnte er die Gefolgschaft vor der Anwesenheit der Morenianer warnen. Wer wusste, wie viele Mitglieder des Geheimbundes in den Schatten der großen Halle lauerten? Wer konnte sagen, welche Sarmonianer nachts dunkle Kapuzen trugen, zu Geheimtreffen zogen und geheime Treueschwüre leisteten? Die Gefolgschaft hatte geschworen, Hal zu vernichten. Ihn öffentlich zu benennen, könnte seine Ermordung zur Folge haben.
»Tovin!« Rani hörte, wie der Name aus ihrer Kehle drang.
Bevor der Gaukler reagieren konnte, sprang König Hamid auf und bestürmte Tovin mit Fragen. »Ihr kennt diese Frau? Ihr kennt diese Verbrecher?«
Der Gaukler schaute zu Rani, bevor er selbstbewusst einen Schritt auf König Hamid zu tat. »Ja, Euer Majestät. Ich kenne diese Frau gut. Sie ist die Schutzherrin meiner Truppe, meine Förderin zuhause in meinem Heimatland. Ich bitte demütig darum, ihr dieselbe Erlaubnis zu erteilen, die Ihr mir und meiner Truppe erteilt habt, dieselbe sichere Durchreise durch die nördlichen Wälder.«
Rani sah Tovin an, während widerstreitende Gefühle in ihr tobten. Zuerst war sie erleichtert darüber, dass er zu ihren Gunsten eingriff. Wenn man ihre erboste Trennung bedachte, hatte sie nicht erwartet, jemals wieder mit ihm zu sprechen. Sie wollte ihm jedoch nichts schulden. Sie konnte den Gedanken nicht ertragen, in seiner Schuld zu stehen.
Ohne Ranis inneren Aufruhr zu bemerken, fragte König Hamid den Gaukler: »Und ihr Name?«
Da. Tovin würde die Frage beantworten, und die Gefolgschaft wäre informiert. Sie würden wissen, dass sie sie hier in Sarmonia fänden. Sie würden wissen, dass Hal in
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