Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin
dieses Gambit erfolgreich wäre, wenn es ihm gelänge, seinen Weg nach Morenia zurückzufinden, zu seinem Thron, zu seiner Schatzkammer. Sonst wären alle Schulden mit Hals Vernichtung beglichen.
Tovin deutete mit dem Arm in die Schatten, zu Hal. »Dann stelle ich Euch meinen Freund vor, Euer Majestät.«
Hal versicherte sich, dass er seine Hand von der Tasche an seinem Gürtel fortgenommen hatte, bevor sich aller Augen in seine Richtung bewegten. Es wäre nicht gut, wenn die Sarmonianer annähmen, er taste nach irgendeiner Waffe. Er betonte seine Arglosigkeit, indem er die Achseln zuckte, seine Handflächen nach oben drehte und ihre helle Haut zeigte wie eine Friedensfahne auf dem Schlachtfeld. Er zwang sich, aufrecht zu stehen, die Schultern zu straffen.
Und dann trat er auf Hamid zu und vollführte die knappe, höfische Verbeugung eines Mannes vor einem Gleichgestellten. »König Hamid«, sagte er und mied sorgfältig jeglichen übertriebenen Titel, während Puladarati und Farso wie eine Ehrengarde ihre Plätze hinter ihm einnahmen.
Hal hob den Blick rechtzeitig, um Zorn über das Gesicht des Sarmonianers flackern zu sehen. Aus der Perspektive des Königs aus dem Süden war ihm gerade eine ernstliche Beleidigung zuteil geworden. Er wurde gekränkt, vor seinem gesamten Hof in Verlegenheit gebracht. Hal hatte nicht viel Zeit, seine Haltung klarzumachen, hatte nicht viele Herzschläge Zeit zu erklären, was vor sich ging.
»Wir fühlen uns geehrt, dass Ihr uns an Eurem Hof willkommen heißt, Bruder.« Hal ließ die Worte herzlich, ausgelassen klingen, als wäre er gerade nach einer guten Tagesjagd in die sarmonianische Halle zurückgekehrt.
Hamid warf einen raschen Blick zu einem seiner Gefolgsleute, dem Hofherold, der an der Wand stand. Der Mann nahm Zuflucht zu einem Achselzucken. Er erkannte Hals Gesicht oder die Gestalten seiner Gefährten eindeutig nicht. »Wir?«, fragte Hamid, bevor die Pause peinlich wurde. Seine Stimme klang trocken, skeptisch.
»Wir hoffen, dass Ihr nicht schlecht über unseren treuen Gefolgsmann Tovin denken werdet«, fuhr Hal unbeirrt fort und vollführte eine Handbewegung, um den Gaukler in den Kreis seiner Macht einzubeziehen, während er gleichzeitig versuchte, seinen Lehnsmann freizusprechen. »Der Gaukler hat ausschließlich auf unseren Befehl hin gehandelt.«
»Befehl? Welche Macht glaubt Ihr an meinem Hof innezuhaben?«
»Die Macht des Botschafters, hoffe ich«, sagte Hal, und dann streckte er die Hände aus und offenbarte sein Handgelenk, so dass das große Siegel an seinem Finger das Licht einfing: J für Jair, für den Vorfahren seines Hauses.
Der Herold erkannte das Symbol. Der alte Mann trat an die Seite seines Königs und beugte sich nahe zu ihm, um Hamid etwas ins Ohr zu flüstern. Hal wartete, spürte die Anspannung in der Menge hinter sich wachsen. Flüstern erklang. Scharfe Augen drangen zwischen seine Schulterblätter.
»Halaravilli ben-Jair«, sagte Hamid, und der Name klang fast wie ein Fluch. »Ihr kommt in meine Halle, Morenianer, obwohl die Hälfte der bekannten Königreiche Euch sucht.«
»Vermutlich mehr als die Hälfte«, erwiderte Hal und zwang ein Lächeln auf seine Lippen. »Mit Gewissheit mein eigenes Land und meine Feinde aus Liantine und Brianta.«
»Und Eure Gefolgsleute in Amanthia zweifellos ebenfalls«, sagte Hamid, denn der Herold flüsterte ihm weitere Informationen zu. »Herzog Puladarati, Lord Farsobalinti.« Hamid nickte zum Gruß, eindeutig abmessend, kalkulierend. »Wir sollten geehrt sein, dass Ihr Sarmonia für Euren Aufenthalt erwählt habt, Halaravilli ben-Jair. Wir vertrauen darauf, dass unsere Große Lichtung Euren Beifall fand?«
»Sie entsprach unseren Bedürfnissen«, sagte Hal glatt. Er konnte Hamids Zorn erkennen. Der König ärgerte sich darüber, in die Politik der umliegenden Königreiche hineingezogen zu werden. »Jene Bedürfnisse waren groß, Mylord, und unsere Mission geheim.«
Hal zwang sich, seine Aufmerksamkeit weiterhin auf Hamid zu richten. Es war keine Zeit, sich zu fragen, wer von der Gefolgschaft zusah. Er durfte nicht darüber spekulieren, wer die Halle vielleicht bereits verlassen haben könnte, wer die Nachrichten vielleicht zu Dartulamino und Crestman tragen könnte.
Der Erste Gott Ait hat am Anfang begonnen, erinnerte Hal sich und zog kalten Trost aus dem vertrauten Kinderspruch. »Wir möchten mit Euch sprechen, Mylord«, sagte er. »Vertraulicher, als es in dieser Halle möglich ist.«
Hamid
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