Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin
an die Zukunft.
Und doch durfte Hal seine eigenen Entscheidungen treffen. Auch wenn alle Mitglieder seines Rates anderer Meinung waren, hatte Hal seinen Thron durch die göttliche Wahl des Ersten Gottes Ait und all der Tausend inne. Hal regierte, weil der Erste Pilger Jair regiert hatte. Er konnte nicht von seinem Thron abgewählt werden. Seltsames Sarmonia, wo Hamid direkt an seine Wahlmänner gebunden war, daran gebunden war, sie und alle ihre Landbesitzer zufriedenzustellen! Wie konnte irgendein König länger als eine Saison regieren, wenn er so vielen gerecht werden musste?
Hamid nickte seinen Wahlmännern einmal zu und sah dann Hal mit zusammengekniffenen Augen an. »Gut. Wir haben meine Halle verlassen, damit wir offen miteinander reden können, ohne die Notwendigkeit, sich zu präsentieren und sich vor den dort versammelten Menschen zu rühmen. Was wollt Ihr mir sagen, Halaravilli ben-Jair?«
Hal nickte Rani einmal zu. Er konnte ihre Nervosität er kennen, aber ihre Stimme klang ruhig, als sie für ihn antwortete. »Ich, Rani Händlerin, spreche für meinen König. Wir kommen als Botschafter nach Sarmonia, Euer Majestät. Wir bieten Reichtümer, die Euer Königreich nicht ablehnen kann.«
Wenn Hamid überrascht darüber war, dass eine Frau für einen König sprach, gelang es ihm, das Gefühl zu verbergen. Stattdessen zog sich ein spöttisches Lächeln um seine dünnen Lippen. »Reichtümer? Von einer Gruppe Nordländer, die sich in meinem Wald verbergen? Von einer Frau angeboten, die beim ersten Mal, als sie an meinem Hof zu sprechen wagte, einen falschen Namen angab?«
»Reichtum, Euer Majestät, von einer Abordnung Adliger, die sich die Zeit nahmen herauszufinden, wie Ihr ihnen helfen könntet.« Rani hielt einen Herzschlag lang inne und fügte dann hinzu: »Und sie Euch.«
Die Wahlmänner schraken bei diesen Worten zurück, und Hal unterdrückte ein Zucken. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, durchblicken zu lassen, dass Hamid die Nordländer brauchte. Sie standen wie Bittsteller in dem Arbeitsraum, nicht wie gleichwertige Parteien eines fairen Handels. Hamid lachte polternd. »Sie sollen mir helfen? Vielleicht seid Ihr in meinem Wald erkrankt, Varna, äh, Rani Händlerin. Euer Gehirn scheint erweicht, wenn Ihr glaubt, ich brauchte von Herumschleichern in meinem Wald irgendwelche Hilfe.«
»Ich bin in Euren Wäldern nicht erkrankt. Aber ich habe meine Zeit in Eurem Wald genutzt. Ich habe den Erzählungen über Euer Königreich zugehört, Euer Majestät, den Gerüchten der Macht.«
»Macht?« Hamid schien über Ranis Worte tatsächlich verblüfft, während sich seine Wahlmänner unbehaglich regten. Wo führte Rani diese Verhandlung hin? Warum hatten sie ihre Worte nicht am Vorabend ausgearbeitet? Hal hatte seine ganze Zeit damit verbracht, mit Tovin zu argumentieren, er hatte darüber gestritten, wie sie eine Audienz bei Hamid erreichen könnten. Er hatte sich nicht angemessen auf das konzentriert, was er sagen würde, wenn der Dialog begann. Er hatte nicht genug Zeit mit Rani verbracht.
Natürlich hätte es, dachte er aufrichtig, wohl kaum einen Unterschied gemacht. Wann hatte Rani ihm das letzte Mal zugehört? Wann hatte sie das letzte Mal in irgendeinem Fall das getan, was er wünschte?
»Ja«, sagte Rani. »Macht, Euer Majestät. Jene, die in Eurem Wald weilen, erfahren viele Geheimnisse, bei Jair.« Hal begriff, was Rani tat, erkannte, dass sie versuchte, eine Reaktion von einem der Wahlmänner zu bewirken. Ihr Versuch schlug jedoch fehl. Keiner der drei Männer zuckte beim Namen des Ersten Pilgers zusammen. Sie fuhr fast ohne Pause fort. »Wir hören Gerüchte über jene, die gegen Euch vorgehen wollen. Wir beobachten nächtliche Treffen, geheime Versammlungen unter dem Vollmond.«
Hamids Augen verengten sich noch stärker. Hal fragte sich, ob der Mann durch die Schlitze tatsächlich noch etwas sehen konnte. Der Sarmonianer schaute zu seinen Wahlmännern, bevor er bellte: »Wenn Ihr etwas über Verräter in unserer Mitte wisst, dann sagt es uns augenblicklich. Wir werden keine Wortspiele tolerieren.«
Rani reckte das Kinn. »Ich spiele keine Spiele, Euer Majestät. Das verspreche ich Euch.«
Der König ganz Sarmonias beurteilte die anmaßende Frau vor sich. Ranis Finger bewegten sich einmal über ihre Kleidung. Vielleicht erinnerte der Stoff sie an andere Kämpfe, die sie ausgefochten hatte, an die Spinnen, die sie Liantine gestohlen hatte, an die klugen Verhandlungen, die sie einst
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