Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin
errichten?«
Tovin zeigte so wenig Besorgnis, als ob er gerade seiner Mutter für einen Tand oder eine Extraportion Pastete schöntun würde. Hal beneidete den Mann. Der Gaukler lächelte und zuckte die Achseln. »Ja, Euer Majestät. Jene Gunst hat uns natürlich gut gedient, und es war uns eine Ehre, dass wir Eure Gastfreundschaft heute Abend auf der Bühne wiedergutmachen durften. Ich möchte Euch jedoch um noch etwas bitten.«
Hamids Adlige sahen ihren König erwartungsvoll an, denn sie waren eindeutig neugierig darauf, wie er mit einer solch ungewohnten Forderung umgehen würde. Welchen Grund hatte Hamid, den Gauklern noch mehr zu gewähren? Die reisende Truppe würde ihm wohl kaum bei seinen Wahlmännern helfen.
Wie um ihre Rechte zu schützen, traten mehrere Adlige vor und nahmen eine kriegerische Haltung ein. Hal beobachtete, wie drei der nächststehenden Wahlmänner stolz die Brust reckten und Aufmerksamkeit auf die dortigen Symbole zogen, auf die Pergamentschriftrollen und Schreibfedern. Dies waren die Männer, die König Hamid zum Erfolg verholfen hatten, schienen sie zu sagen, und sie konnten diesen Erfolg wieder zunichtemachen, wenn er einem Außenseiter gegenüber unangemessene Gunst zeigte.
Tovin schien für die sarmonianische Politik blind zu sein. »Schaut, Euer Majestät!« Er deutete auf die Bühne. »Die Lehre aus unserem kleinen Stück war eindeutig! Der Schafhirte wurde um drei Dinge gebeten, und seine Reichtümer vermehrten sich jedes Mal, wenn er etwas von sich hergab.«
»Euer Stück sollte mich also vorbereiten? Ihr werdet drei Gunstbezeugungen erbitten?« Hamids Tonfall klang trocken, und er hoffte eindeutig, die Bitte des Gauklers abschlagen zu können.
»Nein, Euer Majestät.« Tovin lachte ansteckend und ließ seine kupferfarbenen Locken den Fackelschein einfangen. »Ein König ist mächtiger als alle Schafhirten auf der Welt.
Eine Gunst von einem König ist unendlich viel mehr wert als drei von einem Schafhirten.«
»Eine.« Hamids Aussage klang vorsichtig.
»Ja. Und es ist etwas, was Ihr mühelos gewähren könnt, Euer Majestät. Vielleicht werdet Ihr an der Erfüllung der Bitte wachsen, wie der Schafhirte in unserem Stück. Ihr werdet wachsen, und ich werde wachsen, und dann kann ich in Zukunft noch mehr Gefälligkeiten erbitten.«
Die versammelten Adligen, sogar die Wahlmänner, warteten auf Hamids Lächeln, bevor sie über Tovins Unverschämtheit lachten. Der König winkte mit einer juwelengeschmückten Hand ab, als wäre er überlistet worden. »Ihr werdet mich weiterhin bedrängen, wenn ich nicht nachgebe. Das habe ich gelernt, als Ihr um Rechte für die Lichtung batet und erneut, als Ihr darauf bestandet, dass es Eurem Förderer erlaubt sein müsse, sich Euch anzuschließen. Nur zu, Tovin Gaukler. Tragt Eure Bitte vor.«
Tovin trat einen einzigen Schritt vor, und sein Blick wurde scharf. Hal fragte sich plötzlich, ob er dem Mann vertrauen konnte. Könnte Tovin sich vielleicht gegen ihn wenden? Könnte Tovin tatsächlich für die Gefolgschaft arbeiten, gegen Hal und Morenia und alles, was damit zusammenhing?
Dann war der gefährliche Moment vorüber. Der Gaukler lenkte Hamids Aufmerksamkeit mit einer ausgreifenden Geste auf Hals dunkle Ecke. »Ich bitte Euch nur um Folgendes, Euer Majestät. Sprecht mit meinem Freund. Er möchte Euch einige Fragen stellen.«
»Fragen?« Hamid spähte in die Schatten, offensichtlich überrascht über die Bitte. »Er kann warten, bis ich in zwei Wochen Hof halte.«
»Seine Fragen sind drängender, Euer Majestät. Er braucht Euch jetzt!« Tovin verlieh seinen Worten mit seinem Gauklerkönnen Nachdruck. »Mehr erbitte ich nicht, Euer Majestät. Sprecht mit meinem Freund, und dann werden meine Gaukler Euch zur Verfügung stehen – um für Euch zu spielen oder Euren Hof zu verlassen, was auch immer Ihr wünscht.«
Hamid mass Tovin sorgfältig, mit halb geschlossenen Augen ignorierte er seine Adligen mit ihren fragenden Blicken. »Nun gut, Gaukler«, sagte er schließlich. »Was auch immer ich gebiete.«
Tovin verneigte sich tief. »Ihr seid höchst großzügig, Euer Majestät.«
Hal bemerkte den scharfen Blick, den Tovin in seine Richtung warf, die sichere Ankündigung, dass Schulden auf der Bühne der Gaukler in andere Hände übergingen. Hal nickte einmal, nahm den neuen Handel an. Ja. Er würde Tovin später bezahlen, mit Geld bezahlen, wenn er nichts sonst ausmachen konnte, was der Gaukler von ihm wollte. Das hieß, mit Geld, wenn
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