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Die gläserne Welt

Die gläserne Welt

Titel: Die gläserne Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Hoff
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einfach den Blick nicht gleich wieder losreißen, als er mir in die Augen schaute. Und wie sah er mir in die Augen! Als ob da plötzlich ein Feuer entzündet sei. Wenn es so etwas wie Liebe auf den ersten Blick gibt, dann hat es bei mir und Wilbur gezündet. Warum muß ich seit jener Stunde immer nur an ihn denken? Ich glaube wahrhaftig, ich könnte dich lieb haben, Wilbur! Es ist nur gut, daß dein Bruder mich jetzt nicht belauschen kann. Sonst wäre es vielleicht aus zwischen euch beiden.
    In Wirklichkeit hatte George doch gerade zufällig diese Gedanken des Mädchens belauscht.
     
    Der Polizeipräsident setzte sich gleich, nachdem er die Tafts verabschiedet hatte, mit dem Ministerium in Verbindung; die Angelegenheit kam ihm außerordentlich wichtig vor.
    Der Minister, ein weitblickender, welterfahrener Mann, der schon mit vielen Erfindern zu tun gehabt hatte, erkannte sofort die große Bedeutung der neuen Sache – erkannte gleich auch die Vorteile und die Schwierigkeiten. »Der Allgemeinheit«, erklärte er, »kann die Erfindung natürlich nicht überlassen werden. Das sehen Sie doch wohl auch ein, Herr Präsident?«
    Glifford nickte. »Ich habe sogar die Brüder bereits verpflichtet, den Apparat nicht in andere Hände zu geben. Morgen bringe ich eine entsprechende Verfügung heraus. Hier muß der Staat eingreifen und die Angelegenheit in die Hand nehmen.«
    »Ja«, erwiderte der Minister, »und nur der Staat bestimmt, wer sich des Apparates bedienen darf. Dafür, daß dadurch die Brüder Taft wirtschaftlich nicht benachteiligt werden, muß man Vorsorge treffen. Ungeheuerlich ist die Bedeutung dieser Erfindung für Sie – ich meine damit: für die Polizei, der Sie vorstehen. Ein rasches Absinken der Kriminalität wird die Folge sein.«
    »Drei Morde, die beabsichtigt waren«, erklärte Glifford, »konnten bereits verhindert werden – zwei geschehene wurden aufgeklärt. Leider bleibt man da vorläufig noch auf den Zufall verwiesen.«
    »Auch das wird wohl später noch anders werden«, erwiderte der Minister, »aber wenn, sagen wir zehn bis zwanzig Beamte stündlich herumhorchen, werden sie schon eine ganze Schar von Verbrechern entdecken. Es brauchen ja nicht nur Mörder zu sein. Es gibt genug andere schwere Verbrechen. Im übrigen dürfte es äußerst abschreckend wirken, wenn jeder Halunke gewärtig sein muß, daß seine Absichten sogar vor der Ausführung schon der Polizei offenbar werden können.«
    »Die Polizei wird sich also zunächst einmal mehrere Apparaturen sichern.«
    »Jawohl, und so schnell wie möglich. Kaufen Sie die Geräte von den Erfindern auf Staatskosten an, organisieren Sie die Geschichte. Ich beauftrage Sie damit. Der Staat übernimmt die Lizenzerteilung, er leiht die Geräte an die Leute aus, die davon Gebrauch machen dürfen, und wer das sein soll, hat ein Gesetz zu bestimmen, das ich beim Parlament beantragen werde.«
    »Ich denke an Ärzte, Wissenschaftler, – vielleicht auch einige Auskunfteien.«
    »Darüber möchte ich nicht von mir aus entscheiden«, erwiderte der Minister, »die Angelegenheit muß vor das Parlament. Dort werde ich entsprechende Vorschläge machen. Sichern Sie zunächst, sagen wir: zwanzig Apparate, der Polizei. Alles weitere wird sich finden.«
     
    George nahm die Kontakte ab. Er ist bis unter die Haarwurzeln blaß geworden. Gloria liebte Wilbur, das stand nun fest, daran war nicht mehr zu zweifeln. Also verhielt es sich, wie er befürchtet hatte. Und hatte sich nicht auch sein Blick sofort in Liebe an dem jungen Mädchen verfangen? Sollte er künftig ruhig mit ansehen, wie sie und der Bruder – damned! Nicht auszudenken!
    Er fühlte Haß in sich aufsteigen; etwas, was er dem Bruder gegenüber bisher noch niemals empfunden hatte. Seit frühester Jugend hatten sie immer in Harmonie miteinander gelebt. Sie hatten sich nicht nur glänzend verstanden – bei allen ihren Bestrebungen hatten sie sich dazu auch noch in der glücklichsten Weise ergänzt. Er, George, war Theoretiker, Wilbur führte seine Ideen der Praxis zu. Früh verwaist, hatten sie sich schon als ganz junge Menschen kurz entschlossen auf eigene Füße gestellt. Sie hatten sich schlecht und recht durchgeschlagen, hatten sich auf die Konstruktion und Ausführung neuer Radio- und Fernsehapparate verlegt. Als George einmal in einer medizinischen Zeitschrift über elektrische Schwingungen bei der menschlichen Gehirntätigkeit las, meinte er: »Ob man nicht solche Schwingungen auch empfangen und damit

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