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Die gläserne Welt

Die gläserne Welt

Titel: Die gläserne Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Hoff
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besichtigen.«
    »Das bleibt Ihnen immer noch. Die läuft Ihnen nicht davon. Kommen Sie in den ›Regatta-Klub‹!«
    »Wenn Sie es durchaus wünschen – ich komme. In den Klub also. Well!«
    Seufzend und sehr nachdenklich legte Gloria den Hörer in die Gabel zurück.
    »Du sollst in den Klub kommen?« fragte die Tante, und ihre Stimme verriet, daß sie darüber befremdet war.
    »Da stimmt etwas nicht«, meinte Gloria, »er hat auch so eigentümlich erregt gesprochen.«
    »Es hängt gewiß mit dem Zeitungsartikel zusammen, den du eben gelesen hast«, behauptete Mrs. Kennedy. »Vielleicht kannst du dem jungen Mann mal den Kopf ein wenig zurechtsetzen. Das tut bitter Not bei ihm. Wo denkt er hin? Gerade jetzt, wo der Erfolg vor der Türe steht, die große Erfindung im Stiche lassen? Der Bursche ist wohl verrückt!«
    Gloria bestieg ihren Packard. Bob, ein Schwarzer, ihr Leibchauffeur, mußte neben ihr Platz nehmen. In einem unvorschriftsmäßigen Tempo raste sie durch den wilden Verkehr.
    George befand sich bereits im Klub. Er hatte im Restaurant an einem Fenstertisch Platz genommen. Von hier aus genoß man einen prächtigen Blick auf den Hafen. Kleine und große Boote, Motorjachten, Barkassen – und in der Ferne größere Schiffe: Segler, Dampfboote, Überseedampfer, wiegten sich auf der im starken Sonnenlicht glitzernden Flut.
    Vor George stand eine Flasche Sekt und eine Schale mit Austern. Toast. Seine Wangen waren gerötet. Mit funkelnden Augen schaute er Gloria an, als sie zu ihm trat. Er sprang auf. »Erst wollen wir mal etwas frühstücken«, schlug er nach der Begrüßung vor, »das hält Leib und Seele zusammen. Kommen Sie, Gloria, setzen Sie sich. Der Jachtverkäufer kann warten, bis wir die Sache besprochen haben.« Er zog eine Fotografie aus der Tasche. »Sehen Sie bitte: das ist das Boot. Betrachten Sie es sich mal genau.«
    »Offenbar sind Sie schon unter die Großkapitalisten gegangen, George!« erwiderte Gloria, während sie Platz nahm und das Foto betrachtete. »Ein schmuckes Boot!« Sie paßte sich seiner freudigen Stimmung an. »Diese Jacht«, meinte sie, »wird wohl nicht unter 10 000 Dollar zu haben sein.«
    George goß ihr Sekt ein. »13 000«, erwiderte er, »vielleicht kann man handeln. – Kapitalist? Ja, ja. Man hat uns vorerst einmal eine Lizenzgebühr von hunderttausend Dollar bewilligt. Die Summe wurde sogar schon ausgezahlt. Ich habe sofort meinen Anteil genommen.«
    »Das klingt ja, als hätten Sie sich mit Wilbur bereits auseinandergesetzt«, sagte Gloria, wobei sie einen Teller mit Austern dankend zurückschob. Dafür bestellte sie eine Platte mit kaltem Geflügel für sich.
    George brummte: »Ja. Auseinandersetzung. Dazu kommt es nun wohl. Ich will von dem ganzen Kram nichts mehr wissen.«
    »Davon habe ich bereits in der Zeitung gelesen«, erwiderte Gloria und tat einen Schluck aus dem Sektglas, »aber mein Gott – warum denn auf einmal? ›George macht nicht mehr mit!‹«
    Um ihren fein geschwungenen Mund lag ein spöttischer Zug. »Wozu gleich dieses kindliche Auftrotzen, lieber Freund?«
    Georges Züge umdüsterten sich. »Ich lasse mich nicht wie einen Verbrecher behandeln«, erwiderte er gereizt, »belauschen! Beobachten! Das können sie mit anderen machen. Doch nicht mit mir! Solange man diese Absicht aufrecht erhält, mache ich nicht mehr mit. Auch habe ich wirklich genug gedarbt. Sie können gar nicht ermessen, welche Entbehrungen wir, Wilbur und ich, immer auf uns nahmen, um diese Erfindung zu Ende führen zu können. Jetzt will ich endlich einmal mein Leben genießen, in vollen Zügen. Jawohl!«
    Zur Bekräftigung seiner letzten Worte hatte George auf den Tisch geschlagen. Die Gläser klirrten. Gloria schaute ihn traurig an. »Also wollen Sie Ihren Bruder einfach im Stich lassen?« fragte sie. »Wenn ich nicht irre, hatten Sie sich doch mit ihm immer glänzend verstanden!?«
    George betrachtete Gloria mit einem verzehrenden Blick. »Verstanden? Ja; aber jetzt verstehen wir uns eben nicht mehr.« Es war, als reiße er sich plötzlich zusammen. Seine Stimme veränderte sich; war sie eben noch düster und verhalten gewesen, so wurde sie nun auf einmal ganz hell und klar, fast wieder wie eine Knabenstimme. »Aber lassen wir das«, sagte er, »schauen wir auf die Dinge, die vor uns liegen – und freuen wir uns! Freuen wir uns an den Früchten, die zum Pflücken reif und bereit sind, nicht wahr? Sie müssen mich dabei unterstützen, Gloria! Ihre Gegenwart ist das Licht, ist

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