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Die gläserne Welt

Die gläserne Welt

Titel: Die gläserne Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Hoff
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schon für mich mit!« Man spürte in seinen Worten die Eifersucht. Aber dann hatte er sich gleich wieder einem Handwerker zugewandt, der einen Schrank aufstellte.
     
    Endlich war der Betrieb in Ordnung. Mit der Fabrikation konnte begonnen werden. Siebenhundert Menschen richteten sich nach den Weisungen des berühmten Erfinders. Zweiundzwanzig davon arbeiteten im Konstruktionsbüro.
    Transmissionen schwirrten, Fräsmaschinen und Drehbänke begannen ihr surrendes Spiel. Wilburs Brust war vor Stolz geschwollen. Dies alles ist nun aus seiner und Georges Arbeit hervorgegangen.
    George! Es war eine Schande: er fehlte sogar bei der Einweihungsfeier. Wilbur mußte die Rede halten, mußte überall spöttisch-fragenden Blicken begegnen, wo nur der Name des Bruders fiel. Ja – George war auf ein falsches Gleis geraten. Offenbar stieg ihm der Erfolg zu Kopf.
    Zu schade, daß man sich selber die Hände gebunden und dadurch jetzt nicht die Möglichkeit hatte, ihn zu belauschen. Aber – ein neuer Gedanke blitzte in Wilbur auf! – Gab es nicht doch eine Möglichkeit? Gab es nicht einen anderen, der nicht an diese Abmachung gebunden war, der aber gleichfalls den Bruder belauschen konnte?
    Wilbur schwang sich in seinen Wagen und fuhr zu Gruth.
     
    Der ehemalige Nachbar – inzwischen hatten die Tafts eine große Wohnung auf dem Fabrikgelände bezogen – streckte dem jungen Erfinder freudig die Hand entgegen. »Da sind Sie ja, Wilbur! Ich habe Sie schon erwartet. Setzen Sie sich!«
    »Erwartet? Sie erwarteten mich?« fragte Wilbur erstaunt, »aber ich hatte mich doch gar nicht bei Ihnen angemeldet.«
    »Ich habe sogar Ihretwegen meinen Dienst früher abgebrochen«, erwiderte der Inspektor lächelnd, »zufällig war ich gerade auf Ihre Gedanken eingeschaltet gewesen. Sie brauchen mir also auch nicht erst zu erklären, warum Sie gekommen sind. Sie wollen Näheres über George wissen, der Ihnen äußerlich so wie innerlich völlig entglitten ist. Die Gründe hierzu sind Ihnen nicht ganz verständlich. Aber ich kann Ihnen alles erklären, mein Freund. Auch Ihren Bruder habe ich bereits mehrfach belauscht. Schließlich gehört das zu meinem Pflichtenkreis. Eigentlich muß ich ja schweigen darüber, aber hier darf ich doch wohl eine Ausnahme machen – jedenfalls mache ich sie, da es zum Guten geschieht. Ich kann nicht mehr länger mit ansehen, wie Sie im Dunkeln tasten und wie Sie sich quälen.«
    »Ich glaube auch, daß Sie eine gewisse Offenheit mir gegenüber verantworten können«, erklärte Wilbur, »was hat meinen Bruder nur auf die verrückten Ideen gebracht?«
    »Ich darf also offen sein? Well!« Der Inspektor zündete sich etwas umständlich eine dicke Zigarre an. »Also hören Sie, Wilbur, – Ihr Bruder ist eifersüchtig. Er ist verbittert, weil Sie und nicht er der Auserwählte der schönen Gloria ist. Diese Verbitterung hat ihn umgeworfen.«
    »Also wissen Sie, daß – Herr Inspektor, ich glaube ja auch, daß sie für mich etwas übrig hat. Aber ob sie mich wirklich liebt –?«
    »Dahingehend kann ich Sie völlig beruhigen, Wilbur. Ja, Gloria liebt Sie!«
    Wilbur sprang jäh empor. »Liebt mich? Liebt mich?« rief er, »woher wissen Sie das? Haben Sie etwa auch die junge Dame belauscht?«
    Gruth wehrte energisch ab. »Nein – wie könnte ich das? Ist mir doch ihre Schwingungszahl nicht bekannt. Aber ein anderer hat es bereits besorgt, der die Zahl wissen muß.«
    »Wie? Ein anderer? Wissen? Die Schwingungszahl? Aber das könnte doch nur mein Bruder sein!«
    »Ja. Ihr Bruder. Und dadurch hat er erfahren, daß Gloria Burns nicht ihn, sondern Sie liebt, mein junger Freund.«
    »Und – warum geht sie dann trotzdem so viel mit ihm aus?«
    »Weil sie versuchen will, ihn auf den Weg der Vernunft zurückzubringen – und zwar auch wieder in Ihrem Interesse, und im Interesse Ihrer gemeinsamen Arbeit, Verehrtester. Aber – hm –« Der Inspektor brach stockend ab. Wilbur schaute ihn fragend an. »Was denn: aber? Sie wissen mehr!«
    »Ihr Bruder läßt ihr den schönen Glauben, damit er sie nicht verliert.«
    »Natürlich haßt mich mein Bruder jetzt – hegt vielleicht gar mir gegenüber die schlimmsten Gedanken –?«
    Gruth blickte an seinem Besucher vorbei durchs Fenster. Er zuckte mit den Achseln. »Mag schon sein«, gab er zu, »ist sogar anzunehmen.«
    »Darf ich Sie bitten, ihn weiterhin zu belauschen, Inspektor? Gerade auch darauf hin? Vielleicht droht mir Gefahr.«
    »Vorerst glaube ich kaum. Aber – ich werde

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