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Die gläserne Welt

Die gläserne Welt

Titel: Die gläserne Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Hoff
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alles erfahren? Wie wäre es, wenn man ihr das verschweigt? Wenn man den Leuten die Illusion ließe?«
    »Verschweigen? Verschweigen? Das gibt es doch heute nicht mehr!« äußerte der Kaufhausbesitzer, »bald wird es jedermann wissen, was für ein Schwindel mit diesen Netzen getrieben wurde.«
    »Viele werden es merken und viele werden es wissen, jawohl«, gab der Inspektor zu, »aber nicht jedermann, namentlich nicht, wenn die Behörde schweigt.«
    »Und warum sollte sie schweigen?«
    »Um, wie schon eben bemerkt, den Menschen die Illusion nicht zu nehmen. Man ist schon genügend aufgebracht gegen die Taftsche Erfindung, – die Tarnkappe sieht man wie eine Erlösung an. Manche, viele werden jetzt wieder ruhiger schlafen können. Die Volksgesundheit ist auch etwas wert.«
    Der Inspektor lachte in sich hinein, und auch der Kaufmann verzog zu einem kleinen Lächeln den Mund. »Also halten Sie es für möglich«, fragte er noch, »daß man den Schwindel gar nicht an die Öffentlichkeit bringt?«
    »Darüber wird noch entschieden werden«, erwiderte Gruth gelassen, »jedenfalls werde ich vorschlagen, daß es nicht geschieht, wenigstens nicht von amtlicher Seite her. Wenn es trotzdem aus einer anderen Richtung ans Licht kommt, wird man doch immer noch eine Möglichkeit zum Zweifeln behalten. Na – und was Sie betrifft, so haben Sie ja in gutem Glauben gehandelt.«
    »Das habe ich ganz gewiß. – Übrigens muß der Trufood ein Bombengeschäft gemacht haben.«
    Gruth nickte. »Das hat er. Ich habe schon ausgerechnet, daß er mindestens zwei Millionen bei diesem Schwindel für sich herausschlug.«
    »Und jetzt kann man ihn nicht einmal mehr fassen!«
    Der Inspektor meinte: »Das wollen wir erst einmal sehen!«
     
    Der Brief, den Wilbur Taft an Professor Galloni geschrieben hatte, war durch eine Indiskretion in der spanischen Presse veröffentlicht worden. Ein Neffe Gallonis hatte ihn seinem Freunde, dem Redakteur einer Tageszeitung, in die Hände gespielt. Dies war von dem Neffen in der besten Absicht geschehen, und was er erreichen wollte, das trat auch ein. Mit einem Schlage ist der Professor in seinem Lande eine Berühmtheit geworden. Die Öffentlichkeit, vornean die Gelehrtenwelt, wandte ihm plötzlich das größte Interesse zu. Mehrere Blätter erklärten sich zu einem Vorabdruck seiner wissenschaftlichen Arbeit bereit, ja, man riß sich darum, man überbot sich in Honorarvorschlägen.
    Ein bekannter Verleger bot sogar einen Vorschuß von fünfzehntausend Peseten an, wenn Galloni ihm das Werk zur Buchveröffentlichung überlassen wollte. So war der Professor auf einmal aus aller Bedrängnis heraus.
    Galloni, in seiner Bescheidenheit und seiner scheuen Zurückhaltung, die er sonst immer geübt hatte, fühlte sich außerordentlich peinlich berührt. Nichts lag ihm ferner, als sich in das Rampenlicht des öffentlichen Interesses rücken zu lassen. Er verwünschte den Neffen, der ihm diesen Streich gespielt hatte.
    Täglich meldeten sich Reporter und Fotografen bei ihm. Mit der stillen Gelehrtenbeschaulichkeit seines bisherigen Daseins war es vorbei. Eigentlich hätte er allen Grund gehabt, sich zu freuen; doch er zeigte sich ärgerlich und verbissen. Dabei war schon mit ziemlicher Sicherheit anzunehmen, daß er sich nun auch als Wissenschaftler Geltung verschaffen werde.
    Plötzlich kamen ihn Zweifel an, ob der Wert seiner Arbeit nicht doch schließlich hinter der allgemeinen Erwartung zurückbleiben werde. Als er Mercedes gegenüber solche Zweifel laut werden ließ, richtete sie ihn wieder auf. »Wenn der Erfinder Taft«, meinte sie, »deine Arbeit hoch einschätzt, wird sie bestimmt nichts Unbedeutendes sein. Du bist zu bescheiden, Umberto – das ist schon immer dein großer Fehler gewesen. Ich glaube an dich und an deine Fähigkeiten. Jetzt wirst du bestimmt ein berühmter Mann.«
    Mit dem größten Interesse sah man der Stunde entgegen, in der Galloni von Wilbur wieder belauscht werden würde. Die bedeutendste Tageszeitung Barcelonas hatte den gewiegtesten Reporter extra nach den Staaten hinübergeschickt, um von Wilbur irgendwie einen Bericht zu erhaschen. Es war ein Jammer, daß man selber noch nicht diesem Ereignis an einem Lauschgerät beiwohnen konnte.
    Wilbur stellte sich auf die Minute auf den Professor ein. Die Gedanken Gallonis liefen kreuz und quer durcheinander.
    »... Jetzt schaltet er sich wieder auf mich ein. Ich kann nichts dagegen tun. Schöne Suppe hat er mir eingebrockt. Berühmt. Ja. Ganz

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