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Die gläserne Welt

Die gläserne Welt

Titel: Die gläserne Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Hoff
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unterbrach Gruth betroffen, »tatsächlich ein Lauschgerät?«
    »Ja. Und dann stellte er es auf sich selber ein, und dann konnte ich lauschen. Tatsächlich vernahm ich auch seine Gedanken, eine Flüsterstimme raunte sie mir zu. Bis er sich ein Netz über den Kopf stülpte. In diesem Augenblick war es aus, da hörte ich nichts mehr. Der Versuch wurde dann, unter Zuhilfenahme eines weiteren Netzes, mit dem gleichen Erfolg wiederholt. Also bitte – nun sagen Sie noch, daß ich mich nicht überzeugt hätte!«
    Gruth starrte den Kaufmann an – mit einem Ausdruck des Nichtbegreifens. Er trat von seinem Schreibtisch zurück, vor dem er gestanden hatte. Es war, als müßte er Fassung gewinnen.
    »Sie sprachen auch noch von Urkunden, Sir?« wollte er schließlich weiter wissen.
    »Ja. Die hat mir der Mann auch gezeigt. Erstens eine Bestätigung von Professor Hauptmann der akademischen Forschungsgesellschaft, daß es sich bei dem Netz um eine einwandfreie Abschirmvorrichtung handle – und dann noch ein Schreiben von Mr. Taft selbst.«
    »Ein Schreiben von Mr. Taft?« Gruths Verwunderung nahm immer mehr zu. »Würden Sie mir den Inhalt verraten?«
    »Gewiß!« Der Kaufmann streifte die Asche seiner Zigarette ab und dachte einen Augenblick nach, bis er fortfuhr: »Gemäß jenem Schreiben mußte Trufood mit Taft bereits über die Erfindung korrespondiert oder gesprochen haben. Dabei hatte Trufood verlauten lassen, daß es seiner Ansicht nach möglich sein müßte, eine Vorrichtung zu erfinden, die das Ablauschen illusorisch mache. Er selber traue sich so etwas zu. Daraufhin hatte Taft geantwortet, daß er Trufood tausend Dollar auszahlen werde, wenn dieser es fertig bringe, ein wirksames Abschirmmittel gegen das Belauschtwerden zu entdecken.«
    Gruth lief erregt hin und her. »Wie? Was? So etwas hätte Taft geschrieben?«
    »Ja. Und dann stand auch noch in dem Brief, Taft sei fest überzeugt, daß dies Experiment nicht gelingen werde; trotzdem, oder auch gerade deshalb erlaube er sich, Trufood eines seiner neuen Geräte zur Verfügung zu stellen, damit er in aller Seelenruhe damit Versuche anstellen könne.«
    Gruth eilte zum Telefon und klingelte Wilbur an. »Hören Sie, Wilbur – haben Sie jemals mit Trufood mündlich oder schriftlich in Verbindung gestanden?«
    Wilbur war höchst erstaunt. »Ich? Mit Trufood? Aber erlauben Sie – kein Gedanke!«
    Gruth bedankte sich für die Auskunft, hängte ein und wandte sich wieder seinem Besucher zu. »Der Brief war gefälscht!« bemerkte er mit einem spöttischen Zug um den Mund. Der Inhaber des Kaufhauses sprang hoch. »Gefälscht?« wiederholte er, »und das Schreiben von dem Professor?«
    Gruth schob seine Schreibmappe hin und her. »Soll ich bei ihm auch noch anrufen, um zu erfahren, daß sein Brief gleichfalls gefälscht war?«
    Der Kaufmann war außer sich. »Aber der Apparat!« rief er, »ich habe doch selbst gehört und gesehen –«
    Der Inspektor zuckte mit den Achseln. »Wer weiß, was man da noch für einen Schwindel getrieben hat! Um ein richtiges Ablauschgerät kann es sich gar nicht gehandelt haben.«
    »Wenn ich Ihnen aber doch sage – ich habe mit meinen eigenen Ohren gehört –«
    »Sie haben wahrscheinlich die Wiedergabe einer Grammophonplatte gehört«, unterbrach der Inspektor, dem eine Erleuchtung kam. Ja. So war das vielleicht zu erklären. Und so stellte sich das auch tatsächlich später heraus: in einem anderen Raum lief eine Platte ab. Wenn sich Trufood das Netz überstülpte, betätigte er im gleichen Augenblick mit dem Fuß einen versteckten Kontakt, der den Ton unterbrach. Nahm er die Haube ab, schaltete er wieder ein. Die Platte hatte er im Flüsterton selbst besprochen.
    Raffinierter konnte man sich einen solchen Schwindel nicht ausgedacht haben. Gruth lächelte. Der Kaufmann wischte sich den Schweiß von der Stirn. Er hatte den Kopf gesenkt und scharrte nervös mit dem Fuß hin und her. »Welche Blamage!« flüsterte er.
    »Sie brauchen gar nicht beschämt zu sein, Sir«, erwiderte der Inspektor in einem Anflug gutmütiger Leutseligkeit, »hier ist auf eine so raffinierte Weise gearbeitet worden, daß ich selber hätte darauf hereinfallen können.«
    »Trotzdem werden wir alle, die wir darauf hereinfielen, vor der Öffentlichkeit nun blamiert sein. Die Zeitungen werden spaltenlange Artikel bringen – es wird ein Gelächter geben –«
    »Das wissen wir ja noch nicht«, meinte Gruth mit gedämpfter Stimme, »muß denn die Öffentlichkeit gleich

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