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Die gläserne Welt

Die gläserne Welt

Titel: Die gläserne Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Hoff
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gedruckt. Warum bloß? Soll das schon wieder eine der üblichen Anspielungen sein, deren die Presse offenbar nicht entraten kann?
    Zahlreiche Bilder veranschaulichten das Geschehene. Die Ankunft, die Fahrt zur Villa wurde genau beschrieben, – ebenso, was man gesprochen hatte. – ›... dann wurde Gloria Burns von George Taft persönlich in ihre Räumlichkeiten geführt ...‹ Hier folgten Gedankenstriche. Warum Gedankenstriche?
    ›... Gloria (einige Blätter schrieben nur Gloria) frischte sich etwas auf, um dann bald wieder zum Vorschein zu kommen. Während des Waschens dachte sie darüber nach, ob sie mit ihrem Entschluß zu dieser Reise auch wirklich recht getan habe ... Sie hatte den Eindruck, George Taft sehe gut aus ... beim Abendessen, an dem auch der Ministerialrat Sweeper teilnahm, sprach man über die Ausmaße, die die Erfindung noch annehmen werde. Alle waren in bester Stimmung. Man stieß auf das gute Gelingen der Reise an ...‹
    Manche Blätter brachten ganze Gesprächsauszüge. Die Berichte lasen sich wie Abschnitte aus einem Roman. Man erfuhr nicht nur, wie die Menschen redeten und handelten, – man erfuhr auch zugleich, was sie dachten.
    George erklärte, daß er noch ein zweites großes Flugzeug für die Reise habe anschaffen müssen. In ihm führte er seinen Wagen mit. Auch enthielt es noch einige Wohn- und Schlafkabinen für Gäste und für die Piloten. Er sei für Bequemlichkeit, meinte George, und die könne er sich jetzt auch leisten.
    Das erste Ziel war Den Haag. Hier sollte nicht nur mit niederländischen Staatsvertretern verhandelt werden, auch belgische Industrielle, und Bevollmächtigte sämtlicher skandinavischer Staaten hatten sich hier zu einer Konferenz angemeldet. So wurde Den Haag wieder einmal zu einem wichtigen Verhandlungsort, wie es dies ja schon häufig gewesen war. Man besann sich bei dieser Gelegenheit auf die verschiedenen Haager Konventionen, auf die 1899 und 1907 stattgehabten Friedenskonferenzen und die Haager Konferenz von 1929/30. Wie viel ist hier schon verhandelt worden – und wie wenig, im Verhältnis zu diesem Aufwande, wurde erreicht! Hätte man sich damals schon der Taftschen Erfindung bedienen können – zweifellos wäre vieles anders geworden, man wäre sich wirklich näher gekommen, wäre gezwungen gewesen, mit offenen Karten zu spielen. Die beiden Weltkriege hätten kaum stattgefunden, – Millionen und aber Millionen Menschen wäre das Leben erhalten geblieben!
    Es waren ernste Gedanken, die sich hier einstellten und die den neuen Besprechungen, waren sie auch von ganz anderer Art, einen ernsten Charakter verliehen.
    George, ein zäher und geschickter Verhandlungspartner, wußte seine und seines Bruders Interessen gut wahrzunehmen. Gloria wohnte allen Sitzungen bei und fungierte als Protokollführerin.
    Die Verhandlungsweise war durchaus neuartig. Wenn man die Herren am langen Tisch mit den angelegten Kontakten sah, mußte man zunächst an den Nürnberger Kriegsverbrecherprozeß denken, bei dem, mit Hörern bewaffnet, jeder in seiner Sprache an der Verhandlung teilnehmen konnte. Damals jedoch hatte es noch der Zwischenschaltung von Übersetzern bedurft. Hier war man mit den Gedankenbahnen der anderen Teilnehmer direkt verbunden, deren Gedanken sich in der eigenen Sprache formten. Wie Wilbur Taft den Professor Galloni verstanden hatte, ohne des Spanischen mächtig zu sein, so konnte auch hier ein jeder den anderen gleich verstehen. Demzufolge brauchten auch keine langen Erklärungen abgegeben zu werden. Man durchschaute den Partner sofort bis auf den Grund seiner Seele, – und alles spielte sich in Bruchteilen von Sekunden ab.
    Zwei Tage waren für die Verhandlungen angesetzt. In einem halben Tag war man fertig. Einigkeit auf der ganzen Linie! Allgemeine Zufriedenheit. Auch das kleinste geistige Reservat an Mißgunst oder Mißtrauen konnte aufgedeckt und beseitigt werden. Ein staunenswerter Erfolg!
    Riesensummen flossen den Brüdern Taft aus Skandinavien an Lizenzgebühren zu. Aus Belgien gleichfalls. Der belgische Staat gab gegen eine ständige hohe Steuer die Erfindung für die Industrie frei. Ebenso wurde es in Schweden und Norwegen gehandhabt. Dänemark beanspruchte eine Staatskontrolle.
    In Holland übertrug George die Rechte einer besonderen Maatschappij, die dafür jährlich eine Million Gulden zu zahlen hatte.
    Nach den Verhandlungen fanden die meisten Teilnehmer sich im Kurhaus von Scheveningen noch einmal zusammen. Hier trat George als

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