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Die gläserne Welt

Die gläserne Welt

Titel: Die gläserne Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Hoff
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Gastgeber auf und spendete für die dreiundzwanzig Gäste ein fürstliches Mahl. Die Wogen der Stimmung schlugen weit über das übliche Maß hinaus. Wein und Sekt flossen in Strömen. Später folgten Musik und Tanz. So endeten die Verhandlungen in einem berauschenden Fest.
    George erkannte mit Verbitterung, daß er infolge seines verkürzten Beines nicht mehr tanzen konnte. Vergeblich suchte Gloria ihn darüber hinwegzutäuschen. Inmitten einer ausgelassenen Stimmung blieb George mißmutig und vergrämt. Was nützten ihm seine Millionen, wenn er körperlich nur ein Wrack war!
    Natürlich war das ›Wrack‹ übertrieben. Aber in seiner augenblicklichen Stimmung sah er eben alles nur schwarz. Wankend tappte er durch die ihn umjubelnden Reihen der Feiernden hin. Er suchte nach Gloria. Endlich fand er sie, – und sie hielt ihn mit beiden Armen fest. Dann setzte sie sich mit ihm an einen abgelegenen Tisch.
    »Es wäre soooo schön«, meinte er stammelnd, »wenn –«
    »– Ja, wenn!« wiederholte Gloria, »aber Sie sehen, George, ein Leben ganz ohne Wenn gibt es nun einmal nicht. Auch Sie werden sich damit abfinden müssen!«
     
    Georges Verhandlungen in Den Haag wurden lang und breit in der Presse besprochen. Wie aber waren diese Schilderungen zustande gekommen?
    Auch hier hatte sich eine Wandlung vollzogen. Es ergaben sich Tatsachen, die einer Neuregelung dringend bedurften.
    Von Presseleuten waren lediglich ein englischer und ein norwegischer Journalist zugegen gewesen, die sich dem Augenschein nach von den Vorgängen überzeugen wollten. Sie brachten lebhafte Schilderungen des eigenartig neuen Milieus, in dem sich noch niemand sicher zu fühlen schien.
    Aber was machten die anderen – die Kollegen in USA und in Frankreich zum Beispiel? Einige schalteten sich kurzerhand auf einen der beiden persönlichen Teilnehmer ein – und brachten auf diese Weise ganz ähnliche Schilderungen heraus.
    Fachleute wiesen auf die Plagiatfrage hin. Über ›Gedankenplagiat‹ aber gab es noch keine Gesetze. Die mußten erst noch geschaffen werden. Hier war also wieder ein neues Problem aufgetaucht.
    Das übrige stellte sich einfach dar. Man saß in USA – was die Presse betraf – vor den zugelassenen Ablauschgeräten und schaltete sich kurzerhand teils auf George, teils auf Gloria ein – und so konnte man bis in die Einzelheiten genau berichten. Was nachmittags in Den Haag besprochen wurde, war bereits in den New Yorker Abendblättern zu lesen.
    George, an sich schon – trotz aller Erfolge – in keiner rosigen Laune, empörte sich über die Indiskretionen, die, namentlich was seinen Umgang mit Gloria betraf, immer wieder begangen wurden. Er schrieb eine halbe Nacht hindurch an einem Artikel, den er zu veröffentlichen gedachte, nachdem er mit Wilbur bei einem Gedankenaustausch darüber einig geworden war.
    Wie aber staunte er, als er diesen Artikel am nächsten Tage bereits in einer Londoner Zeitung las, ohne ihn überhaupt erst ins Reine geschrieben – geschweige denn abgesandt zu haben.
    In seinem Artikel war unter anderem folgendes ausgeführt: »Es geht nicht an, daß von der Presse auf Grund des Ablauschens fortwährend Indiskretionen begangen werden, die bisweilen schon an eine Beleidigung grenzen. Hier fordern wir einen Schutz der Persönlichkeit, wie er auf anderen Gebieten gleichfalls besteht. Das ist ja beinahe schon, als dringe jemand mutwillig in ein Haus ein und lausche überall an den Türen, um dann das Vernommene auf seine Art sensationell auszuwerten. Es erscheint dringend geboten, daß hier Gesetze geschaffen werden, die solchen ›Sensationsspekulanten‹ Zügel anlegen. Wo das entsprechende Taktgefühl nicht vorhanden ist, sollte man eben von Staats wegen für Anstand und Sauberkeit sorgen.«
    Das Londoner Blatt schrieb an George: ›Wir brachten Ihren Artikel bereits, ohne ihn erst von Ihnen in der Niederschrift erhalten zu haben, – erstens, weil er ohnedies für uns bestimmt war, und zweitens, weil wir damit durchaus in Ihrem Sinne zu handeln glaubten. Bei dieser Gelegenheit wollen wir nicht versäumen darauf hinzuweisen, daß wir völlig auf Ihrem Standpunkt stehen. Ihre Beanstandungen können wir nur voll und ganz unterschreiben. – Das Honorar für den Artikel geht Ihnen mit gleicher Post zu.‹
    Interessant war es, als George eines Tages zur Selbsthilfe schritt. Wieder war – diesmal in einer kleinen amerikanischen Zeitung – eine Nachricht erschienen, die man als eine grobe Indiskretion

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