Die Glamour Girls von Chestnut Hall 04 - Rache-Attacke
trösten. »Vielleicht hat er wirklich nur einen schlechten Tag.«
»Ich sehe trotzdem noch mal nach ihm.« Bel schlägt den Weg
zum Stall ein.
»Oh nein!«, ruft Bel, als die Mädchen vor der Box stehen.
»Wieso? Er schläft doch nur«, sagt Ada mit einem Blick auf das liegende Pferd.
Stöhnend wendet Sioux den Kopf und stupst sich mit dem Maul gegen den Bauch.
»Nee, das sieht wirklich nicht gut aus«, meint Bel sorgenvoll. »Pferde schlafen meist im Stehen. Und erst recht, wenn sie so alt sind wie Sioux.«
»Wieso? Ist doch voll ungemütlich«, wundert sich Ada.
Bel schüttelt über so viel Unkenntnis den Kopf. »Pferde sind Fluchttiere. Schon mal was davon gehört?« Sie beugt sich mitfühlend zu Sioux. »Was machen wir jetzt?« Ada versteht Bels Verzweiflung nicht. Können sich nicht die Pfleger um das Vieh kümmern? Das ist schließlich ihr Job.
»Ich versuche, Sorento zu erreichen«, erklärt Bel entschlossen.
»Das übernimmt doch Jul!« Den Reitlehrer freiwillig anzurufen, würde Ada nie und nimmer einfallen. Der versteht keinen Spaß. Schon gar nicht, wenn nur ein olles Schulpferd in der Box
liegt. Nein, das ist doch kein Grund, Fabian Sorento zu belästi gen!
»Stell dir einfach vor, es wäre Prem!«, erwidert Bel und verschwindet in der Stallgasse.
Ada schluckt. Premium Star ist heilig! Dem edlen S-Pferd verdankt sie den Sieg im L-Springen und den glanzvollen Auftritt an der Téte der Quadrille, die einzigen triumphalen Momente in Chestnut Hall.
»Wir sollen den Tierarzt verständigen«, ruft Bel atemlos. »Sorento meint, das könnte wieder eine Kolik sein.«
»Kolik?« Ada hat das Wort zwar schon mal gehört, hat aber keine Ahnung, was es bedeutet.
»Bauchweh«, erklärt Bel und verschwindet in der Sattelkammer.
Ada findet den Aufstand um Sioux mehr als übertrieben. Bauchweh. Tsss. Das kommt und geht. Na und? Und DESHALB kommt sie nicht auf ihr Pferd - nach dem Horrortag!
Bel steht in der Sattelkammer und tippt mit zittrigen Fingern die Nummer ab, die in einem kleinen Glaskasten angepinnt steht. Für Notfälle steht dort in roten Lettern geschrieben.
Sioux? Ein Notfall? Eher ein Trauerfall, ein Schulpferd eben.
»Bitte kommen Sie, so schnell es geht, nach Chestnut Hall. Sioux hat eine Kolik und Mister Sorento ist nicht hier«, hört sie Bel stammeln. »Kann ich etwas tun? Ja - er liegt. Nein, geschwitzt hat er nicht, oder?« Bel sieht Ada Hilfe suchend an. »Führen? Klar, kein Problem. Bitte - beeilen Sie sich.«
Ada weiß auch nicht, warum sie neben Bel durch die leere Reithalle latscht. Aber sich jetzt einfach aufs Pferd zu setzen und lustig über Hindernisse zu springen, scheint selbst ihr irgend-
wie unpassend. Aber der Spaziergang in der Halle nervt! Wann kommt endlich dieser Tierarzt? Oder sonst jemand, sodass sie sich unauffällig verkrümeln kann! Die anderen Mädchen sind im
Styling-Fieber und der Stall ist menschenleer. Von der Halle ganz zu schweigen.
»Warum - ist dir Sioux eigentlich so wichtig?«, will Ada mehr aus Langeweile wissen.
Bel sieht sie überrascht an. »Na - ich reite ihn doch.«
Ada zuckt verständnislos mit den Schultern. Wie viele Pferde hat Dad ihr schon geschenkt? Da muss sie wirklich überlegen. Vier oder fünf . . . Prem ist allerdings etwas Besonderes. Schließlich ist der Stall noch das Beste an diesem beknackten Internat. Deshalb ist er ihr wichtiger als jedes andere Pferd, das sie vorher hatte.
Plötzlich stöhnt Sioux und knickt mit den Vorderbeinen ein. Bel schreit auf, lässt den Strick los und Ada springt zur Seite. »Was hat er?«
»Schmerzen!«, kreischt Bel hysterisch.
»Pass auf, dass er dich nicht erwischt«, warnt Ada mit einem skeptischen Blick auf die strampelnden Hufe.
Bel scheint taub. »Komm, Sioux, steh auf.«
Das Pferd wälzt sich auf die andere Seite und richtet sich halb auf. Ada ist die Sache unheimlich. Ist das ein epileptischer Anfall? So etwas hat sie noch nie gesehen. Da müssen Profis ran.
Ada rennt in den Stall. »HILFE!«
Kapitel 4
K AMPF UM S IOUX
Niemand ist zu sehen. Da kommt plötzlich ein groß gewachsener Mann in einer grünen Burberry -Jacke mit einem großen Lederkoffer durch die Stalltür. Mit einem freundlichen Lächeln im faltenzerfurchten Gesicht reicht er Ada die Hand. »James Cornland.«
»Henderson, Amanda. Sie sind der Tierarzt?« Ada hofft mehr, als sie fragt.
»Erraten. Wo ist der Patient?« Ada begleitet ihn die Stallgasse entlang.
»Wie lange geht es ihm schon schlecht?« Ada zuckt
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