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Die Glasmalerin - Walz, E: Glasmalerin

Die Glasmalerin - Walz, E: Glasmalerin

Titel: Die Glasmalerin - Walz, E: Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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die Neue Welt, ein Territorium, in das Frankreich, England, Dänemark, Schweden, Polen und noch einige andere Länder bequem hineinpassten, regierte achtundzwanzig Millionen Menschen sowie die indianische Bevölkerung, besaß die größte Flotte, das größte Goldreservoir, das größte Heer, kurz, von allem das Größte und Meiste. Was es hieß, sich gegen einen solchen Monarchen aufzulehnen, hatten die protestantischen Länder im Schmalkaldischen Krieg zu spüren bekommen wie auch der große Rivale Frankreich, das bereits viele Besitzungen an Karl verloren hatte. Obwohl Karl V. überaus fromm war, kannte er, wenn es um seine Interessen ging, auch dem Heiligen Stuhl gegenüber keine Rücksicht. Als vor zwanzig Jahren Heinrich VIII. von England sich von seiner Ehefrau Katharina trennen wollte, die eine Tante Karls war, drohte Karl, einen Krieg gegen Rom zu führen und Papst Clemens VII. abzusetzen, falls er die Annullierung vornehmen sollte. Heinrich wiederum drohte, sich von Rom zu lösen, wenn der Papst die Ehe nicht annullieren würde. Clemens annullierte nicht, und England war für die Römische Kirche verloren.
    »Du verstehst, mein Sohn, weshalb ich dir das erzähle?«
    Sandro nickte. »Wenn das Opfer ein besonderer Mensch war, so könnte auch der Täter ein besonderer Mensch sein.«
    Über Madruzzos Gesicht huschte der Ausdruck von Sorge und Qual. »Bertani hatte viele Gegner unter den Konservativen. Wenn erneut ein Delegierter dem Mörder zum Opfer fallen sollte, dann reicht das aus, um das Konzil zu erschüttern. Ein historisches Konzil. Die Protestanten entsenden eine Delegation. Zum ersten Mal seit der Spaltung der Kirche besteht die Gelegenheit, die Gegensätze zu versöhnen. Wer weiß, wann eine solche Gelegenheit sich wiederholen wird. Ich möchte das Verbrechen so schnell wie möglich aufgeklärt haben. Von dir, mein Sohn.«
    Sandro fand diese Idee absurd – was er dem Bischof so direkt nicht sagen konnte. »Ich habe noch nie ein Verbrechen aufgeklärt, Exzellenz. Das ist nicht mein Metier.«
    »Nachforschungen sind dein Metier, mein Sohn. Das Aufspüren von Informationen und Details für deinen Mitbruder de Soto.«
    »Ihr verfügt in Trient gewiss über Behörden, die …«
    »Du bist im Moment der Einzige, der alle Voraussetzungen erfüllt.«
    »Welche Voraussetzungen? Ich bin bloß ein Jesuit.«
    »Ja, eben.«
    Cristoforo Madruzzo sagte das mit einem speziellen Ausdruck in den Augen, und jetzt verstand Sandro. Er hatte vor wenigen Wochen, kurz vor dem Aufbruch nach Trient, seine »Letzten Gelübde« abgelegt, und damit auch das Gelübde des unbedingten Papstgehorsams. Kein anderer Orden kannte ein solches Gelübde, nur die Jesuiten waren auf diese einmalige Weise mit dem Heiligen Stuhl verbunden. Derzeit gab es nur zwei Jesuiten in Trient, Luis und ihn. Madruzzo dachte klug voraus. Einerseits musste er möglichst rasch eine Untersuchung durchführen lassen und den Täter aufspüren, um Unruhe beim Konzil zu vermeiden, dessen Gastgeber er war. Andererseits beugte er der Möglichkeit vor, dass die Nachforschungen etwas zutage bringen würden, das – in den falschen Händen – ein wahres Erdbeben auslösen könnte.
    »Was auch immer deine Nachforschungen ergeben, mein Sohn, du hast den ausdrücklichen Befehl, nur mir oder dem Heiligen Vater Bericht zu erstatten.«
    »Vielleicht sollte Bruder Luis die Nachforschungen leiten, und ich würde ihm assistieren.«
    »Meine Wahl fiel auf dich.«
    »Könnte ich mich denn gegebenenfalls mit Bruder Luis beraten?«
    »Ungern, mein Sohn, sehr ungern. Natürlich ist mein Vertrauen in ihn grenzenlos« – er betonte grenzenlos derart, dass es sich wie das Gegenteil anhörte – »doch Bruder de Soto ist ein Delegierter des Konzils und hat den wichtigen Auftrag, die Stimme des Heiligen Vaters einzubringen. Er benötigt hierfür seine ganze Kraft. Ich kann nicht verantworten, dass er abgelenkt wird.«
    Der Fürstbischof runzelte gequält die Stirn, was ihn jedoch zu viel Anstrengung kostete, weshalb er damit schnell wieder aufhörte. Ein Seufzer schlüpfte ihm über die Lippen, und er ließ sich in einen Sessel nahe am Fenster fallen. »Ein Bote ist bereits auf dem Weg. Die Augen von Papst Julius ruhen schon morgen auf deinem Namen, und er vertraut darauf, dass du die versammelte Geistlichkeit vor weiteren Verbrechen beschützt, insbesondere …« Er schloss die Augen. »Morgen wird Kardinal Innocento del Monte in Trient erwartet, auch er ist ein Delegierter des

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