Die Glasmalerin - Walz, E: Glasmalerin
Liebesdienste für Bertani hinaus in Verdacht bringt.«
»Und das Atelier der Glasmaler? Immerhin sind diese Leute mit der Konkubine bekannt.«
»Hauptmann Forli wollte es durchsuchen, aber Matthias Hagen hat dagegen vehement Einspruch eingelegt, und es wäre mir nicht gut bekommen, wenn wir diesen Einspruch übergangen hätten und anschließend erfolglos geblieben wären. Ein Irrtum am Tag reicht. Antonia Bender hat mir ihr Wort gegeben, dass sich niemand im Atelier befindet. Das genügt mir.«
»Dem Hauptmann nicht. Er hält dich für zu weich.«
»Hauptmann Forli muss nicht dafür geradestehen, wenn Hagen einen zweiten Grund zur Klage hat. Ich habe Wachen um den Palazzo Rosato postiert, außerdem streifen Patrouillen durch die Stadt.«
»Wieso hat Hagen Einspruch eingelegt? Was hat er davon?«
Sandro zögerte zum ersten Mal während des Gesprächs, wenn auch nur kurz. »Er ist mit Antonia Bender liiert – glaube ich.«
Luis’ übergeschlagenes Bein wippte fröhlich durch die Luft. »Matthias Hagen und eine Glasmalerin? Das ist interessant. Ein wichtiges Indiz.«
»Ich wüsste nicht, was seine Verlobung – seine mögliche Verlobung – mit meinem Fall zu tun hätte.«
»Nicht mit deinem Fall , wie du es ausdrückst, sondern mit meinem Fall . Wenn ein hochrangiger Protestant eine Katholikin während des Konzils bittet, seine Frau zu werden, ist das ein Zeichen, Sandro. Diese tückische, protestantische Schlange ist auf Stimmenfang. Ein paar rührselige Weltgeistliche lassen sich von seiner versöhnlichen Geste gewiss beeindrucken.«
Sandro hatte keine hohe Meinung von Matthias, aber dass er Antonia nur aus diesem Grund umwarb, konnte er nun wirklich nicht glauben. Ihm widerstrebte dieses Thema jedoch, und ihm widerstrebte es, die ganze Zeit über von Luis angesehen zu werden, als könne dieser in seinen Gedanken lesen.
Luis’ Augen blitzten auf, dann sagte er: »Nun zu dir und deinem Fall . Ich weiß, du willst nicht, dass ich mich einmische, und wenn ich den Mund halten soll, musst du mir das jetzt sagen. Dürfte ich dir trotzdem einen einzigen Rat geben, dir sagen, was ich an deiner Stelle als Nächstes tun würde?«
Vorhin hatte Sandro sich im Stillen über Luis’ Ratschläge beklagt, doch er musste sich eingestehen, dass eine Stimme in ihm um Hilfe rief. Er hatte sich wirklich vorgenommen, diese Aufgabe aus eigenen Kräften zu meistern, sie als Prüfung anzusehen und zu bestehen. Und am gestrigen Tag hatte es ja gar nicht schlecht ausgesehen. Immerhin gab es einen Augenzeugen, und einen Anschlag auf das Leben des Papstsohnes Innocento konnte er persönlich verhindern. Heute hatte sich alles geändert: Matthias war entlastet – jedenfalls so gut wie -, die Konkubine war nicht aufzufinden, das Konzil und die Stadt waren in Aufregung, der Fürstbischof und der Papst waren vermutlich wenig angetan. Und sollte sich die Spur zu Carlotta da Rimini ebenfalls als kalt erweisen, stünde er ganz am Anfang, und das nach drei Tagen Ermittlungen.
»Ich brauche mehr Zeit. Sorge macht mir vor allem der Papst.«
Luis presste die Fingerspitzen gegeneinander, so dass die Hände ein Dach bildeten, und sah zur Decke – diese Position verriet Sandro, dass sein Mitbruder sich jetzt in seinem Element befand.
»Ja, ich verstehe«, sagte Luis. »Meine Empfehlung hätte ohnehin darauf abgezielt, deine Stellung wieder zu festigen, nachdem sie durch eine Unvorsichtigkeit deinerseits gefährdet wurde. Den Papst zu besänftigen, dürfte nicht schwerfallen.«
»Wenn du mir in diesem Punkt helfen könntest. Ein Brief von dir an ihn und …«
»Nein, das ist keine gute Idee, Sandro.«
»Warum?«
»Du überschätzt meinen Einfluss.«
»Ich bin sicher, dass …«
»Ich schlage dir etwas anderes vor. Julius III. ist im Grunde leicht zu beeindrucken. Von Natur aus eher oberflächlich, schätzt er das Sichtbare. Mit vielleicht und könnte brauchst du einem solchen Mann nicht zu kommen. Er verachtet Mutmaßungen und langes Abwägen. Was er erwartet, sind beherzte Aktionen und klare Worte. Natürlich müssen es die richtigen Aktionen und Worte sein.«
»Ich verstehe nicht, worauf du hinauswillst.«
»Nun, da gibt es doch diese flüchtige Konkubine mit dem irren Mädchen in der Stube. Keine Frage, dass so etwas verdächtig ist.«
»Nicht unbedingt.«
»Nein, aber es klingt verdächtig, und nur darauf kommt es an. Schicke einen Bericht an den Heiligen Vater, worin du darauf verweist, dass die Befragung Hagens dich auf die
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