Die Glorreichen Sieben 03 - und das Geheimnis der gruenen Maske
eine ganz fabelhafte Idee“, bemerkte der Chefredakteur und blickte seinen Rauchwolken hinterher. „Tiere kommen beim Zeitungsleser immer gut an, und wenn er sie auch noch bemitleiden darf, um so besser.“ Er setzte sich ganz tief in seinen Sessel und fuhr fort: „Zirkus ist garantiert genauso beliebt, und ein Junge, der bei euch vormittags in die Schule stiefelt und abends über der Manege am Trapez herumwirbelt, das ist fast so gut, als ob ich es persönlich erfunden hätte. “ Er nahm wieder einen Zug aus seiner Pfeife. „Dabei ziehen wir noch so nebenbei diesen Herrn Zamboni aus dem Wasser, das ihm offenbar schon bis an die Ohren geht -“
„Für uns ist das allerdings die Hauptsache“, stellte Karlchen Kubatz fest. „Aber wenn dabei für deine Zeitung ein paar spannende Artikel abfallen, ist es kein Beinbruch.“
„Danke, sehr gnädig“, meinte Herr Kubatz und fügte noch hinzu: „Um fünf, würde ich sagen, und am besten gleich in der Redaktion.“
„Das kostet dich leider ein paar Telefongespräche“, bemerkte Karlchen. „Darf ich?“
„Bitte bediene dich“, lächelte der Chefredakteur.
„Ich nehme meinen Nachtisch mit rüber“, sagte Karlchen noch und verschwand hinter der Schiebetür in der Bibliothek. Dort richtete er sich in aller Ruhe gemütlich ein. Er lümmelte sich in den breiten Sessel hinter dem väterlichen Schreibtisch, holte sich den Telefonapparat in Griffnähe, und dann endlich wählte er die erste Nummer. Während er das tat, genoß er den ersten Löffel von Marias Schokoladenpudding.
Im übrigen funktionierte die Nachrichtenübermittlung wie in den besten Zeiten. Die Glorreichen Sieben verabredeten sich bei Rinaldos Eisdiele am Kurpark. Karlchen Kubatz und Ronny kamen volle drei Minuten zu spät. Sie hatten diesmal ihre Plätze gewechselt, und Ronny saß heute quer hinter der Lenkstange. „Man kann sich auf nichts mehr verlassen“, grollte Paul Nachtigall.
„Tut uns leid“, entschuldigte sich Karlchen Kubatz. „Aber wir wollen Er blickte dabei hinter sich in die Straße, aus der er gerade zusammen mit Ronny gekommen war. Dort wurde nämlich jetzt Frau Elfriede Breitschuh auf einem Damenfahrrad sichtbar.
„Ihr hättet an der Kreuzung getrost auf mich warten können“, japste sie ein wenig vorwurfsvoll. „Eine alte Frau ist schließlich kein D-Zug.“ Und als sie herangeradelt war und die verwunderten Gesichter bemerkte, fügte sie hinzu: „Selbstverständlich hüpft ihr jetzt nicht vor lauter Begeisterung an die Decke. Aber ich muß unbedingt dabeisein, daran ist nichts zu ändern.“
Ihr Fuchspelz war verrutscht, und sie rückte ihn wieder zurück. „Vielleicht könnt ihr mich in die Mitte nehmen, dann fällt es nicht so auf.“
„Aber ich bitte Sie, Frau Breitschuh, uns stört das überhaupt nicht“, schwindelte Paul Nachtigall höflich. „Und wenn es zu schnell wird, bedienen Sie einfach Ihre Klingel an der Lenkstange.“
So kam es, daß die Glorreichen Sieben heute wie Sonntagsausflügler durch die Stadt zockelten.
Am Kurpark überholten sie ein Liebespaar, das sich zwanzig Meter lang küßte, und in der Hauptstraße hängte ein Hund seinen Kopf zum Fenster heraus und ließ seine Ohren wie Gardinen wehen.
Der dickliche Sputnik fühlte sich verpflichtet, die Besitzerin der Pension Flora, die neben ihm fuhr, etwas aufzuheitern. Als sie beim Schreibwarengeschäft Schlotterbeck vorbeikamen, schlug er ihr vor, bei nächster Gelegenheit seinen Eltern doch beizubringen, daß in einer Klasse nur einer der Beste sein kann und dieser eine Schüler nicht immer unbedingt er sein müßte.
„Das ist leider eine Krankheit, die unter Eltern stark verbreitet ist“, lachte Frau Breitschuh.
Als sie gleich darauf in die Schellingstraße einbogen und an einer Filiale der ABC Kreditbank AG vorbeifuhren, parkte etwa dreißig Meter von ihr entfernt ein eigelber Opel. Aber die Glorreichen Sieben beachteten das Auto weiter nicht. Sie hatten es ja bisher noch genausowenig gesehen wie dessen Besitzer. Nur Fritz Treutlein war den Herren Knebusch und Paschke einmal kurz im Hotel zum Kurfürsten begegnet.
Die beiden spazierten inzwischen drüben durch die Schalterhalle und blickten sich um wie in einer leeren Wohnung, in die sie vielleicht bald einziehen wollten. Allerdings machten sie das sehr unauffällig.
Herr Knebusch wanderte zum Devisenschalter und bat höflich um eine Liste mit den neuesten Wechselkursen. Während er wieder zu den Stehpulten zurückging, notierte
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