Die Glorreichen Sieben 03 - und das Geheimnis der gruenen Maske
dann völlig überraschend fort: „Er war tatsächlich ganz verdattert. Direktor Zamboni, meine ich.“
„Es muß ja nicht immer was Schlimmes sein“, äußerte sich der Zwilling Alexandra. „Man kann auch vor lauter Freude Blut schwitzen.“ Sie nahm einen winzigen Schluck Kakao aus ihrer Tasse und stellte dabei ein wenig kokett ihren kleinen Finger in die Luft.
„Das ist allerdings richtig“, stimmte der dunkelhaarige Junge aus dem Zirkus zu. „Etwas Ähnliches hab’ ich auch schon erlebt.“
Ein wenig später steckte Fräulein Finkbeiner ihren Kopf ins Zimmer. Sie war die Sekretärin von Herrn Kubatz und sagte: „Die Stunde ist vorbei, soll ich wieder verbinden?“
„Ich bitte darum“, erwiderte der Chefredakteur. „Hier sind übrigens noch die neuesten Agenturmeldungen“, fuhr Fräulein Finkbeiner fort, huschte schnell durch die Tür und legte einige Fernschreiben vor Herrn Kubatz auf den Schreibtisch. „Die englische Königin hat sich den linken Fuß verstaucht, aber sonst ist nichts Weltbewegendes dabei.“
Im Zirkus Zamboni hatten sich die neuen Nachrichten inzwischen wie ein Lauffeuer verbreitet.
Obgleich es schon stundenlang auf die Zeltplanen herunterpladderte und die Fahnen wie nasse Handtücher an den Masten hingen, versammelten sich immer mehr Artisten vor dem Direktionswagen, warteten unter Schirmen oder standen einfach da, wie sie gerade vom Training aus der Manege weggelaufen waren.
Drinnen beriet sich Herr Zamboni bereits seit einer geraumen Weile mit dem alten Evans, Arturo und Kid. Er hatte sie nach dem ersten Anruf zu sich geholt.
„Mindestens acht ausverkaufte Vorstellungen garantieren sie“, wiederholte der Zirkusdirektor schon zum sechsten Mal. „Damit wären wir vorerst über den Berg.“
„Ich weiß gar nicht mehr, wie ein volles Zelt aussieht“, bemerkte Kid.
„Jedenfalls sollten wir unsere Tournee sofort abkürzen, damit wir möglichst schnell dort sind“, schlug Evans vor. Er nahm seine Zigarette nicht aus dem Mund, während er sprach. „Die nächsten Orte machen immer nur neue Unkosten und bringen garantiert keinen Pfennig mehr als die letzten Tage. Ich habe schon einen Verladeplan -“ Er unterbrach sich und blickte auf eine Kuckucksuhr an der Wand. „Genau eine Stunde“, stellte er fest. „Dieser Zeitungsfritze ist pünktlich.“
Das Telefon klingelte schon zum zweiten Mal.
„Rudolfo Zamboni“, sagte der Zirkusdirektor, nachdem er den Hörer abgenommen hatte. Die Artisten hatten sich inzwischen unter den Schirmen zusammengedrängelt und kamen jetzt immer dichter an die Fenster des Direktionswagens heran. Sie bemerkten gar nicht, daß der Regen immer stärker wurde.
In Bad Rittershude füllte unterdessen Herr Kubatz auf seinem Schreibtisch bereits das zweite Stück Papier mit seinen Notizen und stellte dabei eine Frage nach der anderen. Und weil sein Telefon über einen Lautsprecher geschaltet war, konnten alle im Raum die Antworten von Zirkusdirektor Zamboni mithören.
„Am kommenden Freitag, also genau in einer Woche“, wiederholte der Chefredakteur gerade, als Fräulein Finkbeiner auf Zehenspitzen aus ihrem Vorzimmer kam und wieder ein paar neue Meldungen zusammen mit Funkfotos neben den linken Ellbogen von Herrn Kubatz auf den Schreibtisch legte.
„Unser Zeltmeister, Herr Evans, hat schon mit der Bundesbahn verhandelt“, berichtete Rudolfo Zamboni. „Wir können die benötigten Waggons bekommen, aber man muß sie bereits in Lenzhausen abkoppeln. In Bad Rittershude würden wir den Fahrplan durcheinanderbringen, weil der Zug bloß vier Minuten Aufenthalt hat. Mit unseren Tieren brauchen wir zum Ausladen aber mindestens eine Stunde.“
„Lenzhausen ist der größte Güterbahnhof in der Nähe“, stellte Herr Kubatz fest. „Von dort bis zu unserem Rathausplatz sind es etwa sieben Kilometer.“
„Das wäre kein Problem“, meinte der Zirkusdirektor. „Und vielleicht könnte bei unserem Marsch durch die Stadt gleich was für die Reklame rausspringen.“
„Und ob“, bemerkte der Boß der Glorreichen Sieben, „das sei getrommelt und gepfiffen.“
„Wie bitte?“ fragte der Zirkusdirektor. „Ich habe nicht richtig verstanden.“
„Worauf Sie sich verlassen können“, übersetzte Herr Kubatz die Äußerung von Paul Nachtigall. „Wann würden Sie also kommen?“
„Schon kurz nach neun.“
„Könnten Sie dann so um die Mittagszeit in Bad Rittershude einziehen?“
„Wenn wir früher dran sind, müssen wir eben eine Pause
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