Die Glorreichen Sieben 03 - und das Geheimnis der gruenen Maske
einer der beiden Fotografen und schob Knebusch zwischen die Herren mit den dunklen Anzügen. „Wenn ich bitten darf, rechts neben dem Jubiläumskunden, Herr Generaldirektor.“
„Und vielleicht haben Sie die Freundlichkeit, gerade zu gratulieren, Herr Generaldirektor“, empfahl der andere.
„Mein Name ist Bisegger“, stellte sich der Mann mit dem Eierkopf vor und versuchte ernst zu bleiben. Aber als er jetzt zum Händeschütteln die Rechte von Herrn Knebusch drückte, die sich mit dem übergezogenen Gummihandschuh wie eine kalte Eidechse anfaßte, platzte er wieder los und konnte erst aufhören, als ihm vor lauter Lachen die Tränen kamen. Es dauerte eine ganze Weile, bis er sich beruhigt hatte.
„Es ist aber auch zu köstlich“, entschuldigte sich der Generaldirektor mit dem Namen Bisegger, holte ein blütenweißes Ziertuch aus seiner Brusttasche und tupfte sich die Stirn ab. „Wir haben einen kleinen Festakt vorbereitet, wenn ich das so bezeichnen darf“, meinte er jetzt. „Vielleicht lassen wir ihn ganz ungezwungen ablaufen, die Herren von der Presse fotografieren dabei, was ihnen gefällt. So müssen wir jetzt keine Bilder vortäuschen, denen man hinterher doch ansieht, daß sie gestellt sind.“
„Sie sprechen uns aus dem Herzen“, behauptete der eine Fotograf, und der andere fügte hinzu: „Wir sind bereit, Herr Generaldirektor.“ Gleichzeitig tippte er Knebusch mit dem ausgestreckten Zeigefinger vor die Brust. „Und Sie behalten für die Fotos bitte noch eine Weile Ihre Maske vor dem Gesicht. Es macht sich lustiger.“
„Dann muß ich jetzt ein paar Worte sagen dürfen“, bemerkte der Generaldirektor mit dem Eierkopf und nahm die Hände auf den Rücken. „Also, wie Sie ja alle wissen, hatte unsere Geschäftsleitung die originelle Idee, in einem öffentlichen Preisausschreiben zu fragen, wann die Vertragsunterschrift, die unsere ABC Kreditbank sozusagen aus der Taufe gehoben hat, auf die Minute genau fünfzig Jahre alt geworden wäre. Die Einsendefrist lief gestern ab, die Beteiligung war unerwartet hoch, und die Gewinner können wir hoffentlich schon in der kommenden Woche bekanntgeben.“ Er lächelte und meinte: „Bitte, kommen Sie doch zu uns und feiern Sie ein bißchen mit.“
In der Zwischenzeit waren nämlich mehrere Besucher von der Straße hereingeschneit, hatten verwundert geblickt, aber nicht gewagt, sich zu nähern. Jetzt traten sie heran. Herr Knebusch gewann ganz allmählich wieder seine Fassung zurück, war jedoch heilfroh, daß er vorerst noch sein Gesicht hinter der Pappmaske verstecken konnte.
„Wie gesagt, zur Auswertung unseres Preisausschreibens brauchen wir noch Zeit“, fuhr Generaldirektor Bisegger fort. „Andererseits ist heute der Tag des Jubiläums, und er sollte nicht ganz ohne Festlichkeit vorübergehen.“
„Wäre ja auch gelacht“, sagte einer der Musikanten und pustete vergnügt durch seine Trompete.
„Danke schön“, meinte Generaldirektor Bisegger und sprach weiter: „Wir haben uns also vorgenommen, den Kunden, der heute haargenau auf die Minute unseres fünfzigsten Jubiläums an den Schalter kommt, mit einem Erinnerungsgeschenk zu überraschen.“ Der Eierkopf wandte sich lächelnd an den maskierten Knebusch: „Aber Sie haben uns ein Schnippchen geschlagen, und zwar mit sehr viel Witz und Humor. Denn, meine sehr verehrten Herrschaften“ - er drehte sich jetzt zu den Besuchern um, die sich inzwischen vermehrt hatten und einen Kreis bildeten - „dieser Herr, der jetzt neben mir steht, hat scheinbar dieselbe Idee gehabt, nur umgekehrt.“ Er schmunzelte über seinen eigenen Gedankenblitz, aber da niemand lachte, fuhr er fort: „Während wir also auf einen Besucher warten, der ganz zufällig im richtigen Augenblick hier hereinkommt, verschwindet er“ - der Generaldirektor legte Herrn Knebusch seine Hand auf die Schulter - „dort drüben in der Toilette, verkleidet sich als Bankräuber, kontrolliert vermutlich immer wieder die Zeit auf seiner Armbanduhr und stürzt auf die Minute genau um zwölf Uhr siebzehn vor unseren Kassenschalter. Keine Sekunde zu früh und keine zu spät.“
Jetzt brachen die Zuhörer in Gelächter aus, einige klatschten sogar in die Hände, und die Musik ließ sich hören. Der Eierkopf genoß den Beifall und verbeugte sich ein wenig.
„Es ist zum Mäusemelken“, schimpfte Knebusch zornig in sich hinein. Er war immer noch ganz weiß unter seiner Maske, aber endlich hatte er begriffen. „Ausgerechnet mir muß das
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