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Die Glücksbäckerei – Das magische Rezeptbuch

Die Glücksbäckerei – Das magische Rezeptbuch

Titel: Die Glücksbäckerei – Das magische Rezeptbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Littlewood
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ihrem Vater durch einen schmalen Gang, in dem vom Boden bis zur Decke Kartons mit ganz normalen Dingen lagerten wie Milch, Butter, Eier, Schokoladenchips, Pekannüsse und dergleichen. Eine schwache Birne leuchtete von der Decke.
    Am Ende des Ganges hing ein verschossener grüner Wandteppich.
    Rose hatte ihn schon oft gesehen, wenn sie nach einem Besuch auf der Geflügelfarm die Eierkartons ablud, und er hatte sie immer fasziniert. Er war dick wie ein Perserteppich und über und über mit feinen Bildern bestickt: ein Mann, der Teig knetete; eine Frau, die das Feuer in einem Herd schürte; ein Kind in einem Nachthemd, das einen kleinen Kuchen aß; ein alter Mann, der mit einem Netz Glühwürmchen fing; ein Mädchen, das Puderzucker über Zuckerguss schneien ließ.
    Polly legte Rose die Hand auf die Schulter. »Schätzchen, hast du den Schlüssel dabei, den ich dich bat nachmachen zu lassen?«
    Rose klopfte sich auf die Brusttasche und holte zwei silberne Schlüssel hervor – den angelaufenen, den ihr ihre Mutter morgens gegeben hatte, und den blitzenden, den Mr Kline neu angefertigt hatte. Sie reichte beide ihrem Vater, der den alten Schlüssel einsteckte. Dann zog er den Wandteppich zur Seite. Dahinter tauchte eine niedrige Tür aus verblichenen Holzdielen mit gusseisernen Beschlägen auf, eine Tür, wie man sie gemacht hatte, als die Menschen noch kleiner waren. Albert schob den filigran gearbeiteten Bart des glänzenden, neuen Schneebesen-Schlüssels in das sternförmige Schloss und drehte ihn nach links.
    Knarrend ging die Tür auf. Albert zog an einer alten Messingkette, und über ihnen ging eine staubige Glühbirne an.
    Rose stand mit offenem Mund da.
    Hinter der Tür lag ein kleiner holzgetäfelter Raum, so groß wie ein Wandschrank. Er war vollgestopft mit mittelalterlichen Schätzen: das Bild eines dünnen Mannes mit Schnurrbart, der einen langen brombeerfarbenen Rock trug. Auf dem Rahmen stand in alter englischer Schrift, die kaum zu entziffern war:
Hieronymus Glyck, der erste Glücksbäcker
. Da war der Kupferstich einer Frau in einer Schürze, die einem König an einer langen Tafel eine dampfend heiße Pastete servierte:
Artemisia Glyck, Bäckerin, geehrt von Karl II .
Das vergilbte Foto eines Mannes und einer Frau, die händchenhaltend vor der Bäckerei standen, daneben ein Zeitungsausschnitt von 1847 :
Bäckersleute Glyck aus der Lower East Side versorgen Einwanderer.
    Aneinandergedrängt betrachteten Rose, Tymo und ihre Eltern die alten Kunstwerke im schwachen Licht der Glühbirne. »Eure Mutter und ich nennen diesen Raum die Bibliothek, auch wenn nur ein einziges Buch darin ist. Das Buch ist jedoch wichtiger als alle Bücher in allen Bibliotheken des Landes zusammen. Also ist das eine Bibliothek.«
    Selbst Tymo war beeindruckt. »Ich wette, du bist froh, dass du ein Glyck geworden bist, oder, Dad?«
    Albert nickte. Als er Polly heiratete, hatte er ihren Namen angenommen anstatt umgekehrt. »Wer möchte schon unbedingt einen Namen wie Albert Hogswaddle behalten«, sagte er, »wenn man der Glycks-Albert werden kann?«
    Albert legte das alte Backbuch auf ein staubiges Podest in der Mitte der kleinen Kammer, und sie drängten sich in dem engen Raum dicht darum. »Das Buch bleibt hier. Keiner schlägt es auf, keiner nimmt es heraus. Rose, ich gebe dir den Schlüssel für den Raum.« Er fädelte ihn auf eine Schnur, die er zusammenknotete, und gab ihn Rose. Rose fragte sich flüchtig, woher ihre Mutter wohl gewusst hatte, dass sie so bald schon einen Zweitschlüssel brauchten. Doch dann zuckte sie die Schultern: Ihre Mutter
wusste
einfach dies und das. Es machte einen Teil ihrer Zauberkräfte aus.
    Rose nahm den Schlüssel aus der ausgestreckten Hand ihres Vaters und hängte ihn sich um den Hals. Sie loderte vor Aufregung.
    »Aber du darfst diese Tür auf
keinen Fall
öffnen
,
es sei denn, es brennt«, sagte Albert, und sein sonst so freundliches Gesicht war plötzlich ernst. »Wenn ein Feuer ausbricht, musst du versuchen, das Buch zu retten. Ich sage es noch mal: Öffnet diese Tür nicht. Ihr dürft
nicht
zaubern!«
    Die ganze freudige Erregung verpuffte mit einem Mal, und Rose fiel in sich zusammen wie ein Ballon, aus dem die Luft gelassen wurde.
Nicht zaubern? Warum?

    »Zack-zack, Leute!«, rief Bürgermeisterin Hammer aus dem Inneren des Hummer. »Die Grippe breitet sich weiter aus, während wir hier quatschen!«
    Albert schnaufte und keuchte im Hintergrund. Er schleppte sechs Lederkoffer vom Haus in

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