Die Glücksbäckerei – Das magische Rezeptbuch
Schneiderwerkstatt von Petra Biddelbummel. Zwei Stunden nach Ablieferung der Muffins kam Witwer James Corinthian zur Tür von Petra Biddelbummel geeilt, die ihn, ohne zu zögern, auf eine Tasse Tee einlud. Einen Monat später heirateten sie.
»Ooooch«, sagte Tymo mit sarkastischem Ton. »Das klingt wie eine alte Version von Mr Bastable und Miss Thistle.«
»Du hast recht«, sagte Rose. »Weißt du, was wir machen sollten, um das Rezept zu testen? Zwei solche Muffins backen und sie Mr Bastable und Miss Thistle unterschieben, wenn sie heute kommen. Dann beobachten wir, ob sie sich verlieben!«
Tymo machte ein Gesicht, als hätte er gerade in eine Zitrone gebissen. »Können wir nicht zwei
gutaussehende
Menschen zusammenbringen?«
Rose stöhnte. »Typisch für dich. Hör mal, der Mann trägt einen Froschpulli. Dem hilft nur noch Magie. Haben wir alles für das Rezept?«
Tymo las die Zutaten für das Rezept laut vor.
Sir Jasper Glyck rieb einen großen grünen Kürbis und sang dabei dreimal die Namen der beiden Kunden. Dann siebte Sir Jasper eine Faust Mehl und eine Faust Zucker dazu. Er ließ zwei eichelgroße Mengen der feinsten Vanille in das Mehl rieseln. Dann rührte er in den Teig das Ei eines Paradiesvogels. Diese Eier hatte Sir Jasper von einem Magier erworben, der sie seinerseits aus dem Urwald von Madagaskar hatte.
Rose starrte Tymo an. »Wo um Himmels willen sollen wir ein Paradiesvogelei herbekommen? Müssen wir etwa nach Madagaskar?«
Tymo runzelte die Stirn. »Ich weiß nicht … Mom und Dad haben doch eine Menge komischer Sachen in der Küche. Wahrscheinlich sogar Dinosauriereier.«
Sie gingen in die Küche hinunter und begaben sich in den Kühlraum, um sich die Auswahl an Eiern anzusehen. Rose öffnete einen braunen Eierkarton mit einem Etikett, auf dem
Calamity-Geflügelhof: Glückliche Hühner – glückliche Küche
stand. Darin befand sich ein Dutzend normaler, weißer Eier – eindeutig nicht Eier des Paradiesvogels, wie immer die auch aussehen mochten.
»Was ist das?«, fragte Tymo, und Rose stellte sich auf die Zehenspitzen, um zu sehen, wovon er redete. Hinter Stapeln von Eierkartons lag ein rundes, längliches Ding, das wie ein Nudelholz aussah. »Cool«, sagte er, »ich finde Nudelhölzer klasse!« Er drehte heftig daran, und ein Windstoß fuhr in den Kühlraum, der eigentlich schon kalt genug war. Von den Füßen her spürte Rose plötzlich etwas Warmes. Sie sah zu Boden. Dort war eine rechteckige Bodenplatte zurückgeglitten. Sie gab den Blick auf eine Holztreppe frei, die in den Keller führte.
Ein Geheimgang! Rose starrte Tymo an, der ungläubig zurückstarrte.
»Das ist jetzt schon der zweite geheime Raum, den wir innerhalb
einer Woche
im Kühlraum gefunden haben«, sagte er.
Rose flitzte schnell in die Küche, um eine Taschenlampe aus einer der Schubladen zu holen, dann stieg sie mit Tymo die Treppe aus krummen rohen Holzbrettern hinunter, die jeden Moment einzubrechen drohte. Der Schein der Taschenlampe war schwach, und Rose konnte nur ein paar Zentimeter weit sehen. Sie spürte ihr Herz heftig pochen, während Tymos Schritte hinter ihr gleichmäßig und ruhig waren.
Unten angekommen, ging Rose zögernd weiter, mit der einen Hand tastete sie in die Dunkelheit, mit der anderen hielt sie zitternd die Taschenlampe. Was sie dann sah, ließ sie aufschreien.
Aus einem blauen Einmachglas starrte sie ein Gesicht an, wie ein menschliches Gesicht, nur viel kleiner.
»Was ist denn das!?«, kreischte Tymo.
Zögernd hielt sie die Taschenlampe dichter dran, damit das Glas komplett zu sehen war. Das, was in dem Glas saß, konnte nur als Zwerg bezeichnet werden. Es war ein kleiner Mann, ungefähr fünfzehn Zentimeter hoch, mit einem weißen, bauschigen Bart und einer grünen Mütze. Er war nicht verschrumpelt, wie man sich einen Zwerg vorstellte, und er war auch nicht tot – er atmete. Er schnarchte, um genau zu sein. Auf seinem Gesicht lag ein verträumtes Lächeln, und seine Nasenlöcher weiteten und verengten sich bei jedem Atemzug. Rose fehlten die Worte. Am unteren Rand des Glases war eine Aufschrift:
Zwerg des Ewigen Schlafes
Tymo verschlug es eine Minute lang die Sprache. »Ich glaub das nicht«, sagte er und beäugte das schnarchende Wesen in dem Glas.
Rose richtete den Strahl der Taschenlampe nach rechts, wo ein weiteres Glas stand. Es schien leer zu sein, bis auf ein kleines rotes Blatt, das in dem Glas herumschwebte, als befände es sich an einem Herbsttag im Park. Auf dem
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