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Die Glücksbäckerei – Das magische Rezeptbuch

Die Glücksbäckerei – Das magische Rezeptbuch

Titel: Die Glücksbäckerei – Das magische Rezeptbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Littlewood
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Glas stand:
Der erste Herbstwind
    Tymo hatte sich zur anderen Seite umgedreht, um ein Glas zu untersuchen, das mit einem trüben Glühen gefüllt war. »Was soll das sein?«, fragte ihn Rose.
    »Das Licht von einer Mondfinsternis«, flüsterte er – das Licht warf einen blauen Schein auf seine Nase. Er wandte sich einem Glas darunter zu. »Schau mal, Rose!«, stieß er hervor.
    Rose drehte sich rasch um und hielt die Taschenlampe vor das etwas kleinere Gefäß. Es war nicht aus dem gleichen bläulichen Glas wie die anderen – es war aus grünem Glas, das mit Stacheldraht umwickelt war. Der Verschluss war aus dickem, rostigem Metall – und es hing sogar ein Schloss daran. Rose konnte kaum erkennen, was darin war – es sah aus wie eine schleimige graue Kugel, ungefähr so groß wie ein Golfball. Auf dem Etikett stand:
Auge eines Hexers
    Rose und Tymo sahen sich fassungslos an. Sie hatten erlebt, wie ihr Vater Winde und Geflüster und exotische Vögel eingefangen hatte – hatte er etwa auch einen Hexer niedergeschlagen und sein Auge gestohlen? Gab es tatsächlich Hexer? Würde dieser Hexer nach seinem Auge suchen? Rose erschauerte bei der Vorstellung. Wenn es ein Hexerauge und Zwerge des Ewigen Schlafes in dem geheimen Keller unter der Küche gab, was erwartete sie wohl sonst noch alles?
    Tymo klopfte Rose auf die Schulter. »Hier, schau mal«, sagte er. »Paradiesvogeleier!«
    Dort, in einem der blauen Gläser, lag ungefähr ein Dutzend winziger schwarz gesprenkelter Eier. Tymo riss das Glas vom Brett und sagte: »Nichts wie weg. Ich will nicht wissen, was sonst noch hier unten ist.«
    Ausnahmsweise musste Rose zugeben, dass sie es auch lieber nicht wissen wollte.

    Kaum hatten Rose und Tymo das marmorierte Notizbuch auf die Küchentheke gelegt, da stürmten Lily, Basil und Chip durch die Hintertür, beladen mit gestapelten Holzkisten voller Heidelbeeren, Erdbeeren und Himbeeren.
    »Wie sollen wir backen, wenn die alle hier drin sind?«, fragte Rose Tymo leise.
    Ein teuflisches Grinsen kroch über Tymos Gesicht. »Lass mich mal mit Nella reden.«
    Er verschwand nach oben und kam kurz darauf mit Nella im Schlepptau zurück, die vor Begeisterung die Augen aufriss.
Es klappt,
ließ er Rose mit stummer Lippenbewegung wissen.
    »Hallo Leute?«, rief Tymo Chip und Lily zu. »Könnt ihr zwei heute auf Nella aufpassen? Die alte
hermana
und ich müssen uns aufs Backen konzentrieren.«
    Chip näherte sich der gläsernen Ladentür der Bäckerei – er hörte schon lauten Tumult. Draußen standen die Leute aus Calamity Falls in einer langen Warteschlange in der Morgensonne und waren schon ziemlich ungeduldig: die ständig Lügengeschichten erzählende Schneiderin Mrs Havegood, der unglaublich riesige Sheriff Rayburn, die stille Bibliothekarin Miss Karnopolis und ein Dutzend anderer, die alle lauthals nach Frühstücksgebäck verlangten.
    Als Chip die Tür öffnete, rannte Nella hinaus und rief: »Wer findet mich? Sucht mich doch!«, und hüpfte die Straße entlang.
    »Nella!«, schrie Chip. »Komm zurück!«
    Lily packte Basil bei der Hand, rannte zur Tür hinaus und hinter Nella her. »Wir kriegen sie!«, rief sie und war schon fast bis zur nächsten Kreuzung.
    Chip rief nach hinten: »Ich kümmere mich um die Kundschaft!« Es blieb ihm keine andere Wahl, als Rose und Tymo erst mal in der Backstube allein zu lassen.
    Rose schlug das marmorierte Notizbuch auf der Anrichte auf. Endlich sollte sie die Gelegenheit haben, etwas zu backen – und zwar nicht das übliche Irgendwas, sondern etwas ganz Außergewöhnliches! Aus dem alten Backbuch! Aber warum zitterten ihr die Hände? Sie hatte plötzlich das Gefühl, ein Konzert vor Millionen von kreischenden Fans geben zu müssen – was sie einerseits stolz machte, sie aber auch vor Angst erstarren ließ. Was, wenn sie einen Fehler machte und ausgebuht wurde? Oder schlimmer noch: Wenn jemand zu Schaden kam?
    Sir Jasper Glyck rieb einen großen grünen Kürbis und sang dabei dreimal die Namen der einsamen Kunden.
    Tymo wusch eine Zucchini und rieb sie auf einer Käsereibe. Nasse grüne Schlangen tropften zu einem breiigen Haufen herunter.
    »Vergiss das Singen nicht!«, sagte Rose.
    Tymo stöhnte. »Mr Bastable und Miss Thistle.«
    »Lauter!«
    »Mr Bastable und Miss Thistle! Mr Bastable und Miss Thistle!«
    Chip steckte den Kopf durch die Schwingtür. Sein Atem ging rasch, und sein Gesicht war rot und schweißüberströmt. Die Schlange draußen hatte sich verdoppelt. »Alles in

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