Die Glücksbäckerei – Die magische Prüfung (German Edition)
Ohr, bis sie sich nahe heranbeugte, und seine Barthaare ihre Wange kitzelten. »Ich an deiner Stelle würde loslaufen und das Liebesgeflüster holen. Eine Stunde geht schneller herum, als du denkst.«
»Aber wo sollen wir das süße Liebesgeflüster denn herkriegen?«, wisperte Rose fragend.
Gus blinzelte ein wenig und dachte nach. »Während meiner ersten Ehe haben meine liebliche Hilarie und ich oft süße Nichtigkeiten getauscht, während wir am Ufer der Themse in London Mäuse jagten.«
Gus hatte recht – Verliebte trafen sich oft am Ufer. Das Expo-Center war nur ein paar Kreuzungen von der Seine entfernt, dem Fluss, der sich durch Paris schlängelte.
Rose kraulte das weiche graue Fell unter Gus’ Kinn.
Wenn es einem Kater möglich ist, verlegen dreinzublicken, dann tat Gus das jetzt. »Danke«, sagte er. »Geh jetzt.«
Obwohl das Seineufer nur ein paar Schritte vom Expo-Center entfernt war, maulte Basil die ganze Zeit.
»Warum bin ich überhaupt dabei? Du und Tymo, ihr backt ganz alleine, und ich soll einfach nur zusehen?«, quengelte er. »Mit den ganzen Kameras überall?
Ich
sollte vor den Kameras stehen! Ich sollte meine Karriere als Comedian in Gang bringen. Aber nein, ihr zwei dürft mal wieder alles Wichtige machen wie immer.«
Rose warf Tymo einen Blick zu, dann sah sie betreten auf das blaue Einmachglas in ihren Händen, das sie mit blassgelber Mandelbutter ausgestrichen hatte. Es stimmte ja, Basil bekam selten die Gelegenheit, etwas Wichtiges zu machen. Andererseits, wenn doch, dann vermasselte er es meistens.
»Warum übernimmst du es nicht, das süße Liebesgeflüster einzusammeln?«, fragte Rose. »Du könntest sogar
alle
Spezialzutaten auffangen! Wir übernehmen das Backen, du sammelst ein, und wenn wir dann gewinnen, stellen wir dich vor laufender Kamera vor, und du kannst mit deiner Karriere als Comedian anfangen.«
Tymo sah sie an, als sei sie nicht ganz bei Trost, doch über Basils Gesicht huschte ein Lächeln, und er hörte sofort mit seinem Gejammer auf. Schnell übernahm er das blaue Einmachglas von Rose und legte es wie ein Baby in seinen Arm.
Das Morgenlicht glitzerte auf der Seine, als habe man darüber einen Eimer mit Flitter ausgegossen. Für Rose war es der romantischste Ort, den sie je besucht hatte, sogar noch romantischer als der Aussichtspunkt auf dem Sparrow Hill in Calamity Falls. Sie stellte sich vor, an der Kaimauer eine Hütte zu errichten, mit Devin Stetson darin zu leben und für Spaziergänger Croissants zu backen, während er Gitarre spielte und in einem Hut Geld sammelte.
Als sie sich noch ausmalte, wo genau am Ufer sie ihre Hütte errichten wollte, entdeckte Rose einen Mann und eine Frau, die Hand in Hand gingen. Die beiden sahen sich so verliebt und intensiv an, dass der Mann über einen unebenen Pflasterstein auf dem Gehweg stolperte und auf die Knie fiel. Die Frau kicherte, zog ihn wieder hoch und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
»Volltreffer«, sagte Rose.
Basil nickte, rannte los und trabte dicht hinter dem Paar her. Er öffnete das blaue Einmachglas und hielt es hinter ihren Köpfen hoch, so nahe er konnte, ohne sie anzurempeln.
Das funktionierte ein paar Sekunden, bis Basil nieste und der Mann herumfuhr. »Was hast du denn vor, Kleiner?«, fragte er.
Basil ließ das Glas zufallen, damit ihm nichts in die Mandelbutter fiel, was kein richtiges Liebesgeflüster war. »Ähhh …«
Tymo kam angerannt. »Nehmen Sie es meinem Bruder nicht übel«, sagte er. »Er versucht Glühwürmchen zu fangen.«
»Aber es ist doch helllichter Tag!«, sagte die Frau.
Tymo hielt Basil die Ohren zu. »Er
meint
, dass er Glühwürmchen fangen kann«, flüsterte er. »Der arme Kerl hat nichts als Glühwürmchen im Kopf, wohin er auch geht. Ständig hat er dieses Glas dabei und fuchtelt damit in der Luft herum. Wir bringen es nicht übers Herz, ihm die Wahrheit zu sagen.«
Der Mann und die Frau nickten mitfühlend, und Tymo nahm die Hände von Basils Ohren. »Fang du ruhig Glühwürmchen, Junge!«, sagte der Mann und zerzauste Basil die roten Locken. Das Paar winkte und machte sich Richtung Eiffelturm auf.
»Das hab ich gehört«, stöhnte Basil. »Vielen Dank, dass du mich als verrückt hinstellst.«
Rose und ihre Brüder ließen sich in einem Straßencafé mit Blick auf den Fluss nieder. Ein Kellner in gestärktem weißem Hemd, einer schwarzen Hose und einer weißen Schürze reichte ihnen Speisekarten.
»Merci«,
sagte Rose und wurde rot. Ein paar Worte
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