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Die Glücksbäckerei – Die magische Prüfung (German Edition)

Die Glücksbäckerei – Die magische Prüfung (German Edition)

Titel: Die Glücksbäckerei – Die magische Prüfung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Littlewood
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Französisch konnte sie, aber es machte ihr Mühe, sie richtig auszusprechen.
    »De rien«,
erwiderte der Kellner.
    Zwei Tische weiter entdeckte Rose einen gutaussehenden Herrn mit schwungvoll gewelltem, grauem Haar, der mit einer eleganten Frau in einem Seidenkleid dasaß. Etwas an der Hand der Frau glitzerte in der Sonne. Es blitzte so hell, dass Rose zuerst dachte, es müsse das Zifferblatt einer Armbanduhr sein, aber es kam nicht vom Handgelenk der Frau; es blitzte an ihrem Finger. Rose begriff, dass es sich nur um einen Brillantring handeln konnte, den größten, den sie je gesehen hatte.
    »Seht euch die beiden an!«, sagte sie.
    Die Frau beugte sich über den Tisch und legte einen Finger unter das Kinn des Mannes.
    »Je te quitte«,
sagte die Frau.
    »Ne me quitte pas!«,
antwortete der Mann.
    Basil nickte, dann schlich er geduckt auf den Tisch zu, an dem das Paar seine süßen Nichtigkeiten murmelte.
    »Wow«, sagte Tymo voller Bewunderung für die beiden. »Hör dir das an. Vielleicht sollte ich mit Spanisch aufhören und stattdessen Französisch lernen.«
    Basil schlich an den Fuß des Tisches und hielt das Einmachglas hoch.
    »Je te quitte«,
wiederholte die Frau.
    »Ne me quitte pas!«,
erwiderte der Mann.
    Rose sah, wie die Mandelbutter in dem Glas allmählich grau wurde. Das war seltsam. Rose hatte immer gedacht,
rot
stünde für Liebe.
    Basil klappte das Glas zu und wollte unter dem Tisch hervorkommen, wobei er sich ordentlich den Kopf anstieß. Die kleine Espressotasse, aus der der Mann getrunken hatte, kippte um, und dampfender brauner Kaffee ergoss sich über seine elegante graue Hose.
    »Auaaa!!!«,
stieß er aus.
»Qu’est-ce qui ce passe?«
    Basil krabbelte unter dem Tisch hervor, während der Kellner direkt darauf zusteuerte, einen Brotkorb in der Hand. Er nahm ein Baguette, schwang es bedrohlich hin und her und rief: »Verschwindet von hier, ihr frechen Gören!«
    Rose und Tymo sprangen auf und rannten zum Expo-Center zurück. Basil, mit schweißnasser Stirn, einer Beule am Kopf und Brotkrümeln im Gesicht, überholte sie, dann drehte er sich siegesbewusst um und hielt das Einmachglas hoch über seinen Kopf. »Ich hab’s!«
     
    Als Rose und ihre Brüder in ihre Küche im Expo-Center zurückkehrten, hatte Jean-Pierre Jeanpierre gerade seine Untersuchung ihres angeblichen Schummelns beendet. »Weil das Backen noch nicht offiziell begonnen hatte«, sagte er zu Lily und den Glycks, »sind keine Regeln verletzt worden.«
    »Ach, wie gut!«, sagte Lily. »Es hätte mir sehr leidgetan, wenn diese Kinder schon vor Beginn der Meisterschaft ausgeschieden wären.« Sie sah Rose an, bedachte sie mit einem eisigen Lächeln und kehrte zu ihrer Küchenzeile zurück.
    Rose schloss die Augen und konzentrierte sich auf den Wortlaut des Rezepts. Balthasars Schönschrift war so einmalig – so kunstvoll und so perfekt –, dass Rose sich jetzt genau vorstellen konnte, was er geschrieben hatte, einschließlich der Zutaten, der Mengenangaben, der Temperaturen und der Backzeiten.
    Sie »las« sich die Zutaten laut vor. »Mehl, Eier, Vanille, Butter, Liebesgeflüster.«
    Polly umarmte und drückte sie. »Ganz genau, Schätzchen.«
    Rose sah zu ihrer kleinen Schwester hinunter. »Wünsch mir Glück, Nella.«
    Nella beachtete ihre Schwester nicht. »Die Ausstattung hier ist entsetzlich«, sagte sie mit einem Blick zur Decke hinauf und seufzte. »Wenn ein Raum prachtvoll aussehen soll, sollte man zumindest
versuchen
, die Gepflogenheiten des Rokoko zu beachten. Wo sind hier die putzigen Stuckelemente der Wessobrunner Schule? Lily Le Fay bevorzugt die Wessobrunner Schule.«
    »Wovon redet sie?«, fragte Rose verdutzt.
    Polly seufzte. »Ehe wir abgefahren sind, habe ich versucht, eine Ladung Vereinfachungskekse zu backen. Auch wenn ich wusste, dass sie nicht perfekt waren, habe ich ihr heute Morgen einen davon gegeben, aber der Schuss ist nach hinten losgegangen. Und daher ist sie jetzt nicht mehr nur auf Lily fixiert, sondern auch auf Kunstgeschichte.«
    Rose schüttelte den Kopf. Ob sie ihre süße kleine Schwester wohl jemals heil wiederbekommen würde?
    Jean-Pierre Jeanpierre watschelte aus seinem schwebenden Muffin-Gefährt an den Rand der Bühne und griff nach dem Mikrophon. »Es ist so weit. Ihr habt eine Stunde, um euer erstes Meisterwerk zuzubereiten. Den Zeitablauf könnt ihr dort ablesen!« Er deutete auf die Wand. Dort hing eine große schwarze Uhr, die wie ein Küchentimer aussah. »Auf die Plätze!

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