Die Glücksbäckerei – Die magische Prüfung (German Edition)
diejenigen, die Sir Falstaffe Glyck der säuerlichen Gräfin Fifi Canard gereicht hatte.
Jean-Pierre nahm sich eines der verunglückten Kekse und biss herzhaft hinein. Rose konnte schwören, einen Zahn splittern zu hören.
Jean-Pierre schnipste mit den Fingern, und Marco hielt ihm eine zierliche silberne Schale vor die Lippen. Jean-Pierre spuckte den Bissen, den er genommen hatte, in die silberne Schale, sah Rose mit unbeweglichem Blick an und räusperte sich. Dann ging er zum nächsten Teller über, ohne ein Wort zu sagen.
Etwas weiter in der Reihe legte Lily die Hände an die Wangen und sagte mit Lippenbewegung
O nein!
in Roses Richtung, voll von vorgetäuschtem Mitleid, das so falsch war wie ihre langen schwarzen Locken.
Das war’s. Ich habe alles vermasselt, dachte Rose. Jetzt werden wir das alte Backbuch nie zurückbekommen.
Kapitel 5
Mucksmäuschenstill
Jean-Pierre Jeanpierre stand auf der Bühne mit Marco, dem flotten Kellner, und Flaurabelle, der rotlippigen Assistentin, und beriet sich flüsternd mit ihnen.
Rose war es ein Rätsel, was sie falsch gemacht hatte. Zu viel Mehl? Nicht genug Vanille? War das Geflüster des Liebespaares verunreinigt worden?
»Ich geh mal Mom suchen«, sagte sie und schlich geknickt auf die Opernlogen an der Seitenwand des Saales zu.
»Warte auf mich,
mi hermana
!«, sagte Tymo.
Als sie in der Loge ankamen, stürzte Rose sich in Pollys Arme. »Jean-Pierre Jeanpierre hat mein Plätzchen in eine Schale gespuckt!«, schluchzte sie.
»In der Tat«, grollte Balthasar. »Seid ihr sicher, dass ihr Liebesgeflüster eingefangen habt?«
»Total sicher«, sagte Basil. »Die Frau hat einen Ring getragen, der so groß war wie eine Kiwi.«
»Aber was haben die beiden
gesagt
?«
Basil zuckte die Schultern. »Es hat geklungen wie
›Me-ne-mi. Ni-mi-mi-ma.‹
So ungefähr wenigstens.«
»Quatsch, Alter«, sagte Tymo. »Es war eher wie
›Sche-te-kiet. Ne-me-kite-pah.‹
Was ich so übersetzt habe: ›Du bist so heiß‹ und ›Ich weiß, dass ich heiß bin.‹ Stimmt’s,
Abuelo
?«
Balthasar schüttelte den Kopf. »Nein! Falsch.
›Je te quitte‹
heißt: ›Ich verlasse dich‹, und
›Ne me quitte pas‹
heißt ›Verlass mich nicht.‹ Ihr habt ein Trennungsgeflüster eingefangen statt Liebesgeflüster. Deshalb haben die Plätzchen bitter geschmeckt und haben ausgesehen wie – na ja, so wie sie eben ausgesehen haben. Außerdem, nenn mich gefälligst nicht
Abuelo
. Ich bin in New Jersey geboren.«
In dem Moment griff Jean-Pierre Jeanpierre nach seinem Mikrophon und räusperte sich. »Ich bin nun zu meinem Ergebnis gekommen. Die Hälfte von euch bleibt in der Meisterschaft, die andere Hälfte wird auf einer Welle schamhafter Tränen davongespült. Die Wettstreiter, die morgen dabei sein werden, heißen …«
Während Jean-Pierre einen Namen nach dem anderen herunterleierte, stiegen Freudenschreie aus den verschiedenen Küchen auf. Rohit Mansukhani, der Bäcker aus Indien, legte einen Siegestanz hin. Wei Wen, der zierliche Bäcker aus China, nickte höflich. Dag Ferskjold, der große Norweger, schlug mit der Faust auf seinen Hackblock und brach vor Erleichterung weinend zusammen. Miriam und Muriel, die französischen Zwillinge Desjardins, hüpften auf und ab wie Schulmädchen. Tymo hüpfte mit.
»Du sollst doch
unser
Team anfeuern, Tymo«, sagte Rose.
»Tu ich ja!«, sagte er. »Aber ich bin
auch
für Miriam und Muriel.«
Schließlich hielt Jean-Pierre inne und blickte über die Menge. »Ich habe jetzt acht Wettstreiter aufgezählt, die im Wettkampf weiterkommen. Außer der Siegerin bleibt nur noch ein Name«, sagte er.
Rose schüttelte den Kopf. Sie wusste, dass sie erledigt war.
»Glyck.«
Rose ließ die Blicke durch den Raum schweifen. Gab es noch eine Mitbewerberin, die Glyck hieß? Oder hatte sie es durch irgendein Wunder tatsächlich in die nächste Runde geschafft?
»Ach, dem Himmel sei Dank!«, rief Polly und hob Rose in die Luft.
»Die übrigen von euch«, fuhr Jean-Pierre fort, »können ihren Rührlöffel einpacken und die Räumlichkeiten verlassen.« Irina Klechevsky aus Russland warf die Hände in die Luft, während Malik Hall aus Senegal auf die Knie fiel und den Himmel verfluchte. Victor Cabeza aus Mexiko ließ den Kopf hängen, Peter Gianopolous hingegen stürmte aus dem Expo-Center. Fritz Knapschildt und andere sammelten einfach ihre Sachen ein und machten sich seufzend auf – Richtung Ausgang.
Da hätte auch ich dabei sein können, dachte
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