Die Glücksbäckerei – Die magische Prüfung (German Edition)
sah sie direkt an, und seine Augen schimmerten wieder mit diesem überirdischen Grün wie am Morgen im Expo-Center, als er Rose angestarrt hatte.
Als Rose sich taumelnd aufrichtete, sprang Jacques aus ihrer Brusttasche und hüpfte über den Boden. Rose packte ihre Brüder beim Schlafittchen und zerrte sie zum Aufzug. »Drückt auf den ABWÄRTS -Knopf!«, zischte sie. »Schnell!«
Tymo schlug mit der Hand auf den Knopf, und alle beobachteten das Licht über dem Aufzug und beteten stumm. Hinter sich konnte Rose Schritte durch Lilys Zimmer kommen hören.
Sie sah sich nach Jacques um. Der schüttelte den Kopf.
»Jacques!«, zischte Rose. »Kommst du?«
»Ihr macht wohl Witze!«, schrie die kleine Maus. »Mit euch will ich nichts mehr zu tun haben!«
Da begann sich der Türknauf an Lilys Tür zu drehen. Ohne einen Blick zurück huschte Jacques in ein Loch im Boden.
»Ich will nicht sterben!«, jammerte Basil und suchte hinter Rose Deckung.
Der Aufzug machte
PLING !
, das Licht ging an, und Rose und ihre Brüder stürzten in die Kabine. Als sie sich umdrehten, sahen sie den Geschrumpften durch den Flur eilen und mit kleinen klauenartigen Händen nach ihnen greifen.
Und dann glitten die Fahrstuhltüren pfeifend zu.
Kapitel 7
Alte Bilder
Am nächsten Morgen betrat Jean-Pierre den Expo-Saal wieder in seiner prächtigen roten Samtjacke.
»Worauf Sie alle gewartet haben – die Kategorie des Tages! Ich habe dieses Thema schon mehrfach gestellt, und es bringt jedes Mal interessante Ergebnisse hervor. Das Thema ist … SÄUERLICH !«
SÄUERLICH war die letzte der möglichen Kategorien, die sie am Abend zuvor aufgelistet hatten, und Rose bezweifelte, dass Balthasar es mit der Übersetzung ganz bis zum Ende der Liste geschafft hatte.
Als Rose zu Lilys Küchenzeile hinübersah, runzelte sie erschrocken die Stirn. Der Geschrumpfte stand außerhalb des Kreises von Kameras und funkelte Rose an. Er lächelte, dann zog er seinen Finger wie ein Messer über seine braune Kehle.
»Tymo!«, flüsterte Rose. »Hast du das gesehen? Der kleine Mann hat uns gerade hoch offiziell den Tod angedroht!«
Tymo sah hinüber zu Lilys Küche. »Wer? Das dämliche Rumpelstilzchen? Den könnte ich doch mit einem Tritt in Grund und Boden stampfen. Jacques könnte ihn zum Frühstück verspeisen. Wenn Gus ihn einmal anfaucht, rennt er bis ans Ende der Welt. Der will uns drohen? Das ist doch lächerlich.«
Tymo sah zu dem Geschrumpften hinüber und tat so, als würde er ihn in den Schwitzkasten nehmen.
Der Geschrumpfte lächelte einfach weiter und zog ein kleines Fläschchen mit einer leuchtenden violetten Flüssigkeit hervor. Er mimte, als würde er die Flüssigkeit trinken, dann sank er theatralisch zu Boden.
Ich hätte Tymo und Basil niemals dazu verdonnern sollen, das Backbuch zurückzustehlen, dachte Rose.
In dem Moment kamen Polly, Balthasar und die restlichen Familienmitglieder herbeigeeilt.
»Also, wir wissen genau, was Lily zubereitet«, sagte Polly und wedelte mit einer kleinen Abschrift der endgültigen Liste.
»Saure Zitronenküchlein.«
Balthasar streckte die Zunge heraus. »Igitt … Kapern in einer Tarte. Das will doch keiner. Wenn Leute etwas Säuerliches verlangen, möchten sie immer, dass es süß abgemildert wird, auch wenn sie das nicht so direkt aussprechen.«
Polly nickte weise. »Ganz recht. Also, gemäß unserer Liste haben wir uns für … einen
Originellen Orangen-Whopper
entschieden. Balthasar, glaubst du, dass du das Rezept innerhalb einer Stunde übersetzen kannst, während wir unsere Zauberzutat holen?«
»Nicht nötig!«, sagte Balthasar und zog triumphierend ein Blatt aus seiner Tasche. »Ich arbeite auf einer Liste immer von hinten nach vorne. SÄUERLICH war das erste Rezept, das ich gestern Abend übersetzt habe. Hier ist es. Das Beste daran ist, dass die Zauberzutat sich direkt hier in Paris befindet.« Er knallte das Stück Papier auf den Hackblock, und Rose sah sich das Rezept an.
Origineller Orangen-Whopper ,
nach übereinstimmenden Berichten das süßeste und säuerlichste Gebäck, das je gemacht wurde.
Es war im Jahr 1671 in der italienischen Stadt Florenz, als es Signora Artemisia Glyck gelang, ihren Kopf zu retten, indem sie ein Dessert schuf, das sowohl dem ruchlosen Herzog Alessandro di Medici und seinem nicht weniger ruchlosen Weib, der Herzogin Margareta mundete. Alessandro bevorzugte süße Desserts, Margareta hingegen säuerliche. Signora Glyck, die Hofkonditorin, sollte
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