Die Glücksbäckerei – Die magische Prüfung (German Edition)
Mitternachtläuten einer Glocke der Kathedrale
Notre Dame
bekommen?«, sagte Rose. »Was soll denn daran schwierig sein?«
Ein Schnauben kam aus Roses Brusttasche. »Nur Narren stürzen sich auf das, was Engel nicht zu betreten wagen!«, warnte eine winzige Stimme. Rose griff in die Tasche und holte Jacques heraus. »Ich habe einmal den Fehler gemacht«, sagte die kleine Maus, »und bin nachts in
Notre Dame
hineingestolpert, und ich werde es nie wieder machen.«
»Warum?«, fragte Rose. »Was ist denn da drin so furchterregend? Ein gemeiner Nachtwächter?«
»Es gibt dort
mehrere
Nachtwächter«, sagte Jacques. »Aber keine menschlichen. Es sind Wasserspeier,
Gargoyles
. Grausige, monströse, rachsüchtige Kreaturen, die über die Kathedrale herrschen, als gehöre sie nur ihnen.«
»Haben wir denn eine Alternative?«, fragte Rose.
»Das habe ich noch nicht rausgefunden«, sagte Balthasar, »aber heute Abend bin ich wohl so weit. Eure Eltern haben sich schon gemeldet und gesagt, dass sie die ganze Nacht den Schrei einer Raupe suchen.«
»Ist der so schwer einzufangen?«, fragte Basil.
Balthasar runzelte die Stirn. »Hast du jemals versucht, eine Raupe aus der Fassung zu bringen? Raupen sind die vernünftigsten Wesen des Universums.« Er blickte wieder auf sein Stück Papier. »Lasst mich weiterarbeiten, solange ihr zu Abend esst, und dann überlegen wir uns, wodurch wir dieses Rezept ersetzen können.«
»Wie lange wirst du dafür brauchen?«, fragte Rose ungeduldig.
»Nicht so lang, glaube ich!« Balthasar sah sie zwinkernd an. »Wisst ihr, eigentlich wollte ich ja nicht mit nach Paris kommen, aber jetzt, wo ich hier bin, zusammen mit euch unglaublich jungen Leuten, fühle ich mich ungefähr hundert Jahre jünger! Habt ihr noch nicht gemerkt, wie schnell ich diese Rezepte übersetzt habe?«
»Du meinst, schneller als eines pro Halbjahr?«, rief Gus aus dem Wohnzimmer.
»Was war denn deine letzte Übersetzung, Kater?«, gab Balthasar zurück.
»Warum kabbelt ihr zwei euch ständig?«, fragte Rose.
»Tun das gute Freunde nicht?«, flüsterte Balthasar. »Ich könnte nicht ohne den Kater auskommen. Du weißt schon: Was sich liebt, das neckt sich.«
Rose las das Rezept für die
Himmlischen Hörnchen
nochmals durch.
»Warum nehmen wir es nicht trotzdem einfach?«, fragte sie. »Es kann doch nicht
so
schlimm sein, an ein paar Gargoyles vorbeizukommen.«
Doch Balthasar schüttelte den Kopf. »Du weißt ja nicht, wovon du sprichst. Gargoyles! Die sind das genaue Gegenteil von Raupen. Wenn es etwas noch Gemeineres und Unvernünftigeres auf Erden gibt, dann weiß ich nicht, was das sein soll.«
»Echt? So schlimm sind die?«, fragte Rose.
Jacques schauderte. »Das Schlimmste der Welt.«
Kapitel 12
Steinromanzen
Während Basil und Tymo an ihren Spielkonsolen daddelten und Nella vor sich hin schnarchte, tigerte Rose heftig seufzend im Zimmer auf und ab und brabbelte vor sich hin.
»Jetzt sind nur noch Lily und Wei Wen und ich übrig, und Wei Wen ist so was wie der Meister der Backkunst. Wenn die Kategorie GEROLLT drankommt, macht Lily ihre
Flimmernde Biskuitrolle
, falls Jacques das richtig beobachtet hat. Also muss ich etwas servieren, das unglaublich genug ist, um mich ins Finale zu bringen. Was macht Balthasar eigentlich so lange? Er hat doch gesagt, dass er sich wie ein junger Hüpfer fühlt! Wir brauchen einen neuen Plan! Und zwar schnell!«
»Immer mit der Ruhe, Rosita!«, beschwichtigte Tymo seine Schwester.
»Du verstehst nicht, unter was für einem Druck ich stehe!«, schrie Rose. »Es ist meine Schuld, dass das Buch weg ist! Und ich muss das wieder richten. Ich ganz allein.
Ich!
«
»Also hör mal, Rose«, sagte Basil, »wir hatten alle schuld daran, dass das Backbuch abhanden gekommen ist.
Ich
habe Lily den Schlüssel zur Geheimkammer gegeben. Und
Tymo
war derjenige, der die Idee hatte, aus dem Buch zu backen, weil er Tante Lily beeindrucken wollte. Und wenn
Mom und Dad
nicht weggefahren wären, dann hätte es überhaupt kein Problem gegeben. Es ist also nicht allein deine Schuld.«
»Aber ich habe ihr vertraut«, sagte Rose. »Ich war es, die sich von ihrem Lob hat einwickeln lassen, und fast hätte ich euch anderen allein gelassen, um sie auf ihrer Achterbahnfahrt des Ruhmes zu begleiten.«
»Du hättest uns fast allein gelassen?«, fragte Basil. »Was meinst du damit?«
Rose biss sich auf die Lippe. In all den Monaten nach Lilys Verschwinden hatte sie nicht verraten, was wirklich
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