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Die Glücksbäckerei – Die magische Prüfung (German Edition)

Die Glücksbäckerei – Die magische Prüfung (German Edition)

Titel: Die Glücksbäckerei – Die magische Prüfung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Littlewood
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etwas auf der Flöte spielt?«
    »Den Versuch ist es wert«, ertönte Jacques Stimme aus der Sweatshirt-Tasche. Er holte seine winzige Flöte hervor und spielte die bekannte Melodie von der
Marseillaise
.
    Als die letzte Note verklungen war, spürte Rose einen kalten Hauch im Nacken. Sie drehte sich um und sah einen Geist im Wasser stehen, eine aufgebrachte Frau mit puderig weißer Haut und einer zahnpastaweißen Perücke mit scheußlichen Locken. Ihr gerüschtes Kleid schnürte ihr die Taille unbarmherzig ein und bauschte sich darunter zu einem Rock, der so ausladend war wie das große Trampolin im Garten der Glycks zu Hause, auf dem Basil so gerne herumsprang.
    »Wie könnt ihr es wagen,
hier
dieses Revolutionslied zu spielen!«, stieß der Geist hervor.
    Obwohl die Frau so herausgeputzt war und gut aussah, stimmte irgendetwas mit ihrem Kopf offenbar nicht. Er saß schief auf ihren Schultern. Dann fiel Rose wieder ein, wie Marie Antoinette ums Leben gekommen war: Sie war enthauptet worden.
    Die Geisterfrau starrte Rose und Basil immer noch an, dann entdeckte sie Jacques, der sich aus Roses Sweatshirt-Tasche herauslehnte.
    »Eine Maus!«, schrie sie und verschwand unter der Wasseroberfläche.
    »Würde es dir was ausmachen, ausnahmsweise unsichtbar zu bleiben?«, fragte Rose die Maus.
    »Von aller Welt werde ich verachtet«, klagte Jacques, doch dann verkroch er sich tief in Roses Tasche.
    Nach einem Augenblick stieg Marie Antoinette vorsichtig aus dem Wasser auf. »Ist die Maus weg?«
    Tymo legte Rose warnend die Hand auf den Arm. »Überlass das mir«, flüsterte er. »Ich kann jedes Mädchen zum Erröten bringen.« Er schlüpfte aus den Schuhen und ließ ein Bein barfuß ins Wasser baumeln. »Ja,
Madame
«, sagte er, »die Maus ist weg. Haben Sie was dagegen, wenn ich zu Ihnen reinkomme? Es ist echt heiß hier draußen, und ich schwitze ziemlich.« Er nahm eine Haltung an, die er
der junge Yachtbesitzer
nannte. »Ich hatte noch nie die Ehre, eine Königin zu treffen. Das ist wirklich … aufregend.«
    Doch statt zu erröten, fing Marie Antoinette zu lachen an – leise zuerst, dann immer heftiger prustend. »Versuchst du mir etwa zu schmeicheln? So ein dürrer Junge wie du? Ist das hier etwa so ein Fernsehstreich mit versteckter Kamera?«
    »Also bitte!«, sagte Tymo. »Ich bin doch nicht dürr!«
    Da musste Marie Antoinette nur noch mehr lachen. Sie hielt sich die Seiten und kugelte in dem Springbrunnen umher, ganz ohne das Wasser zu berühren.
    Jetzt ließ sich auch Basil platschend ins Wasser. »Wir müssen Sie dazu kriegen, dass Sie rot werden!«, sagte er direkt. »Wir nehmen an einer Backmeisterschaft teil, und wir brauchen – aber das ist eine lange Geschichte. Auf jeden Fall brauchen wir ein Erröten von Ihnen.«
    Marie Antoinettes Lachen erstarb, und sie sah auf einmal ernst aus. »Ich wünschte, ich könnte euch helfen, junger Herr. Aber das letzte Mal, dass ich errötete, war siebzehnhundertsechzig, an meinem fünften Geburtstag. Seither habe ich eine Menge erlebt und eine Menge angerichtet. Ich bin – wie sagt man doch? – schamlos! Mich bringt nichts zum Erröten!«
    »Ach wirklich?« Basil kletterte auf den Brunnenrand. Mit hochgereckter Brust machte er eine hohle Hand und schob sie unter die Achsel. Feierlich hob er den Ellbogen hoch und klatschte ihn dann gegen die Brust.
    Es folgte ein so lauter und erschütternder Furz, dass eine Schar von Tauben sich kreischend in die Luft erhob.
    Doch Marie Antoinette ruckelte nur die Schultern vor und zurück, was ihre einzige Möglichkeit war, um ihren abgetrennten Kopf zu schütteln. »Tut mir leid«, sagte sie. »Ich habe vor hochrangigen Staatsoberhäuptern gefurzt. Darüber muss ich nicht einmal mehr
lachen

    Tymo und Basil sahen Rose an, der die Ratlosigkeit ins Gesicht geschrieben stand.
    Plötzlich hörten sie ein wütendes Schnauben aus der Richtung des Parkwegs hinter ihnen. Im nächsten Moment tauchte die durchsichtige Gestalt von Ourson neben ihnen auf, segelte über den Brunnenrand und legte die Hände um das, was von Marie Antoinettes Hals übrig war. »Wie konntet Ihr sagen: ›Dann lasst sie doch Kuchen essen‹?«, brüllte er. »Wir verhungerten! Meine sieben Schwestern sind alle hungers gestorben, während
Ihr
Empfänge bei Wein und Käse gegeben habt!«
    Der Geisterkopf von Marie Antoinette rutschte ihr von den Schultern und glitt sanft ins Wasser.
    »Ourson!«, rief Rose entsetzt.
    Beschämt trat Ourson einen Schritt von der

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