Die Glücksbäckerei – Die magische Prüfung (German Edition)
kopflosen Marie Antoinette zurück. »Das wollte ich nicht!«, sagte er. »Ich wusste nicht, dass er runterfallen würde!«
Rose deutete mit dem Finger auf das Wasser. »Such ihn schnell und setze ihn ihr wieder auf!«
Mit einem konzentrierten Gesichtsausdruck fischte der Geist mit seinen großen Händen im Wasser herum. »Der ist ja vielleicht schlammig, der Brunnen!«, sagte er. »Wird der auch mal gereinigt?«
Rose stemmte die Hände in die Hüften. »Mach gefälligst, was ich gesagt habe.«
»Ha!« Ourson kam aus dem Wasser und hielt den erschrocken dreinblickenden Kopf der toten Königin in Händen. Er streckte ihn ihr entgegen. Sie nahm ihn und setzte ihn auf ihre Schultern, jedoch falsch herum.
»Ich sollte wirklich einen Weg finden, ihn dauerhaft zu befestigen«, murmelte sie und drehte ihn richtig herum.
Rose musterte die Geisterfrau und zog die Luft ein. Sie täuschte sich nicht: Die Wangen der Frau waren leicht gerötet.
»Basil!«, rief Rose. »Tymo!«
Basil zog ein Taschentuch aus der Tasche, tapste eilig durch das Wasser zu der Geisterfrau und rieb ihr sanft über die Wange, Tymo wartete mit dem blauen Einmachglas direkt hinter ihm. Basil drehte sich um und ließ das Taschentuch hineinfallen, und Tymo versiegelte das Glas.
Marie Antoinette schien es nicht bemerkt zu haben. Sie starrte Ourson an. »Daran habe ich nie gedacht!«, sagte sie. »Die ganzen Feste … ich dachte,
jedermann
feiert solche Feste. Das mit Euren Schwestern tut mir leid, Ihr … schmucker, wilder, unglaublich gutaussehender Jüngling!«
Ourson ließ die Hände sinken und trat zurück. »Es tut mir leid, dass ich Euch enthauptet habe.
Das zweite Mal
. Ihr hattet es wahrscheinlich nicht verdient, geköpft zu werden. Ihr wart ja sozusagen nur eine Mitläuferin.« Er verneigte sich. »Eine außergewöhnlich schöne Mitläuferin, wenn ich das bemerken darf.«
Plötzlich ertönte ein Aufschrei von der anderen Seite des Springbrunnens. Direkt hinter dem Becken stand ein beleibter Wächter mit Schnauzbart, der geblendet durch den Sonnenschein zu ihnen hinüberstarrte und mit dem Finger auf sie zeigte.
Rose drehte sich nach Ourson und Marie Antoinette um, doch sie waren bereits abgetaucht.
»Das Wasser ist furchtbar schmutzig!«, rief der Mann. »Kommt sofort da raus!«
Rose begriff, dass der Wächter nicht auf die Geister deutete, sondern auf ihre Brüder. Tymo und Basil wateten so schnell es ging zum Brunnenrand. »Entschuldigung!«, rief Tymo zurück. »Uns war so heiß.«
Rose deutete auf das Einmachglas mit Marie Antoinettes eingefangenem Erröten, das Basil an sich drückte. »Ab ins Hotel damit. Hoffentlich ist Balthasar mit dem Übersetzen des letzten Rezepts fertig.«
Im
Hôtel de Notre Dame
klopften Rose und Basil an Balthasars Tür und öffneten sie einen Spalt. Drinnen saß Balthasar über das Backbuch gebeugt und studierte verschiedene Tabellen, Register und Karten sowie Bildtafeln und Mondkalender.
»Wir haben das Erröten einer Königin«, verkündete Rose stolz. »Bist du mit dem Rezept für die
Himmlischen Hörnchen
fertig?«
»Nicht im Ernst!«, rief er. »Von wessen Wange?«
»Ach … nur von Marie Antoinettes«, sagte Basil stolz.
»Ich bin beeindruckt!« Balthasar staunte. »Was die
Himmlischen Hörnchen
angeht: Ich bin zwar mit der Übersetzung fertig, aber wir müssen für die Kategorie GEROLLT ein neues Rezept finden. Das hier wird nicht funktionieren. Obwohl es die entscheidende Zutat nur hier in Paris gibt.«
»Wieso, was ist das Problem?«
Balthasar reichte Rose ein Stück Papier. »Lies es, dann wirst du schon sehen.«
Rose las das Rezept durch:
Himmlische Hörnchen
für Hochzeitsglyck
Es war im Jahr 1645 , da unternahm der Bäcker Jean Glyck eine Pilgerfahrt zur Kathedrale Notre Dame in Paris mit seiner Verlobten, der umwerfenden Anais Amembert, die er dort zu ehelichen gedachte. Doch als er in Paris eintraf, musste er feststellen, dass die Stadt von einer Epidemie heimgesucht worden war. Jean und Anais ließen sich trotzdem trauen und buken gemeinsam diese Hörnchen für ihre Gäste. Die ganze Stadt fiel daraufhin einen Nachmittag lang in einen wunderbaren Glycksrausch.
Jean und Anais Glyck gaben ein großes Stück Butter in eine Schüssel, zusammen mit einer Faust weißen Mehls , zwei Fäusten Zucker und einer Faust saurer Sahne. Schließlich fügten sie das dröhnende Mitternachtläuten der großen Glocke von Notre Dame namens Emmanuel hinzu.
»Wir müssen das
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