Die Glücksformel für den Hund: 98 Tipps vom Hundeflüsterer (German Edition)
Rolle des Rudelführers übernimmt. So entstehen Verhaltensprobleme.
Um sich als Rudelführer durchzusetzen, müssen Sie jederzeit ruhige, entschlossene Energie ausstrahlen. Wenn ein Hund zu uns kommt, erfährt er zum ersten Mal die intensive emotionale Energie der Menschen. Wir überschütten ihn mit Zuwendung und plappern in Babysprache auf ihn ein, also nimmt er unsere Energie als überdreht wahr und nicht als ruhig und entschlossen. Deshalb hören viele Hunde nicht auf ihre Besitzer. Ihre Mutter hat sich nie so verhalten. Für sie wäre das unnatürlich.
Gut zu sehen ist das an der Beziehung zwischen mir und meinem vierjährigen Pitbull Junior. Junior und ich sind immer zusammen gewesen, seit er ein Welpe war. Junior hat schon mehr Vielflieger-Meilen gesammelt als die meisten Menschen – über 200 000 –, um auf der ganzen Welt bei der Erziehung, Rettung oder Resozialisierung von Hunden zu helfen. Ich muss kaum etwas zu ihm sagen, und trotzdem weiß er, was ich von ihm will. Unsere Kommunikation läuft fast nur nonverbal. In großen Städten wie New York lasse ich Junior bei nächtlichen Spaziergängen von der Leine. Er bleibt eng an meiner Seite, und die Leute staunen immer, wie sehr Junior auf mich „eingepegelt“ ist. Wahrscheinlich bietet keine andere Stadt mehr Ablenkung als Manhattan bei Nacht, aber Junior bleibt stets dicht bei mir und verfolgt jede meiner Bewegungen.
Im letzten Sommer flogen Junior und ich auf Pressereise nach New York. Unterwegs erhielt ich einen verzweifelten Anruf einer wohlhabenden Klientin, die ein Problem mit ihrer Airedale-Terrier-Hündin namens Paris hatte. Sie hatte beschlossen, zu Paris’ zehntem Geburtstag eine Party für sie zu geben. Es sollte eines der gesellschaftlichen Highlights des Sommers werden. Das Problem war nur, dass Paris starke Ängste entwickelt hatte und sich weigerte, unter dem Esstisch hervorzukommen. Zwei Tage ging das so, und am Tag vor der Party war das Problem noch immer nicht gelöst. Die Besitzerin war verzweifelt, also kamen Junior und ich vorbei, um zu helfen.
Paris’ Energie zeugte von großer Furcht, die Aggressionen hervorrief. Ich führte Junior ins Haus, und er spürte die potenzielle Gefahr. Ich hielt mich zunächst zurück, Junior wusste von selbst, was zu tun war. Nach 15 Minuten bei Paris unter dem Tisch gelang es ihm, sie hervorzulocken. Ich konnte mit ihr arbeiten und ihre Angst abbauen. Natürlich war Junior zur Geburtstagsparty am nächsten Tag eingeladen.
Ohne den Luxus einer Sprache müssen sich Hunde auf Intuition, Sinne und Instinkte verlassen. Wir Menschen müssen lernen, diese zu erkennen – dann können wir Erstaunliches erreichen.
▶ ANGEWANDTE TECHNIK:
Wie Sie Ihre Energie ändern
Ihre Energie legt also fest, wie Ihr Hund Sie in Ihrer Rolle als Rudelführer wahrnimmt. Gute wie schlechte Energie spiegelt den Zustand von Körper, Geist und Absicht wider. Ruhige, entschlossene Energie zeigt sich in selbstbewusstem Auftreten, geraden Schultern, einem bewussten Gang und dem Weitblick dessen, der genau weiß, was er aus dem Augenblick machen will. Die folgende Übung hilft Ihnen, Ihre derzeitige Energie und die Ihrer Umgebung zu bestimmen, indem Sie sich auf zwei gegensätzliche Zustände konzentrieren: positiv und negativ.
POSITIVE ENERGIE ERKENNEN
Für diese Übung ist ein Partner oder ein Spiegel hilfreich:
Stellen Sie sich vor einen Freund (oder einen Spiegel), denken Sie an eine Situation, in der Sie positiv gestimmt waren, und spüren Sie die damalige Energie. Schließen Sie die Augen, wenn das hilft. Versetzen Sie sich ein bis zwei Minuten in den positiven Zustand zurück.
Passen Sie Ihre Körperhaltung dem Gemütszustand an. Achten Sie darauf, was mit Armen, Brust, Schultern und Gesichtsausdruck geschieht. Wie atmen Sie?
Wenn Sie die Übung mit einem Freund machen, bitten Sie ihn, alle Veränderungen zu imitieren. Energie ist ansteckend und beeinflusst Ihre Umgebung. Bitten Sie ihn, Ihnen zu zeigen, wie sich Ihre Körperhaltung veränderte, als die positiven Gedanken Sie durchströmten.
Sich der Energie bewusst zu sein, ist der erste Schritt zur Veränderung. Versuchen Sie nach der Übung, immer wieder in diesen positiven Zustand zu gelangen. Selbst wenn Sie sich nicht wohlfühlen, kann sich die bewusste Veränderung von Körper- und Geisteshaltung deutlich auf die Energie auswirken, die Sie Ihrer Umgebung und dem Hund übermitteln.
NEGATIVE ENERGIE ERKENNEN
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