Die Glücksformel für den Hund: 98 Tipps vom Hundeflüsterer (German Edition)
4:
Geben Sie beim Gassigehen den Ton an.
Die wichtigste gemeinsame Unternehmung ist der tägliche Spaziergang. Er sorgt für Bewegung und mentale Stimulation und festigt Ihre Position als Rudelführer. Dabei sollten Sie nicht nur ruhige, entschlossene Energie ausstrahlen, sondern den Hund auch stets an einer kurzen Leine führen, die im Nacken am Halsband befestigt ist. So können Sie bei Bedarf mit einem kurzen seitlichen Ruck seine Aufmerksamkeit auf sich lenken.
Gassigehen ist ein wichtiges tägliches Ritual für Junior und mich. [Abb. 18]
Der Hund sollte immer neben oder hinter Ihnen gehen. Läuft er vor Ihnen, dann ist er der Rudelführer, nicht Sie. Es gibt mehrere Möglichkeiten, ihm beizubringen, in der richtigen Position zu bleiben. Sie können zum einen seine Vorwärtsbewegung behindern, wenn er Sie überholt. Ziehen Sie kurz an der Leine und bleiben Sie stehen oder ändern Sie die Richtung, und wiederholen Sie das so oft, bis Ihr Hund hinter Ihnen läuft. Sie können auch einen Spazierstock vor ihn halten, um ihn zu bremsen.
Die beste Tageszeit für einen Spaziergang ist morgens, wenn Ihr Hund voller Energie ist. Planen Sie unbedingt ausreichend Zeit ein – mindestens 30 Minuten bis eine Stunde –, um seine Energie effektiv abzuleiten. Der Zeitbedarf hängt natürlich von Alter und Bedürfnissen des Hundes ab. Ältere Hunde sind vielleicht schon nach 15 Minuten erschöpft, während junge Hunde 90 Minuten oder länger brauchen. Wenn Ihr Hund Gesundheitsprobleme hat, fragen Sie den Tierarzt, wie lange er laufen darf.
Denken Sie auch daran, dass es beim Spaziergang nicht vorrangig darum geht, Ihren Hund herumschnüffeln und sein Geschäft machen zu lassen. Um die Kontrolle zu behalten, bleiben Sie mindestens in der ersten Viertelstunde konsequent in Bewegung und erlauben Sie Ihrem Hund erst dann, die Umgebung zu erkunden und sich zu erleichtern. Achten Sie darauf, dass diese „Belohnungszeit“ stets kürzer bleibt als die Laufzeit. Halten Sie dieses Muster auf dem gesamten Spaziergang ein.
Vergessen Sie nicht, sich auch beim Heimkommen als Rudelführer zu behaupten. Betreten Sie als Erster das Haus, holen Sie dann den Hund herein und lassen Sie ihn warten, während Sie ihm die Leine abnehmen und sie wegräumen. Dies ist der ideale Zeitpunkt zum Füttern – Ihr Hund hat sich die Mahlzeit verdient.
Sich Zeit zum Gassigehen zu nehmen, ist die beste Methode, Ihrem Hund Bewegung zu verschaffen und sein seelisches Gleichgewicht zu erhalten. Außerdem können Sie dabei am einfachsten Ihren Platz als Rudelführer auf positive Art behaupten. Sie sollten Ihren Hund mindestens zweimal am Tag ausführen, und zwar jeweils lange genug, um seine Energie abzuleiten und seinen ruhigen, gefügigen Gemütszustand zu erhalten.
Auf dem Spaziergang können Sie alle hier vorgestellten Prinzipien anwenden. Es bleibt Raum für Bewegung wie für Disziplin und gelegentlich auch für Zuwendung. Sie können Regeln und Grenzen abstecken und sich und Ihren Hund mit der Natur in Einklang bringen. Schließlich bietet Ihnen ein Spaziergang die ideale Möglichkeit, das Leben im Augenblick zu üben und Ihre eigene Energie zu korrigieren. Gassigehen ist der befriedigendste und produktivste Teil in der Beziehung zu Ihrem Hund.
RUDELFÜHRER-TECHNIK 5:
Lesen Sie die Körpersprache des Hundes.
Hunde kommunizieren vor allem über ihre Körpersprache. Gleichzeitig interpretieren sie auch unsere Körpersprache nach ihrem Verständnis. Wenn wir nicht begreifen, wie Hunde ihre Körpersprache einsetzen, riskieren wir Missverständnisse.
Stellen Sie sich zwei gute Freunde vor, die sich nach langer Trennung wiedertreffen. Sobald sie sich sehen, lächeln sie herzlich und gehen etwas schneller. Vielleicht heben sie die Arme und winken begeistert. Beim Näherkommen fangen sie an zu laufen und bewegen sich frontal aufeinander zu. Die Begrüßung erfolgt wahrscheinlich mit einer festen Umarmung oder zumindest mit einem kräftigen Händeschütteln.
Sie erinnern sich – Menschen nehmen die Welt vor allem über das Sehen und Fühlen wahr, beim Hund dagegen kommt das Sehen an zweiter Stelle und das Fühlen erst ganz zum Schluss (siehe Kap. 2, Viertes Naturgesetz für Hunde, Die Sinne eines Hundes bestimmen seine Realität). Für Menschen ist dieser frontale, direkte Kontakt beim Begrüßen ganz normal. Es gilt als sehr unhöflich, das Gegenüber bei der Begrüßung nicht anzusehen, und Blickkontakt wird als Zeichen von Interesse
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