Die Glücksformel für den Hund: 98 Tipps vom Hundeflüsterer (German Edition)
oder Aufmerksamkeit gewertet, selten als Bedrohung. Selbst wenn zwei Fremde aufeinandertreffen, gehen sie frontal aufeinander zu, stellen Blickkontakt her und setzen zur Begrüßung ihre Stimme ein.
Würden sich zwei fremde Hunde so einander nähern, endete das wohl im Kampf. Alles an ihrer Körpersprache – frontale Annäherung, Blickkontakt, Einsetzen der Stimme – würde in dem Fall Aggression bedeuten. Selbst zwei miteinander bekannte Hunde können instinktiv nacheinander schnappen, wenn einer von ihnen den anderen bei der Begrüßung als aggressiv wahrnimmt.
Hunde lernen sich durch ihren stärksten Sinn kennen: den Geruchssinn. [Abb. 19]
DIE BEGRÜSSUNG UNTER HUNDEN
Wenn Sie also das nächste Mal auf der Hundewiese sind, achten Sie einmal darauf, wie zwei Hunde bei der Begrüßung verfahren. Bei einer freundschaftlichen Annäherung „begrüßen“ sie sich über ihren Hauptsinn, den Geruchssinn. Sie nähern sich dem anderen indirekt und schnüffeln an seiner Flanke oder am Hinterteil, bis sie die Energie des anderen sicher einschätzen können. Beobachten Sie ihre Körperhaltung und Energie und die Stellung von Kopf, Ohren und Rute. Hunde drücken sich vorwiegend über diese Körperteile aus; wie hoch sie jeweils getragen werden, sagt viel über ihre aktuelle Entschlossenheit, Aggression oder Dominanz aus – oder aber über ihre Unsicherheit und womöglich Angst.
Natürlich müssen Sie dabei die körperlichen Eigenheiten Ihres Hundes berücksichtigen. Bei manchen Rassen stehen die Ohren fast immer aufrecht, bei anderen hängen sie. Wenn Sie genau hinsehen, können Sie jedoch unterscheiden, wann die Ohren Ihres Hundes Anspannung verraten und wann sie entspannt sind. Spannung entspricht dabei dem Aufstellen der Ohren, Entspannung dem Anlegen.
Bei der Rute ist es ähnlich. Manche Rassen tragen sie gerollt auf dem Rücken, andere haben gar keine Rute oder sie wird in einigen Ländern (unnötiger- und grausamerweise) kurz nach der Geburt kupiert. In beiden Fällen ist es schwer zu sagen, ob sich die Rute gerade in erhobener, mittlerer oder gesenkter Position befindet, wenn Sie nicht üben, ihre Bewegungen zu deuten.
Sehen wir uns nun einige Beispiele für den Einsatz von Kopf, Ohren und Rute in der Körpersprache des Hundes an.
Einen ruhigen, fügsamen Hund sieht man häufig sitzen oder liegen. [Abb. 20]
RUHIG UND ENTSCHLOSSEN
Ein ruhiger, entschlossener Hund hält Kopf, Ohren und Rute aufrecht, der Körper ist jedoch nicht angespannt. Wedelt er mit der Rute, dann langsam bis mittelschnell und rhythmisch. In diesem Zustand bewegt sich der Hund bewusst; entweder steht er still, ohne hin und her zu laufen, oder er bewegt sich zielgerichtet vorwärts. Da nur wenige Hunde zum Anführer geboren sind, werden Sie auch nur sehr wenige Tiere treffen, die diese Energie zeigen.
RUHIG UND GEFÜGIG
Ein ruhiger und gefügiger Hund legt die Ohren an den Kopf und senkt die Rute in die mittlere Position. Der Körper ist entspannt. Oft setzt oder legt sich ein solcher Hund hin; ganz besonders gefügige Hunde legen das Kinn auf ihre Pfoten. Beim Herstellen von Blickkontakt beginnt der Hund mit dem Schwanz zu wedeln.
AGGRESSIV
Ein aggressiver Hund hält Ohren, Kopf und Rute wie ein ruhiger, entschlossener Hund, der Körper steht dabei jedoch unter großer Spannung, fast als zerre er an einer unsichtbaren Leine. Ein aggressiver Hund hält außerdem den Blickkontakt.
Bei einigen Hunden äußert sich Aggression in Knurren, Zähnefletschen oder Bellen, aber gehen Sie nicht davon aus, dass der Hund nicht zuschnappt oder beißt, wenn solche eindeutigen Anzeichen fehlen. Wenn sein Körper angespannt ist, lassen Sie ihn in Ruhe. Auch das Schwanzwedeln ist in diesem Zustand kein Zeichen für Freundlichkeit. Aggressive Hunde heben oft die Rute sehr hoch und wedeln rasch hin und her.
FURCHT UND ÄNGSTLICHKEIT
Wenn ein verängstigter Hund nicht gleich wegläuft, versucht er, sich kleiner zu machen. Dazu senkt er Kopf und Ohren, krümmt den Körper und beugt die Beine. Ein ängstlicher Hund hält die Rute in der untersten Position, oft zwischen den Hinterbeinen (daher der Ausdruck „den Schwanz einziehen“). Wie der aggressive Hund wedelt auch der ängstliche Hund mitunter rasch mit der Rute, jedoch auf der beschriebenen untersten Position.
[Abb. 21]
Bei manchen Rassen sträuben sich bei Angst die Nackenhaare. Ursprünglich sollte das den Hund größer erscheinen lassen und Raubtiere abschrecken. Manchmal kneift
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