Die Glücksformel für den Hund: 98 Tipps vom Hundeflüsterer (German Edition)
Gleichgewicht bringen.
Eine letzte Anmerkung, bevor es losgeht: Verursacht das gewohnheitsmäßige oder neue Verhalten Ihres Hundes ernsthafte Probleme in Ihrer Familie, sollten Sie einen professionellen Hundetrainer oder Verhaltensexperten hinzuziehen. Er hilft Ihnen, das Problem zu verstehen, und erarbeitet eine Strategie, mit dem Fehlverhalten umzugehen. An dieser Stelle möchte ich betonen, dass Sie sofort einen Profi zurate ziehen sollten, wenn Ihr Hund ohne körperliche Ursache aggressiv ist, menschlichen Rudelmitgliedern gegenüber Futteraggressionen zeigt, ein Familienmitglied gebissen hat oder es beißen wollte.
FEHLVERHALTEN 1:
Übererregung
Wir alle kennen Hunde, die auf und ab hüpfen oder sich wild im Kreis drehen, wenn ihre Besitzer nach Hause kommen. Sie springen Gäste an und rennen im ganzen Haus herum. Sie ziehen keuchend und hechelnd an der Leine, weil sie irgendwo schnüffeln wollen. Sie rasen auf der Hundewiese herum wie Windhunde auf der Rennbahn. Kurz: Sie sind hyperaktiv.
Verhält sich ein Hund so, ist er außer Kontrolle, was für Hund und Mensch gefährlich werden kann. Beim Hochspringen kann er auf glattem Boden ausrutschen und sich die Beine oder den Rücken verletzen. Seine Krallen können Kratzer auf der Haut hinterlassen. Ist er groß genug, kann er Möbel umwerfen oder Menschen zu Boden reißen. Als Rudelführer sollten Sie Ihrem Hund Selbstvertrauen und ruhige, gefügige Energie einflößen. Auch wenn er für Sie vielleicht weniger glücklich aussieht – ein Hund, der ruhig dasitzt und Sie ansieht, wenn Sie nach Hause kommen, ist viel glücklicher als einer, der wild herumspringt.
GRÜNDE FÜR DIE ÜBERERREGUNG
Das Verhalten entsteht durch eine Kombination aus überschüssiger Energie und fehlgeleiteter Zuneigung. Ein übererregter Hund bekommt meist nicht genug Bewegung. Aber oft sehe ich, dass die Besitzer auch nichts tun, um das unerwünschte Verhalten einzudämmen, sondern es im Gegenteil sogar verstärken.
Menschen neigen dazu, Hunden ihre eigenen Emotionen zuzuschreiben, und daher glauben wir beim Anblick unseres herumspringenden Hundes zunächst einmal, dass er sich sehr freut, uns wieder zu sehen. Warum sollten wir das auch nicht denken? Glückliche Menschen hüpfen ja auch auf und ab, wenn sie in einer Gameshow zum Zuge kommen oder ihre Mannschaft das Siegtor erzielt. Wenn wir also nach Hause kommen und unser Hund uns mit Springen und Im-Kreis-Drehen begrüßt, reagieren wir natürlicherweise ebenfalls mit Freude und versichern dem Tier wortreich, dass wir es genauso vermisst haben. Tatsächlich belohnen wir in solchen Fällen aber einen instabilen Hund mit Zuwendung und Aufmerksamkeit, und der Hund versteht nur die Botschaft: «Es gefällt mir, wenn du dich so benimmst!»
DIE ÜBERERREGUNG ÜBERWINDEN
Der erste Schritt im Umgang mit dem Problem besteht darin, den Hund zu ignorieren, wenn er das unerwünschte Verhalten zeigt. Wenn Sie nach Hause kommen und Ihr Hund gebärdet sich wie wild, wenden Sie die Technik „Nicht anfassen, nicht ansprechen, kein Blickkontakt“ an (siehe Kap. 2, Viertes Naturgesetz für Hunde, Die Sinne eines Hundes bestimmen seine Realität). Reagieren Sie gar nicht auf den Hund, solange er so aufgeregt ist. Setzen Sie stattdessen Ihre Heimkehrroutine fort: Stellen Sie die Tasche ab, ziehen Sie die Jacke aus und warten Sie, bis Ihr Hund wieder entspannt (weil erschöpft) ist, bevor Sie ihn begrüßen und streicheln.
Diese Methode sollten Sie ebenfalls anwenden, wenn Ihr Hund Gäste anspringt. Doch dazu müssen Sie diese vorher richtig instruieren. Hundefreunde tolerieren oft aufgeregtes Verhalten und geben dem Hund Zuwendung, wohl aus Angst, sonst unhöflich zu erscheinen. Sie als Gastgeber können Ihre Gäste bitten, den Hund zu ignorieren, solange er aufgeregt ist. Versichern Sie ihnen, dass weder Sie noch der Hund beleidigt sind, sondern dass sie Sie damit bei seiner Erziehung unterstützen.
Beim Heimkommen lässt sich auch gut die eigene Energie überprüfen. Ihr Hund ist Ihr Spiegel. Sind Sie leicht erregbar oder allgemein ungestüm? Wenn Sie ständig selbst Übererregung zeigen, wird Ihr Hund das spiegeln. Lautes Reden, Herumrennen, Sich-Aufregen über Kleinigkeiten – das alles zeigt Ihrem Hund, dass dieses Verhalten in seinem Rudel normal ist.
Natürlich sollten Sie die überschüssige Energie Ihres Hundes anschließend auf einem langen, intensiven Spaziergang verbrennen, denn die gemeinsame zielgerichtete Bewegung ist ein
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