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Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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seinem kleinen steinernen Büro offen, sodass ihn jeder sehen konnte, wenn er an seinem Schreibtisch saß, den Rücken gerade hielt wie ein Bajonett, weiße Wolken aus seiner Maiskolbenpfeife paffte und die Finger über die Tasten tanzen ließ. Aber manchmal schloss er die Tür und legte den hölzernen Querriegel vor, und allen war klar, dass Carl nicht gestört werden durfte.
    Doch einmal wollte sich ein Neuankömmling auf dem Gelände, ein Junge mit Segelohren, der kurz zuvor aus dem Staatsgefängnis von Wyoming entlassen worden war und wegen seiner dunklen Haut hinter seinem Rücken Pumpernickel genannt wurde, bei Carl einschmeicheln, kochte ihm etwas zu Mittag und brachte das Essen auf einem Tablett zum Büro. Pumpernickel hatte das Pech, dass Carl den Riegel an der Tür nicht richtig eingelegt hatte, weshalb Pumpernickel den Fuß in den Spalt schob, die Tür aufstieß und das Büro betreten wollte, ohne vorher um Erlaubnis zu fragen.
    Carl stand auf und schleuderte das Tablett auf den Hof. Als Pumpernickel in Tränen ausbrach, legte Carl ihm den Arm um die Schulter und ging mit ihm auf dem Gelände herum, erklärte ihm, dass die Mitglieder der Second American Revolution unbedingt Disziplin wahren müssten, und versicherte ihm, dass er ein wertvoller Mann sei.
    Sue Lynn stand von der Couch auf, wusch sich das Gesicht und ging die Böschung hinab zum Fluss, spazierte dann amUfer entlang zu einem schattigen Wäldchen, setzte sich ins Gras und betrachtete die Sonnenstrahlen, die wie weiße Speichen über die Kämme der Bitterroot Mountains fielen.
    Dann wurde die Geländemaschine abgestellt, worauf sie die Stimmen von Wyatt und Terry horte und feststellte, dass die beiden Männer allenfalls zwanzig Meter über ihr waren, hinter einem Felsblock, wo Terry sein Messer an einem Wetzstein schärfte, vermutlich darauf spie, so wie üblich, und die Klinge mit langsamen, gleichmäßigen Kreisbewegungen abzog.
    »Sie hat ein freches Mundwerk, das muss man ihr lassen. ›Einen Tumor zur Welt gebracht?«
    »Das ist nicht komisch, Wyatt.«
    »Das musst du mir nicht sagen. Eine Indianerin sollte so nicht mit einem Weißen reden«, sagte Wyatt, dessen Tonfall mit einem Mal düster klang.
    »Was willst du dagegen tun?«, fragte Terry.
    »Ein paar Takte mit ihr reden.«
    »Ich will, dass es wehtut.«
    »Oh, das wird es.«
    »Wyatt.«
    »Was?«
    »Ich will zusehen.«
    Sue Lynn saß im Schatten, hatte sich vorgebeugt und spürte, wie ihr übel wurde. Trotz des kühlen Windes, der vom Fluss her wehte, schwitzte sie am ganzen Körper – ein Angstschweiß, der wie Nachttau an ihrer Haut klebte. Sie rührte sich nicht von der Stelle, hatte Angst, aufzustehen oder sich umzudrehen. Dann hörte sie, wie Wyatt und Terry das Wäldchen verließen und zu dem Campingplatz weiter flussaufwärts gingen, wo Terry manchmal hinter einem Biberdamm seine mit einem Wurm bestückte Angelschnur auswarf.
    Sobald sie außer Sicht waren, rannte sie zum Auto ihres Onkels, das weder Fensterscheiben noch Scheinwerfer hatte. Sie ließ den Motor an, jagte mit schlingerndem Heck über die kiesbestreute Auffahrt vor Carls Haus und raste mit hämmerndem Herzen auf den Fahrweg zum Highway, der nach Missoula führte. Im Rückspiegel sah sie Carl Hinkel und drei seiner Untergebenen, die ihr hinterherblickten wie gemalte Figuren auf einer Miniatur.
    Sie hielt in Lolo, zehn Meilen südlich von Missoula, und rief von einem Münztelefon vor einem Café die Kontaktnummer an, die sie sich auf Geheiß der ATF-Agenten hatte merken müssen. Eine unbekannte Stimme meldete sich, dann wurde sie weiter verbunden und landete schließlich bei Amos Rackley.
    »Ich halte es nicht mehr aus«, sagte sie.
    »Ganz ruhig. Sie schaffen das.«
    »Carl weiß Bescheid.«
    »Sie haben es nur mit der Angst zu tun bekommen. Er weiß nichts. So schlau ist er nicht.«
    »Die sind da draußen.«
    »Wo draußen?«
    Ein tief gelegtes rotes Auto überfuhr bei Gelb die Ampel an der Kreuzung, und sie hatte das Gefühl, als bliebe ihr das Herz stehen. Dann sah sie, dass es nicht Wyatts Auto war.
    »Die sind überall. Sie haben Funkgeräte in ihren Autos«, sagte sie.
    »Fahren Sie zu dem Treffpunkt im Reservat. Dort wird jemand auf Sie warten. Machen Sie sich keine Sorgen mehr. Sie haben gute Arbeit geleistet.«
    »Ich habe keine Waffen gesehen.«
    »Dann pfeif drauf«, sagte er.
    Sie fuhr durch Missoula und stieß im Westen der Stadt auf den Highway, der zum Flathead-Reservat führte. Der Clark Fork des

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