Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)
Blech und starrte auf das schwindende Licht über dem Höhenzug. Die Bäume raschelten im Wind, und er glaubte, Regen zu riechen. Er griff in die Tasche, holte ein Käsesandwich heraus, das er in Wachspapier eingewickelt hatte, und gab die eine Hälfte seinem Freund, als der erste Regentropfen auf die Motorhaube des Autos schlug.
Er und der andere Agent setzten sich hinein, schlössen dieTüren und aßen das Sandwich, langweilten sich, waren wütend auf sich selbst und fragten sich, ob Amos die Anspielung auf Fargo ernst gemeint hatte.
Hoch oben auf der Anhöhe rückte ein Mann, der Cowboystiefel mit hohen Absätzen trug, zwischen den Baumstämmen vor, bis er das Stockcar mit den fetten orangefarbenen Ziffern auf der grau grundierten Tür unten in der Senke stehen sah. Er steckte sich Gummistöpsel in die Ohren, legte sich auf den Bauch und stützte ein Gewehr auf den zusammenklappbaren Dreifuß, der auf den weichen Kiefernnadeln stand, zog dann den Verschluss zurück und lud durch.
Er visierte den Hang hinab und wartete, während er die Wange an den Kolben schmiegte. Der Mond war jetzt aufgegangen, sodass er klare Sicht auf die Senke hatte. Ein Schatten bewegte sich hinter dem Lenkrad; ein Zigarettenanzünder flammte vor einem Gesicht auf. Bestens.
Der Schütze zog den Abzug durch und rotzte sämtliche dreißig Schuss im Magazin heraus, schwenkte den Lauf auf dem Dreifuß herum und jagte die .223er Kupfermantelgeschosse durch die Türfüllung und das Dach in den Wagen, wo sie die Sitze zerfetzten, das Glas am Armaturenbrett zertrümmerten und den Hupknopf wie einen Flohhüpfer aus der Fassung sprengten.
Als der Verschluss aufsprang, stand der Schütze auf und zog die Gummistöpsel aus den Ohren, ließ einen auf die Kiefernnadeln fallen und lief auf der anderen Seite den Hang hinab zu seinem Wagen.
Unten in der Senke flog die Fahrertür von Sue Lynns Auto auf, und Jim fiel ins Gras und spie die letzten Brotreste aus. Er zog sich am Auto hoch, bis er sein Handy auf dem Dach fand, brach dann wieder zusammen, blieb mit blutgetränkter Kleidung liegen und drückte die Wiederwahltaste.
Aber als sich Amos Rackley meldete, stellte er fest, dass er wegen der offenen Wunde in der Brust, die er mit der Hand zu schließen versuchte, die Stimme verloren hatte. Er lag auf seinem umgeknickten Bein und tippte mit den Fingernägeln eine letzte Nachricht an Amos Rackley auf die Sprechmuschel.
26. KAPITEL
»Wissen Sie, was er mir gemorst hat? ›Sorry.‹ Es hat ihm Leid getan«, sagte Amos Rackley.
Wir standen am nächsten Morgen vor Docs Veranda. Rackley war kreidebleich, aber seine Augen glühten.
»Sue Lynn Big Medicine ist nicht hier gewesen. Ich weiß auch nicht, wo ihr Wagen ist«, sagte ich.
»Ist Ihr Sohn in seinem Zelt?«
»Er ist mit meinem Pick-up in die Stadt gefahren. Lassen Sie ihn in Ruhe, Mr. Rackley. Er hat nichts damit zu tun.«
»Er bumst bloß regelmäßig mit ihr, wenn sie nicht gerade Bundesagenten in den Tod lockt, was?«
Ich sah, wie müde er war, wie angespannt und vom Koffein aufgeputscht, und wusste, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis sich die Wut, die jetzt in seinen Augen loderte, nach innen kehrte und Amos Rackley sich mit Gedanken auseinander setzen musste, die ihn viele Jahre lang nicht mehr loslassen würden.
»Kommen Sie rein, Sir«, sagte ich.
»Was?«
»Haben Sie schon etwas gegessen? Ich habe Kaffee und Pfannkuchen auf dem Herd.«
Er atmete tief durch die Nase ein und blickte in die Ferne, als überlegte er, welche Beleidigung er mir an den Kopf werfen sollte.
»Ich hätte bei ihnen sein sollen«, sagte er.
»Die beiden haben ihre Pflicht erfüllt. Warum gestehen Sie ihnen das nicht zu?«
»Ich habe Jim noch mit Fargo aufgezogen. Das war das Letzte, was ich zu ihm gesagt habe.«
»Niemanden außer den Mistkerlen, die es gewesen sind, trifft irgendeine Schuld daran. Den Typen müssen Sie das Fell über die Ohren ziehen. Nicht sich selber, auch nicht einem Mädchen wie Sue Lynn Big Medicine.«
Er rieb sich übers Gesicht. Er war so scharf rasiert, dass er rosige Schrammen am Kinn hatte. Dann musterte er mich, als hätte er mich noch nie gesehen.
»Auf die Pfannkuchen komme ich später zurück. Dürfte ich mal bei Ihnen aufs Klo gehen«, sagte er.
Als Rackley über Docs Wiese davonfuhr, kam ihm Temple Carrols Explorer entgegen. Sie parkte auf dem Hof und kam auf die Terrasse, hatte ihren Rucksack in der Hand, der voller Recherchematerial war.
»Der Typ sah aus wie ein
Weitere Kostenlose Bücher