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Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Gerte traktiert hatte, geschweige denn, warum. Das war typisch Wyatt. Er steckte den Schmerz weg, merkte sich aber alles, wusste genau, wann und weshalb und auf welche Weise ihm irgendjemand irgendetwas angetan hatte, konnte es wieder abrufen und seinen Feinden und Peinigern auf eine Art und Weise heimzahlen, die sie sich nie hätten träumen lassen.
    Jetzt hatte Terry Angst davor, mit Wyatt zu reden. Sollte er hier bleiben oder lieber nach Hause trampen? Was stand in dem Brief? Hatte er ihn irgendwie hintergangen, irgendwo einen unbedachten Spruch abgelassen, den ihm irgendjemand zugetragen hatte? Ging es um Maisey Voss? Steckten vielleicht Molinari oder dieser verdammte Anwalt dahinter?
    Aber bevor Terry irgendeine Antwort zu diesen Fragen einfiel, ließ Carl ihm ausrichten, dass er in sein Büro kommen sollte.
    Terry trat in die Steinhütte, die neben dem Hauptgebäude stand, und nahm an dem Computertisch Platz. Es war das erste Mal, dass Carl ihn in sein Büro bat, und er stellte fest, dass seine Hände schweißnass waren. Carls Bart war frisch gestutzt, makellos weiß hoben sich die Hosenträger von seinemdunkelblauen Baumwollhemd ab, und die Maiskolbenpfeife hielt er in der Hand wie ein König.
    »Ich habe dich beobachtet. Meine Mitarbeiter ebenfalls«, sagte Carl, während er ihn mit starrem Blick musterte. Terry rutschte auf seinem Stuhl hin und her, schaute auf das gerahmte Foto, auf dem Carl in Fallschirmjägeruniform zu sehen war, und spürte, wie sein Mund trocken wurde.
    »Hab ich irgendwas falsch –«, begann er.
    »Du hast etwas, was Soldaten als Feuer im Bauch bezeichnen. Es ist das Feuer, das in jedem Patrioten brennt. Man sieht’s dir an den Augen an. Man sieht es daran, wie du dich hältst.«
    Terry spürte, wie seine Wangen glühten.
    »Es ist eine große Ehre –«, setzte Terry an.
    »Ich befördere dich hiermit zum Leutnant und ernenne dich zum Presseoffizier. Das heißt, dass du uns bei Versammlungen in Idaho und im Staat Washington vertrittst. Selbstverständlich bezahlen wir sämtliche Reisekosten.«
    »Ich weiß nicht, was ich sagen soll, Sir.« Einen Moment lang spürte Terry, wie ihm die Tränen in die Augen traten.
    »Wir tragen hier weder Uniform noch Gold- oder Silberlitzen. Aber ich habe ein Geschenk für dich«, sagte Carl.
    Er öffnete eine Schreibtischschublade und entnahm ihr einen verchromten Dolch mit doppelter Schneide, goldenem Heft und schneeweißem Griff, in den zwei rote Hakenkreuze eingelegt waren.
    Es war das schönste Messer, das Terry jemals gesehen hatte. Er hielt es in der offenen Hand und wollte die Klinge aus der weißen Lederscheide ziehen, blickte aber erst zu Carl auf, um dessen Erlaubnis einzuholen.
    »Nur zu«, sagte Carl, zündete seine Pfeife an und hielt das Streichholz in der hohlen Hand, als ob es in dem Zimmer windig wäre.
    Terry drehte die Klinge im Handteller hin und her, sah sein Spiegelbild auf dem öligen Metall und hatte das Gefühl, als ob der kühle Stahl seine Haut küsste.
    »Später werden wir zwei draußen über dem Fluss ein paar Tontauben zerballern. Was hältst du davon?«, sagte Carl.
    »Ja, Sir«, antwortete Terry.
    Carl paffte an seiner Pfeife und blickte nachdenklich und mit leicht gefurchter Stirn in den Rauch.
    »Ist dir aufgefallen, dass Wyatt sich irgendwie verändert hat?«, fragte er.
    »Wyatt ist manchmal ein bisschen launisch.« Genau die richtige Antwort, dachte er. Er hatte Carl das geliefert, was er haben wollte, ohne irgendwas zu sagen, das Wyatt gegen ihn verwenden konnte. Seine Feststellung hatte sogar verständnisvoll geklungen. Weiter so, sagte er sich.
    »Ich möchte gern glauben, dass er nur ein bisschen aus dem Tritt geraten ist. Aber wir können keinen außer Rand und Band geratenen Krawallbruder an Bord gebrauchen, Terry.«
    »Ja, Sir, ich weiß, was Sie meinen«, sagte Terry.
    »Du bist ein feiner junger Mann«, sagte Carl und bot ihm die Hand zum Gruß. Carls Handschlag war fleischig, kräftig, und die Haut fühlte sich wärmer an, als sie sein sollte.
    »Carl, die Miete für meine Hütte oben am Clark ist fällig«, sagte Terry.
    »Ja?«
    »Ich habe mir überlegt, ob ich vielleicht hierher ziehen könnte. Für Unterkunft und Verpflegung kann ich ja arbeiten.«
    »Von meiner Seite aus spricht nichts dagegen. Sobald was frei wird, kriegst du’s«, erwiderte Carl.

30. KAPITEL
    Kurz vor der Morgendämmerung regnete es, dann ging die Sonne inmitten des Dunstes auf, der über den Hügeln hing, und von meinem

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