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Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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«
    »Vermutlich taucht er wieder auf. Ich habe heute Abend eine Aufgabe für dich.«
    »Was?«
    »Du erledigst die kleine Voss. Danach erledigen wir beide den Anwalt.«
    »Nein, Sir«, sagte Terry und schüttelte den Kopf. Er hattedie eine Hand auf der obersten Latte des Zaunes liegen und den Blick abgewandt.
    »Sag das noch mal.«
    »Das ATF und das FBI sind überall in der Gegend, Wyatt.«
    »Dann rechnen sie am allerwenigsten damit. Ich habe alles genau geplant. Steig ins Auto.«
    Wyatt nahm seinen Hut ab, kämmte sich die Haare und wartete, wirkte ganz lässig, während die untergehende Sonne sein straffes Gesicht in rosiges Licht tauchte. In diesem Augenblick wurde Terry klar, dass Wyatt mit ihm irgendwo in den Wald fahren würde, wenn er mit ihm ins Auto stieg, an einen Ort, von dem er ohne jeden Zweifel nie wieder zurückkehrte.
    »Ich will heut Abend hier bleiben«, sagte er.
    Wyatt grinste und kam auf ihn zu.
    »Terry, du hast noch nie kapiert, wenn dir was Gutes widerfährt. Was diese Indianerin betrifft, von der ich geredet habe. Ich habe ihr vor einer Weile ein Bild von dir und mir gezeigt. Sie hat dich in der Klinik gesehen, ganz recht, aber du bist dort gewesen, um dich wieder zusammenflicken zu lassen, nachdem dich die Schmalztollen in den Schlägerkäfig gesteckt haben. Wird Zeit, dass wir uns ein bisschen Spaß gönnen.«
    Was Wyatt gesagt hatte, ergab überhaupt keinen Sinn. Wyatt kam näher, rollte mit den Fingern eine kalte Zigarette im Mund hin und her und schaute ihn mit merkwürdig schimmernden Augen an, als ob er sich über ihn amüsierte und zugleich genüsslich ausmalte, was Terry demnächst bevorstand.
    Er kniff in Terrys Ärmel und zupfte am Stoff.
    »Rümpf mir gegenüber nicht so die Nase, mein Junge. Spring ins Auto. Es gefällt dir bestimmt«, sagte er.
    »Ich muss erst noch mal pinkeln«, sagte Terry.
    Er ging am Zaun entlang auf die Hütte zu, schlug mit der Hand auf die oberste Latte. Sein Taschenmesser steckte schräg in dem Eckpfosten, auf den er es an diesem Morgen geworfen hatte. Er streckte die Hand aus, packte den Holzgriff und schnippte es einmal hoch, sodass die Klinge auf seinen schwieligen Fingerkuppen landete, wirbelte herum, riss den Arm nach hinten und warf das Messer auf Wyatts Brust.
    Wyatt starrte ihn verständnislos an, griff dann mit einer Hand um die oberste Zaunlatte und fasste mit der anderen an den Messergriff. Er spitzte die Lippen, sog die Luft ein und stieß sie wieder aus, als hätte er sich die Zunge an einem Stück Trockeneis verbrannt. Er versuchte das Messer aus seiner Brust zu ziehen, aber Terry stieß es immer tiefer hinein, drückte es zur Seite, um die Wunde zu vergrößern, hämmerte mit dem Faustballen auf den Messergriff, als wollte er einen Nagel in ein Stück Holz treiben.
    Terry spürte, wie die Klinge am Heft abbrach, spürte, wie er das Gleichgewicht verlor. Dann wurde ihm bewusst, dass Wyatts Gesicht nur Zentimeter vor ihm war, dass er in Wyatts Augen starrte, während er ohnmächtig den Messergriff umklammerte und Wyatts warmes Blut über seine Hand strömte, und mit einem Mal sah er sein ganzes bisheriges Leben vor sich, wie ein Bahngleis, das ihn in ebendiesem Moment an diesen Ort geführt hatte, und ihm barst schier das Herz vor Entsetzen, als ihm klar wurde, dass er in Wyatts Reichweite war und keine Sekunde mehr Zeit hatte, wenn er ihm entrinnen wollte.
    Dann packte ihn Wyatt mit der linken Hand an der Kehle und hob ihn hoch, schleuderte ihn in einen Strudel aus durcheinander wirbelnden Kiefernnadeln, Sonnenstrahlen, blauem Himmel und Berggipfeln, die so hoch waren, dass man dort keine Luft mehr bekam.

31. KAPITEL
    In dieser Nacht blieb Temple in Docs Haus, und ich überließ ihr mein Feldbett und schlief mit Lucas im Zelt unten am Fluss. Im Lauf der Nacht hörte ich, wie Regentropfen auf das Zeltdach fielen und der Donner über den Bergkämmen grollte, doch als ich in der Morgendämmerung die Klappe zurückschlug, war die Luft klar und kühl, und auf der Weide hinter Docs Scheune ästen Rehe.
    Lucas hatte bereits ein Feuer geschürt und Kaffee gekocht. Er kauerte sich hin und goss eine Tasse für mich ein, gab Dosenmilch dazu, reichte sie mir und schaute dann nachdenklich auf den Rauch, der über das Wasser trieb.
    »Du kannst einen ganz schön nervös machen, wenn du mit dieser verdammten Knarre schläfst«, sagte er.
    »Das nächste Mal lasse ich sie irgendwo anders«, sagte ich.
    »Kommt Doc wieder aus dem Schlamassel

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