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Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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steckte er die Hände in die Hosentaschen, verschränkte dann wieder die Arme und fasste sich um die Rippen.
    »Ich kann nicht mehr in den Knast. Die mexikanische Mafia und die Black Guerilla Army sind hinter mir her. Wenn du drin bist, kriegen sie dich jederzeit. Die Arische Bruderschaft is nicht immer da. Die BGA schon. Im allgemeinen Vollzug sind siebzig Prozent Briketts.«
    »Wird Zeit, dass Sie abhauen«, sagte ich.
    Seine Lippen wirkten trocken, das Gesicht war mit Schmutz verkrustet. Staub stieg um seine Stiefel auf, als er von einem Bein aufs andere trat. Er schaute mich an wie jemand, der sich überlegt, wie er in einen Bus kommt, nachdem ihm die Tür vor der Nase geschlossen wurde.
    »Zwei andere Jungs haben sie zuerst gebumst. Ich geb sie preis«, sagte er.
    »Haben Sie so viel Angst vor Doc?«
    »Ich will Zeugenschutz. Ich hab mit ’nem Typ vom ATF geredet. Er hat sich über mich lustig gemacht. Er hat gesagt, Voss war beim Phoenix Program. Er hat gesagt, Voss findet mich, und dann schneidet er mir die Ohren ab, sticht mir die Augen aus und malt mir das Gesicht an.«
    Seine Augen waren dunkelgrün, die Pupillen wie glühende Kohlen, und jetzt schimmerten sie feucht.
    Ich zog L. Q. Navarros Revolver unter der Fliegenweste hervor und spannte den Hahn.
    »Entweder hauen Sie jetzt ab, oder ich schieße Ihnen den Sack ab. Ich hoffe nur, dass Sie mir nicht glauben«, sagte ich.An diesem Nachmittag holte ich Cleo zu Hause ab und fuhr mit ihr zum Abendessen an den Flathead Lake – durch Weideland und niedrige Hügel, an einem wogenden Fluss entlang, dessen Bett mit Felsblöcken übersät war, in den goldenen Sonnenschein. Ich berichtete ihr von meiner Begegnung mit Ellison und erklärte ihr, dass er es auf mich abgesehen hatte, nicht auf sie.
    »Wieso glauben Sie so einem Mann auch nur ein Wort?«, fragte sie.
    »Weil ihn das ATF offenbar in die Mangel genommen hat. Weil er ein Feigling ist und seine Angst kaum verbergen konnte. Ich glaube nicht, dass er gelogen hat.«
    »Wieso kümmert sich das ATF um ihn?«
    »Er hängt mit dieser Milizbande zusammen. Möglicherweise handelt er für sie mit Waffen.«
    Wir fuhren durch ein lang gezogenes grünes Tal, an den Mission Mountains entlang, deren bewaldete Hänge in die Wolken aufragten. Dann sah ich zum ersten Mal den Flathead Lake, ein blaues Gewässer, das weit wie ein Ozean wirkte, rundum von Hügeln umgeben, mit terrassenförmigen Kirschgärten am östlichen Ufer. Die Sonne war hinter den Bergen versunken, und die Luft war mit einem Mal kühl und roch nach Regen und qualmenden Holzfeuern. Ich schaute zu Cleo, sah den Schatten, der stets auf ihren Augen zu liegen schien, und drückte ihre Hand.
    »Warum tun Sie das?«, sagte sie.
    »Haben Sie schon mal was von Ernest Hemingway gelesen?«, fragte ich.
    »Ein bisschen.«
    »In Wem die Stunde schlägt sagt ein republikanischer Soldat, der auf einem Hügel im Sterben liegt, zu sich: ›Die Welt ist schön, und sie ist es wert, dass man um sie kämpft.‹ An dieseZeile versuche ich immer zu denken, wenn ich an der Welt und ihrem Wesen verzweifle«, sagte ich.
    Wir hielten vor einem Restaurant am Ostufer. Es war zu kühl, um draußen am Wasser zu essen, aber wir nahmen einen Tisch am hinteren Fenster, von wo aus wir das Abendrot über den Hügeln auf der anderen Seite des Sees, eine steil aufragende, dicht bewaldete Insel mit einem hell erleuchteten Holzhaus inmitten der Bäume und ein Wasserflugzeug sehen konnten, das in eine felsige Bucht am Fuß einer Klippe steuerte.
    »Ich könnte mir vielleicht eine der Inseln da draußen kaufen«, sagte sie.
    »Haben Sie das nötige Geld dazu?«, sagte ich.
    »Eigentlich nicht. Aber man lebt nur einmal, stimmt’s?«
    Draußen auf dem See fing es an zu regnen, die Lichterketten über dem Jachthafen gingen an, und Cleo blickte zu den an ihren Liegeplätzen schaukelnden Booten, war in Gedanken versunken, die nur sie kannte.
    »Das ist einer der schönsten Orte, an denen ich je gewesen bin«, sagte ich.
    Aber sie schien mich nicht zu hören.
    »Ich habe einmal mit einem FBI-Agenten über meinen Sohn gesprochen«, sagte sie. »Ich habe ihm erklärt, dass mein Sohn in einem Nationalpark umgebracht wurde, auf bundeseigenem Grund und Boden. Ich dachte, die Bundesbehörden würden mich vielleicht bei der Aufklärung des Mordes unterstützen. Er rief zurück und sagte, er hätte es nachgeprüft. Die Leiche sei auf einer Staatsstraße gefunden worden. Ich habe aufgelegt. Ich konnte

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