Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)
mir nur ihr Mund gewähren konnte und der Druck ihrer Hände an meinem Kreuz.
Ich vergrub mein Gesicht in Cleos duftendem Haar und drückte sie an mich, spürte, wie sich mein Herz zusammenkrampfte und ein Damm in meinen Lenden brach, wie sich all der Lärm und das Licht in meinem Leib in ihren Schoß ergossen.
Ich stütze mich auf und schaute sie an. Spürte ihren feuchten Bauch und die Schenkel, lächelte ihr zu und erwartete, dass sie wenigstens träge die Augen aufschlug, vielleicht mein Lächeln erwiderte, den Mund zum Kuss darbot. Aber sie hattedie Augen zusammengekniffen, die Stirn in drei tiefe Falten gelegt, und ich kam mir vor, als hätte ich gerade mit jemandem geschlafen, den es nur in meiner Phantasie gab, als ob sie zu einem heißen Himmel aufblickte, an dem Raubvögel ihre grausigen Kreise zogen.
Und mir wurde klar, was Doc gemeint hatte, als er sagte, dass weder schwere Grabsteine noch unsere ebenso herzzerreißenden wie törichten Versuche, den Zauber der ersten Liebe wieder erstehen zu lassen, die Macht der Toten über die Lebenden brechen könnten.
Am Abend darauf war Lamar Ellison in einer Bar oben am Blackfoot River, mit Bier und Pillen zugedröhnt, hörte der Country-Band zu, redete mit Sue Lynn und teilte sich einen großen Krug mit Filmtypen aus Hollywood, die gern in Safarihüten und Fliegenwesten auf dem Blackfoot und dem Little Big Horn herumgondeln wollten, um ihre Sonnenbräune zur Schau zu stellen. Wer weiß, vielleicht landete er selber beim Film. Hey, was war denn aus den Angels geworden, als sie mit Leary und all den halbgaren Pissern anbandelten, die es nicht abwarten konnten, sich das Hirn mit LSD zu ruinieren.
Da drüben an der Bar war Holly Girard, ihr Mann ebenfalls. Xavier war ein großer Macker in der hiesigen Schreiberkolonie. Ein großer Macker in New York und Hollywood. Europäische Fernsehgesellschaften interviewten ihn in den übelsten Spelunken, was Lamar nicht begreifen konnte, denn warum sollte ein Typ, der eine Villa über dem Fluss besaß, scharf darauf sein, dass ihn alle Welt mit sabbernden Säufern vor der Kamera zechen sah?
Hatte Xavier was von der Anzeige wegen Vergewaltigung gehört? Dieser Doktor, der SEAL, war ebenfalls ein Schriftsteller oder Dichter, nicht wahr? Mann, das war ganz und garnicht gut. Xavier hatte die entsprechenden Beziehungen, und er hatte den typischen Künstlerfimmel und trieb sich gern mit Bikern und Jungs rum, die gesessen hatten. Außerdem war die Frau von dem Typ allererste Sahne.
Lamar ging mit dem Krug zur Bar, stellte sich neben Xavier, nickte ihm und seiner Frau zu und blies den Zigarettenrauch in die Luft, um ihnen den nötigen Respekt zu erweisen.
»Hey, Xavier, mein Guter«, sagte Lamar.
»Yeah, Lamar, was gibt’s?«, sagte Xavier. Aber er schaute an ihm vorbei, hatte den Blick auf die Band und den Tanzboden draußen gerichtet und einen Cocktailquirl im Mund.
Seine Frau war noch schlimmer, schaute zur Tür, das Kinn hochgereckt, als ob man ihre Scheiße in Bronze gießen und als Briefbeschwerer benutzen sollte.
»Ich hab ziemlich schlechte Presse gekriegt. War aber falscher Verdacht. Dem Sheriff war’s von Anfang an klar. Deswegen hat er mich laufen lassen. Ich trag’s dem Doktor nicht nach. Der Typ war bei den Fernaufklärern. Ich bin zu Wal-Mart gegangen und wollte mir sein Buch kaufen, aber die hatten’s nicht«, sagte Lamar.
»Ich lese nicht viel Zeitung, daher bin ich nicht recht auf dem Laufenden. Wir wollten grade die Biege machen, Lamar«, sagte Xavier.
»Wie geht’s Ihnen, Mrs. Girard?«, sagte Lamar und beugte sich vor, damit sie sein Gesicht sehen konnte.
»Mir geht’s sehr gut«, sagte sie. Aber sie drehte sich nicht zu ihm um und hatte den Blick gesenkt.
»Ich bin ein großer Fan von Ihnen«, sagte er.
»Danke. Das ist sehr nett«, erwiderte sie.
Er wollte noch etwas sagen, aber sie nahm ihre Handtasche und ging an ihm vorbei zur Toilette. Sie trug ein silbrig-blaues Kleid, das wie Eiswasser um ihren Hintern perlte.
»Mann, die ist –«
»Was ist sie?«, sagte Xavier und wandte sich an ihn.
»Echt begabt.« Lamar sah, wie Xavier seinen Stamper ansetzte und den Whiskey mit Bier hinunterspülte. Die Leber von dem Typ muss so groß wie ein Football sein, dachte er. Wie kommt so ein versoffener Sack zu Geld und so viel Ruhm, dass die gebildeten Bräute in den Buchläden über ihn herfallen?
Er spürte, wie er zusehends gereizter wurde. »Ich komm mir allmählich ziemlich kalt abserviert vor.
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