Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
Vom Netzwerk:
Sir.«
    Ich folgte ihm in die Hütte und bückte mich leicht, als ich unter dem hölzernen Türsturz hindurchging. Auf dem Schreibtisch, den Ablagen und Regalen stapelten sich Bücher und Papiere. Der Bildschirm seines Computers tauchte die Steinwände in grünes Licht. Er schaltete ihn ab, sodass ich nicht sehen konnte, was dort stand.
    An der Wand hingen Bilder von Douglas MacArthur, A. P. Hill und George Lincoln Rockwell, dem Gründer der AmericanNazi Party. Dazu ein Jugendfoto von Carl Hinkel in Uniform.
    »Sie waren bei der Luftlandetruppe, Mr. Hinkel?«, sagte ich.
    Er musterte mich mit einem eigenartigen Blick. So als würde er mich freundlich anschauen und zugleich jedes Wort überprüfen, das ich sagte.
    »Sie haben mich auf diesen Ellison angesprochen. Er ist hier gewesen. In letzter Zeit aber nicht mehr. Er wird auch nicht wieder hierher kommen«, sagte er, ohne auf meine Frage nach seinem Militärdienst einzugehen.
    Seinem weichen Akzent mit den abgeschliffen, fast wie ein W klingenden Rs nach zu schließen, stammte er aus dem Osten Virginias. Aufrecht saß er auf seinem Stuhl, als hätte er ein Lineal im Rücken stecken.
    »Ellison ist hier also unerwünscht?«, sagte ich und versuchte zu lächeln.
    »Ich will nicht weiter über ihn reden.«
    »Wyatt Dixon hat angeboten, dass er ihn für zweitausend Dollar umbringt. Das ist ein Schnäppchen. Ich habe das Gefühl, dass die Sache schon gegessen ist und Wyatt nebenbei noch zwei Riesen abstauben will.«
    »Sie werden ausfallend, Sir.«
    »Wie bitte?«
    »Ich teile Ihre Ansichten keineswegs. Oder nehmen Sie das etwa an?«
    Ich stützte die Ellbogen auf den Schreibtisch und beugte mich zu ihm vor. »Wissen Sie, was Psychopathen wie Lamar Ellison, Wyatt Dixon und die Männer, die das Federal Building in Oklahoma City in die Luft gejagt haben, miteinander gemein haben? Sie wollen anerkannt werden, sie suchen einen starken Mann, der sie führt, eine Vaterfigur, aber sie landenimmer wieder bei Betrügern, die sie für ihre eigenen Zwecke missbrauchen. Sie laufen Ihnen zu wie die Ratten, die sich über die Taue abseilen, Mr. Hinkel.«
    Er schaute mich eine ganze Weile an, ohne auch nur einmal zu zwinkern.
    »Sie sind hierher gekommen, um Zwietracht und Hader zwischen zwei bedauernswerten jungen Menschen zu säen«, sagte er. »Sie bedienen sich der Methoden der zionistischen Internationale sehr gut. Sie mögen ein Christ sein, aber der gelbe Stern steht Ihnen auf die Stirn geschrieben.«
    Am nächsten Abend gingen Doc und Maisey in Missoula ins Kino. Ich rief Cleo an und lud sie zum Abendessen ein, aber sie hatte in der Klinik zu tun und sagte, sie wollte sich mit mir um neun Uhr in der Stadt treffen, vielleicht zum Nachtisch.
    Ich parkte meinen Pick-up beim Clark Fork River und ging über die Brücke zurück in Richtung Innenstadt. Der Himmel im Westen war rosig, und die Berge zeichneten sich massig und dunkel am Horizont ab. Unter mir sah ich Forellen nach den Fliegen schnappen, die im Schatten der Brücke schwärmten. Die Luft war kalt und dunstig, und das Schmelzwasser aus den Bergen hatte die Weiden am Ufer überschwemmt, sodass ihre Zweige wie Spitzengewebe in die Fluten hingen.
    Ich lief weiter in die Stadt und kehrte in einem Saloon mit Café ein, der Oxford hieß und angeblich seit 1891 nie geschlossen hatte. Dem frisch gewachsten schwarzen Auto auf der anderen Straßenseite und den drei Männern in Anzügen, die darin saßen, schenkte ich wenig Beachtung.
    Ich aß am Tresen einen Hamburger und trank eine Tasse Kaffee. Weiter hinten in dem Lokal befand sich ein schummriger Barbereich mit einem Laufsteg, auf dem barbusige Frauentanzten. Ich aß auf, ging wieder hinaus und wollte bei der Ampel die Straße überqueren. Der schwarze Wagen fuhr an den Randstein, und ein Mann im Fond öffnete die Tür. Er hatte rotblonde Haare, wirkte freundlich und hielt mir eine Dienstmarke hin.
    »Springen Sie rein, Mr. Holland. Wir fahren Sie zu Ihrem Pick-up«, sagte er.
    »Ist das Bureau of Alcohol, Tobacco und Firearms neuerdings im Taxigewerbe tätig?«, sagte ich.
    »Für unsere Jobs tun wir alles, was in unserer Macht steht. Kommen Sie, seien Sie kein Spielverderber«, sagte er.
    Ich stieg ein und schloss die Tür. Die beiden Männer auf dem Vordersitz drehten sich nicht um. Wir fuhren die Straße entlang, an einem alten Varieté und Kino vorbei, das in ein Multiplex umgebaut worden war, und überquerten die lange Brücke über den Fluss. Die Bergzacken im Westen

Weitere Kostenlose Bücher