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Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Hab ich dir oder deiner Frau was getan?«, sagte er.
    »Nein, ich muss bloß heim und schreiben.«
    »Du trinkst Doppeldecker, bevor du schreibst? ... Schau, ich hab mich nie mit jemandem anlegen wollen. Ich bin kein übler Typ. Willst du mal ’nen echt schlimmen Finger sehn? Schau mal zu dem Cowboy in der Ecke. Das is Wyatt Dixon.«
    »Lass bitte meinen Arm los, Lamar.«
    »Ich muss dreizehnhundert Kröten für ’ne neue Brücke löhnen. Ich hab deinen Freund nicht angezeigt. Aber ich lande auf der Vorderseite von der Scheißzeitung ...«
    »Ich weiß, was du meinst«, sagte Xavier und zog Lamars Hand von seinem Arm. »Diese Zeitungjungs haben keine Ahnung, was Charakter ist.«
    Dann gingen Xavier und seine Frau aus der Tür, und Lamars Gesicht fühlte sich an wie mit tausend Nadeln gestochen, und in seinen Ohren summte es, als hätte er eine geknallt gekriegt.
    Er redete eine Zeit lang mit Sue Lynn, obwohl sie mit Wyatt in die Bar gekommen war. Man musste Wyatt zeigen, dass man keine Angst vor ihm hatte. Nicht zu direkt, nicht herausfordernd, bloß zeigen, dass einem nicht die Muffe ging. Danachwar er nach draußen gegangen und hatte mit zwei anderen Bikern ein bisschen Mexengras geraucht, eine Flasche Bier getrunken, während sie auf ihren Böcken hockten, sich den Sonnenuntergang reinzogen und zusahen, wie die Holzlaster oben am Berg in der Dämmerung verschwanden. Und ständig hatte er versucht, dieses erniedrigende Gefühl zu vergessen, als die Girards einfach weggegangen waren, als stänke er von Kopf bis Fuß.
    Aber durch den Joint und den Alkohol waren ihm anscheinend ein, zwei Sicherungen im Kopf durchgebrannt. Als er wieder reingegangen war und sich zu Sue Lynn gesetzt hatte, hatte er angefangen zu reden. Hatte geredet und geredet. Ohne Unterlass, als hätte ihm jemand eine Mischung aus Crystal Speed und Natriumpentothal geschossen.
    Dann war er wieder halbwegs zur Besinnung gekommen und hatte seine eigene Stimme gehört, mitten im Satz, als wäre er aus einem Traum aufgewacht, hatte aber keine Ahnung, was er gerade gesagt hatte.
    Sue Lynn war ein Halbblut und sah aus, als wäre sie aus zwei verschiedenen Farbeimern zusammengemischt worden, aber das erklärte noch lange nicht den beknackten Blick, mit dem sie ihn jetzt anschaute.
    »Hab ich was Falsches gesagt?«, fragte Lamar.
    »Leck mich«, erwiderte sie.
    »Was für ’ne Laus is dir denn über die Leber gelaufen?«
    Ihre Augen war rot und glänzten, als hätte sie ebenfalls ein bisschen Gras intus. Sie stieß ihren Stuhl zurück, nahm ihre Bierflasche, ging hinaus und ließ die Fliegendrahttür zuknallen.
    Jetzt schaute Wyatt aus der anderen Ecke zu ihm her. Hatten die Leute hier auch nur die geringste Ahnung, was für ein Typ sich unter ihnen aufhielt? Die sahen den Cowboyhut mitder flachen Krempe, die breiten Schultern, die schmale Taille und den kleinen, harten Hintern in der hautengen Jeans und dachten, Wyatt wäre einer von ihnen. Aber jeder, der schon mal auf dem Gefängnishof gewesen war, erkannte einen Typ wie Wyatt innerhalb von fünf Sekunden.
    Lamar zwinkerte ihm zu und reckte den Daumen hoch. Aber Wyatt schaute ihn bloß mit seinen farblosen, wie tot wirkenden Augen an und hatte den Mund zu einem roten Strich zusammengekniffen, als wüsste er etwas über Lamars Zukunft, von dem Lamar keine Ahnung hatte.
    Warum machten ihn alle an oder waren hinter ihm her? Ein Doktor, Herrgott noch mal, der ihm die Brücke in den Schlund drischt. Ein Pisser vom ATF, der sich dran aufgeilt, wie er ihm erzählt, dass ihm die Ohren abgesäbelt werden. Er will den Anwalt aus Texas zur Vernunft bringen, und der richtet die Knarre auf seinen Zwickel. Ein Hollywoodstar und ihr dumm gesoffener Mann rotzen ihn in aller Öffentlichkeit an, und Sue Lynn sagt, er könnte sie mal.
    Vielleicht sollte er sich aus Montana abseilen und wieder zur Küste verziehen. Er sah sich schon fast den Pacific Coast Highway nach Neptune’s Net an der Grenze zum Ventura County runterbrettern, auf die Brandung, den salzigen Wind und das Donnern der Wellen abfahren, die auf die Felsen krachen. Sollten sich doch die Bauernlackel hier mit ihren Schafen austoben.
    Er stieg auf seine Harley und prügelte sie die Straße entlang, legte sich in die Kurven und genoss das Röhren des Auspuffs, das von den Felsen zu beiden Seiten widerhallte. Die Sonne war hinter den Bergen versunken, und am Himmel riffelten sich rote Wolkenstreifen. Ein Pick-up kam ihm in der Dämmerung entgegen und rauschte

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