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Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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höchstwahrscheinlich liegt das an mir«, sagte Cleo.
    »Wie bitte?«
    »Würdest du dich mal einen Moment lang nicht so begriffsstutzig anstellen?«
    »Weil ich dich nicht angerufen habe? Geht es darum?«
    »Was denkst du denn?«, fragte sie.
    »Ich dachte, ich wäre abgemeldet.«
    »Vielleicht hast du beschlossen, dir eine neue Gespielin zu suchen und eine weitere Kerbe in deine Knarre zu schnitzen.«
    »Dass du so was sagst, finde ich ganz und gar nicht gut, Cleo.«
    »Dann sollten wir vielleicht mal ernsthaft miteinander reden.«
    »Und als was bezeichnest du das hier?«, sagte ich.
    »Komm zu mir nach Hause.«
    »Ich habe einen Termin bei der Sheriff-Dienststelle.«
    »Pfeif auf deinen Termin«, sagte sie.
    »Ich mache jetzt Schluss. Wiederhören, Cleo.«
    Mir kribbelte die Haut, als wäre ich durch Spinnweben gelaufen, als ich die Verbindung unterbrach.
    Doc hatte einen Appaloosa und ein Vollblut von einem Nachbarn bei sich untergestellt. Ich ging hinaus, stützte die Unterarme auf die oberste Latte des Gatters, mit dem die Pferdekoppel umzäunt war, und schälte mit meinem Taschenmesser einen Apfel. Die Scheune war aus alten Baumstämmen gebaut, die weich und faulig waren. Durch das offene Tor auf der Rückseite sah ich, wie die beiden Pferde durch das kühle Dämmerlicht in der Scheune auf die Weide liefen, mit den Hufen den Staub aufwirbelten und unruhig die Köpfe hin und her warfen, als sie sich dem Gatter näherten.
    Ich zerschnitt den Apfel in vier Stücke und reichte sie ihnen auf der offenen Hand. L. Q. Navarro hockte im Schein der Sonnenstrahlen, die auf seinen Nadelstreifenanzug und den aschgrauen Stetson fielen, auf einer Pferdebox in der Scheune und drehte lässig am Zahnrad eines mexikanischen Sporns.
    »Du wirst in was reingezogen, mein Guter«, sagte er.
    »Mit Cleo?«
    »Ich rede von den Skinheads und den Bikern. Doc wollte, dass die Goldmine stillgelegt wird. Jetzt wird er wegen Mordes angeklagt, und du wälzt dich mit einer Horde tätowierter Pisser, deren Mütter wahrscheinlich neben einem Spucknapf geschwängert wurden, im Dreck rum.«
    »Mir blieb kaum eine andere Wahl, L. Q.«
    »Das haben wir uns auch gesagt, als wir den mexikanischen Rauschgifthändlern eins auf den Pelz gebrannt haben.«
    »Willst du mir sonst noch was sagen?«
    Er schnipste das Zahnrad am Sporn an und blickte auf.
    »Ich hätte gern ein paar eiskalte Carta Biancas«, sagte er.
    Ich ging wieder auf die vordere Veranda, wo Doc gerade dabei war, ein mit einer Pose bestücktes Vorfach mit einem Fassknoten an der Angelschnur zu befestigen. Aber offensichtlich konnte er sich nicht richtig auf seine Arbeit konzentrieren. Blinzelnd betrachtete er die beiden Schnüre, verfehlte mit der Nylonspitze die Schlaufe, gab es dann auf und ließ das Vorfach auf die Segeltuchtasche zu seinen Füßen fallen.
    »Kannst du mir alle Unterlagen zeigen, die du über diese Bergbaufirma hast?«, sagte ich.
    »Wozu?«
    »Die legen es offenbar darauf an, dich in die Klemme zu bringen.«
    »Ich habe Lamar Ellison in dieser Bar die Schnauze poliert. Meine Tochter wurde vergewaltigt. Ich dachte, ich hätte die Schlachtfelder ein für alle Male hinter mir. Stattdessen habe ich eins aus Vietnam mitgebracht.«
    »Schieb die Schuld nicht auf dich, Doc.«
    »Das Zeug, das du haben willst, ist draußen in der Scheune. Du kannst es verbrennen, wenn du damit fertig bist«, sagte er.
    Die nächsten zwei Stunden wühlte ich in den Pappkartons herum, in denen Doc Zeitungsausschnitte und Dokumente über die industrielle Ausbeutung und Verarbeitung von Rohstoffen in Montana verstaut hatte. Auf den Luftaufnahmen, die ganze Aktenordner füllten, waren meilenweite kahl geschlagene Wälder zu sehen, von denen nur noch Stümpfe aufragten, einstmals unberührte Wildnis, die mit Chemikalien versuppt war. Zahllose Bäche und Wasserläufe, die in den Oberlauf des Blackfoot River mündeten, schillerten wie brandiges Gewebe. Das ganze Ausmaß des Schadens war nicht nur schlimm. Es war Schwindel erregend.
    Phillips-Carruthers lautete der Name der Firma, die immer wieder erwähnt wurde, ein altes Unternehmen, das früher schon mit aller Brutalität gegen Gewerkschafter vorgegangen war und dessen Schlägertrupps einst Wobblies in Viehwaggons gepfercht, in die Wüste von Arizona und New Mexico verfrachtet und dort bei 45 Grad Hitze zwei Tage lang ohne Wasser hatten stehen lassen. Diejenigen, die nicht umkamen oder wegen Zugehörigkeit zu einer radikalen Vereinigung im Yuma

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