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Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Territorial Prison landeten, überlegten es sich fortan zweimal, bevor sie wieder eine Mine von Phillips-Carruthers bestreikten.
    Wie weit würde so eine Bande gehen, um Doc loszuwerden?
    Ich hörte Radsporen auf dem Holzboden der Scheune klirren, blickte auf und sah L. Q. Navarro, der mir über die Schulter spähte.
    »Da ist eine Geschichte über Woody Guthrie und seine Freunde dabei, die sich 1947 gegen diese Firma aufgelehnt haben«, sagte er.
    »Solche Typen hassen wir allzu gern. Das ist zu einfach, L. Q.«, sagte ich.
    »John D. hat die Schläger angeheuert, die meine Großmutter beim Ludlow-Massaker im Jahr 1914 umgebracht haben. Das war kein großes Geheimnis«, sagte er.
    »Heutzutage sind die schlimmen Jungs viel schlauer«, sagte ich.
    »Die sind nicht schlauer, mein Junge. Die Guten sind bloß dümmer.«
    Ich wollte über seinen Witz lächeln, aber dann sah ich sein Gesicht. Mit schwermütigem Blick starrte er aus der Scheune auf das Vollblut und den Appaloosa, die auf der Weide standen. Die Pferde grasten an einem schmalen Wasserlauf, der sich zwischen scharlachroten Kastilleen und Glockenblumen hindurchwand, rissen Pflanzen aus und schlugen mit ihren Schweifen ums Hinterteil.
    »Worüber denkst du nach?«, fragte ich.
    Er schüttelte den Kopf und wirkte wieder so wie eh und je. »Weißt du noch, wie wir diese Koksschmugglerbande über die Sandbänke gehetzt haben? Wir haben die Kandelaberkakteen über und über mit roten Blumen gesprenkelt. Wir haben eine Rumflasche aus der Tasche eines Toten geholt, uns einen Schluck gegönnt und ihm den Rest übers Gesicht gegossen. Vermisst du das manchmal?«, sagte er.
    »Nein«, erwiderte ich.
    L. Q. zog sich den Stetson in die Stirn und wandte sich ab, um seinen leicht vorwurfsvollen Blick zu verbergen. Als ich wieder zu ihm schaute, war er weg.
    Ich vermisse es nicht. Das weiß ich genau, sagte ich mir, als ich zum Haus zurückkehrte, wie ein Alkoholiker, der zum nächsten Saloon unterwegs ist und den Grund für seine unstillbare Gier verleugnet.
    »Führst du Selbstgespräche?«, rief mir jemand von der Veranda aus zu.
    »Oh, hallo, Maisey, ich habe dich gar nicht gesehen«, sagte ich.
    »Ehrlich?«, sagte sie. Sie war geschminkt, trug eine Khakihose, Sandalen und eine tief ausgeschnittene, bestickte weiße Bauernbluse und wirkte älter, als sie war. Sie griff zu einer großen Bierdose, die in eine braune Papiertüte gewickelt war, streute Salz darauf und trank einen Schluck.
    »Wo ist dein alter Herr?«, fragte ich.
    »In der Stadt.«
    »Ein bisschen früh für ein kühles Blondes, oder?«
    »Billy Bob?«
    »Ja?«
    »Kümmer dich um deinen eigenen Kram. Übrigens, Lucas hat gesagt, ich soll dir ausrichten, dass er mit Sue Lynn Big Medicine zur Milltown Bar gefahren ist. Er will sehen, ob er in der Band unterkommt. Möchtest du ein Bier?«
    Die Milltown Bar war ein legendärer Bretterschuppen, in dem hauptsächlich einfache Leute verkehrten, ein Überbleibsel aus alter Zeit, eingeklemmt zwischen den Hütten am Fluss, den Bahngleisen und einer Sägemühle im südlichen Zipfel des Blackfoot Valley.
    Lucas wurde ohne weiteres in die Hausband aufgenommen, mit der er an vier Abenden pro Woche auftreten sollte. Er konnte Gitarre spielen, singen, beherrschte außerdem Banjo, Mandoline, Fiedel, Dobro und Stehbass. Und er hatte den Inhaber der Bar nicht gefragt, wie viel Gage er bekam.
    Für Lucas hätte es ein herrlicher Morgen sein können. War es aber nicht. Zum ersten Mal seit der Schlägerei bei dem Konzert im Jocko Valley sah er Sue Lynn wieder. Aber sie benahm sich nicht mehr so wie beim Tanzen. Sie wirkte verschlossen, würdigte ihn nur ab und zu eines kurzen Blickes,als ob es plötzlich eine Rolle spielte, dass sie zwei Jahre älter war.
    »Hast du irgendwas, Sue Lynn?«, sagte er, als er draußen vor der Bar seinen Gitarrenkoffer auf dem Rücksitz ihres Autos verstaute.
    »Nichts, wogegen du was tun könntest«, erwiderte sie.
    »Aha. Irgendwas macht dir zu schaffen, aber ich bin zu jung oder zu blöde, um es zu begreifen?«
    »Dein Vater will nicht, dass du dich mit mir abgibst. Vermutlich hat er Recht.«
    »Billy Bob ist halt so. Pass mal auf. Demnächst führt er uns zum Essen aus.«
    Doch genauso gut hätte er mit dem Wind reden können. Sie ließ den Motor an, und sie fuhren den Highway entlang, an der Sägemühle vorbei und durch die von Weiden gesäumten Straßen von Bonner. Das Auto hatte keine Windschutzscheibe, sodass Sue Lynn ständig die Haare ins

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