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Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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ich.
    Sie drückte die Wurzeln einer Petunie ins feuchte Erdreich, antwortete aber nicht. Sie trug abgeschnittene Jeans und ein Trägerhemd, hatte Sommersprossen am Ansatz ihrer Brüste, und ihre Haarspitzen waren schweißnass.
    »Wem gehört das Grundstück?«, fragte ich.
    »Meinem Onkel. Er hat in Marion gesessen«, erwiderte sie.
    »Einer der härtesten unter den Knasten.«
    »Ich hab Ihnen schon mal gesagt, dass ich mir nicht aussuchen konnte, wo ich lebe.«
    »Haben Sie schon mal das Buch Black Elk Speaks von John Neihardt gelesen?«, fragte ich.
    »Nie gehört«, erwiderte sie.
    »Sollten Sie aber tun. Dieser Gebetsgarten kommt in dem Buch vor.«
    »Mein Großvater war ein heiliger Mann der Crow, und Sie sind ein Arschloch, Mr. Holland«, sagte sie.
    »Ach komm, Sue Lynn«, sagte Lucas.
    Ich erhob mich und setzte meinen Hut wieder auf. Die Hügel auf der anderen Seite des Tals waren samtgrün und ragten jäh zum Himmel auf, und von ihren Kämmen zogen sich Ponderosakiefern in die Hangrinnen herab.
    »Ich möchte mich bei Ihnen entschuldigen, Miss Big Medicine. Ich wünsche euch noch einen schönen Tag«, sagte ich und ging zu meinem Pick-up.
    Ich sah, wie Lucas mir hinterherrannte, bevor ich auf den Highway stieß. Ich zwinkerte ihm zu und reckte den Daumen hoch.
    An diesem Abend spielte Lucas in der Milltown Bar. Die Tische und der Tanzboden waren voll, und das Publikum war fröhlich, betrunken und ausgelassen. Als Lucas ans Mikrofon trat und den ersten Song anstimmen wollte, tränten ihm die Augen vom Zigarettenrauch und dem Licht der Bühnenscheinwerfer, die ihm von oben ins Gesicht fielen. Er trat auf einen Schalter am Boden, worauf die weißen Lampen erloschen, betätigte dann einen weiteren Schalter, sodass die vier in farbiges Zellophan gehüllten Strahler an der Decke angingen und die Bühne in ein weiches, rötlich-blaues Licht tauchten.
    Er tupfte sich den Schweiß aus den Augen, blickte dann nach unten und sah ein Gesicht, bei dessen Anblick er innerlich zusammenzuckte.
    »In der Pause würde ich mit dir gern ein paar Erfahrungen über Sue Lynn austauschen. Ab und zu kann sie richtig zu Hochform auflaufen, wenn man wirklich zu ihr durchdringt«, sagte Wyatt Dixon.
    Am nächsten Abend nahmen Doc und ich an einer Bürgerversammlung teil, zu der die Phillips-Carruthers Corporation ins Holiday Inn in Missoula eingeladen hatte. Das Publikum war feindselig. Für Phillips-Carruthers war in letzter Zeit einiges schief gelaufen. Am Vortag hatte sich eine berühmte Country-Sängerin bereit erklärt, das Minengelände zu besuchen. Da sie Kettenraucherin war und aussah, als wäre sie gerade aus einer Bierkneipe geflogen, dachten die Bergwerksbetreiber vermutlich, sie hätte Verständnis für ihre Belange und würdesich dafür einsetzen. Außerdem glaubten sie wie fast alle geldgierigen und beschränkten Menschen, dass die Medien nur dazu da wären, für ihre geschäftlichen Interessen zu werben. Daher sorgten sie dafür, dass sowohl Zeitungs- als auch Fernsehreporter auf dem Minengelände zugegen waren, als die Sängerin von einem firmeneigenen Hubschrauber zu dem Wasseraufbereitungswerk geleitet wurde, in dem angeblich sämtliche Schadstoffe herausgefiltert wurden, die ins Ökosystem gelangen könnten.
    Vor laufenden Kameras füllte ein leitender Angestellter ein Glas Wasser aus dem Hahn und reichte es lächelnd der Sängerin.
    »Das ist so rein wie Quellwasser, Ma’am. Ich würde es sogar meinen Enkeln geben«, sagte er.
    »Danke, Sir. Aber ich bin nicht scharf darauf, dass mir mit Atomkraft aufgepäppeltes Grünzeug aus der Lunge wächst«, erwiderte sie und lächelte ihn liebenswürdig an.
    An diesem Abend tricksten die Minenbetreiber, vermutlich auf Anraten eines PR-Menschen mit etwas mehr Verstand, das Publikum aus und machten sich seine Feindseligkeit zunutze. Im Saal saßen allerhand Fanatiker und notorische Neinsager, Menschen, die ihre Marotten wie eine Uniform trugen, scharf auf Streit und Auseinandersetzung waren, damit sie nicht über ihre eigene Bedeutungslosigkeit nachdenken mussten. Doch die Minenbetreiber ließen eine ganze Reihe Arbeiter vors Mikrofon treten, Männer wie Frauen, die ehrlich und aufrichtig darlegten, dass sie von der Mine abhängig waren, darauf angewiesen waren, wenn sie ihre Häuser behalten und ihren Lebensunterhalt bestreiten wollten. Man konnte regelrecht spüren, dass die Führungskräfte der Bergwerksgesellschaft insgeheim um Buhrufe aus dem Publikum beteten.
    Doch dazu

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