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Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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standen, starrten mich an. Carl Hinkel wartete, dann steckte er seine Pfeife in den Mund und zog den Daumennagel über ein Streichholz, zündete den Tabak an und blickte in die Ferne.
    Mein Gesicht war vor Scham rot angelaufen. Ich drehte mich um und ging weg, konnte einfach nicht glauben, wie dumm und selbstgefällig ich mich benommen hatte.
    Ich hörte, wie Doc zu mir aufschloss.
    »Du gehst das falsch an, mein Guter. Diese Typen kämpfen nicht fair«, sagte er.
    »Das musst du mir sagen.«
    »Mein Vater sagte immer, Gott liebt die Narren. Du gehörst dazu. Keine Sorge. Die sind alle fällig«, sagte Doc. Er schlang mir die Hand um den Nacken, wie ein Fänger beim Baseball,wenn er einen Pitcher trösten will, der gerade ausgeschieden ist.
    Ich drehte mich um und schaute ihn an.
    »Sie sind alle fällig?«, sagte ich.
    Vermutlich hatte ich Doc unterschätzt. Wyatt Dixon jedenfalls hatte nicht mit ihm gerechnet.
    Er war am nächsten Abend daheim, hielt sich in dem kleinen Blockhaus auf, das Carl Hinkel ihm überlassen hatte und das im hinteren Teil von Hinkels Grundstück stand. Der Mond war aufgegangen, und vom Fenster aus konnte er die Pappeln entlang des Bitterroot River, die mächtigen Umrisse der Berge und die Wälder sehen, die sich in die Schluchten hineinzogen. Ein Schwarm Sternschnuppen verglühte über dem Tal, und Wyatt Dixon fragte sich, ob die Leuchtspuren am dunklen Himmel vielleicht ein Vorzeichen waren, ein Hinweis darauf, dass sich für ihn und seinesgleichen eine Wende von historischer Tragweite anbahnte.
    Aber vielleicht dachte er überhaupt nichts.
    Die Nachtluft war kühl, aber er scherte sich nicht darum, ob es heiß oder kalt war. Er trug nur eine Nylonweste auf der bloßen Haut, als er mit einer Stippangel und einer Büchse voller Würmer zum Fluss ging und in der Gegenströmung hinter einem Biberdamm den Köder auswarf. Vor zwei Tagen hatte er Maismehl ins Wasser gestreut, und jetzt hatte er nach knapp fünf Minuten eine mindestens einen halben Meter lange Lachsforelle am Haken. Er wartete, bis die Forelle den Drillingshaken verschluckt hatte, sodass er festsaß und sie ihn nicht mehr ausspucken konnte, dann drillte er sie ans Ufer und packte sie am Schwanz, schwang sie durch die Luft, als hätte er eine Socke mit nassem Sand in der Hand, und zerschmetterte ihr auf einem Fels den Schädel.
    Als er zum Haus zurückging, sah er zwischen den Kiefern auf dem Nachbargrundstück Autoscheinwerfer, aber dann verschwanden sie, und er verschwendete keinen Gedanken mehr daran. Unter einem Wasserhahn an der Außenwand schlitzte er den Bauch des Fisches auf, riss die Innereien heraus und warf sie einer von Carls Katzen zu. Dann wusch er sich die Hände, schob einen Stock durch Maul und Kiemen der Forelle und ging ins Haus.
    Er war kaum durch die Tür, als er aus dem Augenwinkel etwas aufblinken sah, dann glitt ihm eine Schlinge aus Bronzedraht über den Kopf und straffte sich um seinen Hals, schnürte ihm die Luftröhre ab und schnitt in die Adern, durch die das Blut ins Gehirn strömt.
    Er sah nichts mehr, nahm nur noch ein rotes Wabern wahr, dann wurde ihm schwarz vor Augen, und er verlor das Bewusstsein.
    Als er wieder zu sich kam, riss er den Kopf hoch, als läge er in einem Sarg. Dann wurde sein Blick wieder klarer, und er erkannte den Gewehrständer, die Hirschgeweihe und Elchschaufeln, die Cowboyhüte und indianischen Decken auf den Möbeln, sah die brennenden Kloben im Holzofen. Alles war noch an Ort und Stelle, sogar die Plastikspritze auf dem Küchentisch, mit der er sich die Mitesser aus dem Gesicht absaugte.
    Er stellte fest, dass er auf einem Stuhl saß, dass ihm kein Draht mehr ins Fleisch schnitt, dass die Schlinge, die ihm den Hals abgeschnürt hatte, am Boden lag, neben seinem Fuß, und dass es sich offenbar um eine Gitarrensaite handelte. Aber seine Arme waren nach hinten gebogen, die Handgelenke über Kreuz gefesselt, und seine Waden waren vom Knöchel bis zum Knie mit breitem Silberband an die Stuhlbeine gebunden. Er schaute zu dem Eindringling, der knapp einen Meter neben ihm auf einem Holzstuhl saß.
    »Wie geht’s, wie steht’s, Sir. Ich heiße Wyatt Dixon. Und wer sind Sie wohl?«, sagte er.
    »Wissen Sie das nicht?«, sagte der Eindringling.
    »Ich nehme an, Sie sind der Papa von Maisey Voss. Falls dem so sein sollte, fühle ich mich zutiefst geehrt, dass ich einen hoch dekorierten Soldaten wie Sie endlich kennen lernen darf. Mit dem Bowiemesser an Ihrer Hüfte kann man

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