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Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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vermutlich einer Sau den Kopf absäbeln, nicht wahr?«
    »Sind Sie in der Fernfahrerraststätte auf die Herrentoilette gegangen, um Gummis zu besorgen?«, sagte Doc.
    »So was fragt man einen andern Mann doch nicht, Sir.«
    »Sie hatten vor, meine Tochter zu vergewaltigen.«
    »Ein paar stramme Jungs, ob Gewichtheber oder Footballfürze, ich weiß es nicht genau, wollten ihr an die Wäsche gehen. Entschuldigen Sie meine Ausdrucksweise, aber ich will Ihnen bloß klar machen, dass die arme Kleine das Ganze noch mal hätte durchmachen müssen. Denn genau darauf lief’s raus, Sir.«
    »Eins begreife ich nicht ganz. Sie sind offenbar ein tapferer Mann. Grausame Menschen aber sind meistens Feiglinge. Können Sie mir diesen Widerspruch erklären, Mr. Dixon?«
    »Jetzt weiß ich, weshalb Sie mit Mr. Holland befreundet sind. Ihr zwei seid die geborenen Redner. Aber Sie drücken sich so philosophisch aus, dass es das Verständnis eines Rodeo-Cowboys übersteigt.«
    Doc stand auf und ging zu dem Butangaskocher, der hinter einem Vorhang in einem Alkoven stand, der als Küche diente. Er drehte das Gas auf, horchte auf das Zischen, als es ausströmte, und stellte es wieder ab.
    »Ich krieche nicht zu Kreuz«, sagte Wyatt Dixon.
    »Warum nicht?«, sagte Doc.
    »Weil Sie mir damit Macht geben. Weil ich dann jedes Malbei Ihnen bin, wenn Sie aufstehen. Fragen Sie die Leute, die den elektrischen Stuhl in Huntsville bedienen. Die frühstücken nie mehr allein.«
    »Und für Sie gilt das nicht?«
    Wyatt Dixons rote Haare hingen ihm ins Gesicht, wie bei einem kleinen Jungen. Er rutschte hin und her und leckte sich die Lippen.
    »Manche Menschen sind anders. Aber wir kennen einander. Wir sind mehr, als Sie meinen«, sagte Wyatt Dixon.
    »Ich glaube, Sie haben mich überzeugt, Mr. Dixon.«
    »Ich kann Ihnen nicht ganz folgen, Sir. Aber ich muss sagen, dass ich mächtigen Respekt vor Ihrer militärischen Vergangenheit habe. Lamar Ellison hat sich Ihretwegen die Hose nass gemacht.«
    »Das freut mich«, erwiderte Doc.
    Der Holzofen war in eine alte steinerne Feuerstelle eingebaut. Doc nahm zwei Kiefernkloben aus der Holzkiste, öffnete die Ofentür und warf sie ins Feuer. Dann öffnete er die Zugklappe am Kamin und sah zu, wie die Flammen an den Eisenwänden des Ofens emporzüngelten.
    Wyatt Dixon beobachtete ihn die ganze Zeit, als wäre er eher ein Zaungast als ein Beteiligter an dem Geschehen.
    »Schneiden Sie mich los und geben Sie mir ein Messer. Dann wollen wir mal sehen, wie’s ausgeht. Ich mache Ihnen ein ehrenwertes Angebot, Sir«, sagte er.
    Aber Doc war wieder zu dem Kocher gegangen, wo Dixon ihn nicht sehen konnte, griff dahinter und riss einen Gummischlauch von dem Stahlbehälter. Mit einem Mal breitete sich Butangasgeruch im Zimmer aus.
    »Wie ich sehe, sind Sie ein zielstrebiger Mann, Sir«, sagte Wyatt Dixon. »Waren Sie bei dem Haufen, der sich in die Dörfer geschlichen, den Leuten im Schlaf die Kehle aufgeschlitztund ihre Gesichter gelb angemalt hat, damit ihre Angehörigen bei Tagesanbruch einen mächtigen Schreck kriegen?«
    Als Doc hinausging und die Tür hinter sich zuzog, starrte Wyatt Dixon mit einem sonderbar entrückten Gesichtsausdruck auf das Feuer im Holzofen, so als wäre er mit einem müßigen und unwichtigen Gedanken beschäftigt.
    Aber die Glut und die Leidenschaft, die Doc einst als Navy-SEAL angetrieben haben mochten, waren längst erloschen. Er kehrte in das Blockhaus zurück, drehte das Ventil der Gasflasche zu und öffnete die Fenster, füllte in der Spüle einen Plastikeimer mit Wasser und kippte es über die Flammen im Holzofen. Qualm stieg auf und wallte durchs Zimmer.
    Wyatt Dixon beobachtete ihn mit glitzernden Augen und ballte wiederholt die auf den Rücken gefesselten Hände.
    Doc schleuderte den Eimer gegen die Spüle, ging hinaus und ließ die Tür offen.
    Als er gerade seinen Pick-up anließ, sah er Dixon aus der Tür kommen. Silberne Klebebandstreifen baumelten von seinen Handgelenken, und an seiner Wade hing noch ein zersplittertes Stuhlbein. Dunkel zeichnete sich seine Silhouette ab, als wäre er in Licht und Rauch gehüllt.
    »Sie haben’s nicht drauf, Sir. Wissen Sie, was das heißt? Ich hab Sie in der Hand. Sie und die Ihren. Wenn ich auch nur einen Funken Verstand habe, zerlege ich Ihre Kleine in zwei Teile und reiß dem jungen Holland sämtliche Knochen aus dem Leib. Entschuldigen Sie einmal mehr meine Ausdrucksweise, Sir, aber Sie haben es mit dem Teufel persönlich verschissen«,

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