Die Goblins 01 - Die Goblins
erklärt hatte, was Giftsumach war.
Eine Weile später sagte sie: »Du hättest mich warnen sollen, bevor du mir den Finger abgeschnitten hast.« Sie klang allerdings nicht verärgert, wenigstens nicht über Jig.
»Tut mir leid. Nächstes Mal sage ich vorher Bescheid.«
Sie gluckste. »Nächstes Mal werde ich dir dafür auch etwas abschneiden, und das wird kein Finger sein!«
Ein paar Stunden später, nachdem sie zweimal denselben Weg zurückgegangen waren, fanden sie endlich Barius und Darnak. Sie lagen wie tot da, die Hände über dem Bauch gefaltet, ihre Ausrüstung neben sich. Die Laterne, brennend, aber mit geschlossenen Klappen, stand zwischen ihnen. Es war ihr schwaches orangefarbenes Licht gewesen, das Riana bemerkt und als Wegweiser genutzt hatte.
Jig öffnete die Laterne und stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, als sie den Wald ringsherum erhellte. Er konnte wieder sehen. So gut wie sonst zumindest.
»Ryslinds Glyphen?« Riana zeigte auf Barius’ Gesicht.
Zwei rote Zeilen beschrieben einen kreisförmigen Pfad um seine Stirn, beginnend an den Augenbrauen und am Nasenrücken zusammenlaufend. Auf Darnaks Stirn standen mit Tinte dieselben Zeichen geschrieben, obwohl sie seine Haare zur Seite schieben mussten, um das feststellen zu können.
»Ryslind hat gesagt, man könnte sie wecken, indem man die Glyphen in Unordnung bringt«, sagte Riana. Ihre Augen verengten sich. »Ich werde das übernehmen. Du nimmst die Laterne und vergewisserst dich, dass da draußen nichts ist.«
»Warum ich?«, wollte Jig wissen und äugte in den finsteren Wald hinein. Das war das Letzte, was er wollte, allein in der Dunkelheit herumzulaufen.
Rianas Messer erschien in ihrer Hand. »Keine Widerrede, Jig!«
Na gut. Er hob die Laterne auf und ging ein paar Schritte in den Wald hinein. »Und sie beschwert sich über Schikaneure!«, murmelte er vor sich hin, während er mit der Laterne seine nähere Umgebung ableuchtete. Ungeachtet der Sterne fühlte sich die Dunkelheit irgendwie größer an, als Jig es gewohnt war. Oben hätte das Licht der Laterne solide Felswände enthüllt; hier unten wurde es von der Dunkelheit wie von einem Raubtier verschlungen. Wenn sich irgendetwas heranschliche, müsste es schon direkt vor der Laterne auftauchen, damit Jig es bemerkte.
Ein lauter Schrei erscholl aus Richtung des Lagers, und sofort ließ Jig die Laterne fallen. Er rannte los, hielt an, rannte zurück und schnappte sich die Laterne. Im nächsten Augenblick wechselte er sie in die andere Hand und steckte die verbrannten Finger in den Mund.
»Pack die Laterne am Griff an, Dummkopf!«, sagte er zu sich selbst, wobei seine Stimme durch die Finger gedämpft wurde.
Hätte er sich kurz Zeit zum Nachdenken genommen, wäre er vielleicht in die andere Richtung gerannt, in die Dunkelheit. Stattdessen eilte er zurück zu den anderen, wo er Darnak und Barius wach und auf etwas in des Prinzen Hand starrend vorfand. Nein, nicht in seiner Hand.
Riana saß auf dem Boden vor den zweien. Sie hörte sich zutiefst unglücklich an, als sie erklärte, was geschehen war. »Ryslind hat einen Zauberspruch über euch verhängt und ist entkommen. Er will das Zepter für sich selbst. Er hat gesagt, wir sollen diesen Ort verlassen. Wir sind zurückgekommen, so schnell wir konnten.«
Sie schüttelte traurig den Kopf. »Er erwähnte etwas von einem Spruch, der ihm dein Aussehen verleiht, Barius, sodass er euren Vater täuschen kann. Ich fürchte, dass er für eine der Zutaten zu diesem Spruch deinen Finger abschneiden musste.«
Jig biss sich auf die Lippen und hoffte, dass weder der Prinz noch der Zwerg die klammheimliche Genugtuung in Rianas Worten hören konnten.
»Ich werde ihn mit meinen eigenen Händen umbringen!«, tobte Barius. Er fuchtelte mit dem frisch verheilten Stumpf seines linken Ringfingers vor Darnaks Gesicht herum.
Jig und Riana hatten sich abseits gehalten, seit der Prinz seinen Koller gekriegt hatte. Als er jetzt die Wut in Barius’ Gesicht sah, wich Jig einen weiteren Schritt zurück und brachte strategisch geschickt einen dicken Baum zwischen sich und den Prinzen.
»Sobald wir zu Hause sind, werde ich dich zu einem der Tempel der Genesung mitnehmen. Du hast mehr als genug Gold, um dir eine einfache Regeneration zu kaufen. Außerdem, wenn er vorgehabt hätte, dich zu erledigen, hätte er dir wohl eher die Kehle durchgeschnitten als dich mit einem magischen Schlaflied ins Reich der Träume zu schicken.« Darnak bedachte Riana
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