Die Goblins 01 - Die Goblins
solltest besser hoffen, dass der Zauberer und seine Freunde dich umbringen, bevor ich dich in die Finger kriege! Ich werd dir die Ohren vom Kopf reißen und dich damit füttern!«
Darnak blickte Jig mit einer Mischung aus Erschöpfung und Traurigkeit an. »Ryslind hat dich mit dem Mädchen weglaufen sehen. Er hat gedacht, du hättest uns verraten. Ich habe ihm gesagt, Goblin oder nicht, Jig macht so was nicht. Vielleicht habe ich mich geirrt.«
Vier tote Goblins lagen zu ihren Füßen. Der Rest stand in einiger Entfernung, die Waffen bereit. Es war offensichtlich, dass keiner wusste, was er tun sollte. Nein, das stimmte nicht. Genau wie Jig wussten alle, was sie tun sollten . Aber ohne jemand, der sie einschüchterte und herumkommandierte, konnten sie einfach nicht den Mut aufbringen, es auch zu tun. Keiner wollte sich in Barius’ Schwert stürzen oder Ryslinds Magie entgegentreten. Wer sagte, dass Goblins völlig blöd waren?
»Ich weiß es nicht«, antwortete Jig leise. In der großen, stillen Höhle klang seine Stimme winzig. Darnaks Enttäuschung zu hören schmerzte mehr, als er sich eingestehen wollte.
»Es spielt keine Rolle.« Barius steckte das Schwert in die Scheide und trat mit ausgestreckter Hand einen Schritt vor. »Gib mir das Zepter, Goblin!«
Jig zögerte. »Werdet ihr weggehen, sobald ihr es habt?«
»Natürlich«, antwortete Barius. »Was könnten wir wohl darüber hinaus von Goblins begehren?«
»Du darfst ihm nicht trauen!« Riana sprach so leise, dass nur Jig sie hören konnte.
Er sah hinter sich und bemerkte die Zornesfalten in ihrem jungen, schmalen Gesicht. Sie hat vermutlich Recht, aber was kann ich sonst machen? Sein Blick fiel auf das Zepter in seiner Hand, und er sah, dass der Löffel sich gelockert hatte. Muss passiert sein, als Golaka mir auf den Kopf geschlagen hat.
Der Messinglöffel war nicht mit einer Niete am Stiel befestigt; stattdessen bedeckte eine gehämmerte Manschette die letzten paar Zoll des Zepters. Diese war nach innen gedrückt und oben zur Sicherheit noch mit Draht umwickelt. Jig hielt den Rührlöffel so, dass die Höhlung auf dem Boden lag, stellte sich mit dem Fuß darauf und zog am Zepter, bis es sich völlig löste.
Barius machte einen weiteren Schritt nach vorn. Er bewegte sich wie ein Jäger, der versuchte sich an seine Beute heranzupirschen, ohne sie zu verscheuchen. Was würde er tun, wenn er das Zepter erst einmal hatte? Würde er wirklich friedlich abziehen, mit Hunderten von wütenden Goblins in seinem Rücken? Möglicherweise gebot sein Ehrgefühl ihm zu warten, bis der erste Goblin hinter ihm herkam. Aber dieser erste Angriff würde ihm den Vorwand liefern, jeden einzelnen Goblin ohne viel Federlesens zu töten, denn schließlich wären dann ja die Goblins diejenigen gewesen, die den Frieden gebrochen hatten.
Jig begann zu verstehen, wie dieses Zeugs mit der Ehre funktionierte. Wenn dem Prinzen gestattet würde, in Frieden abzuziehen, zwänge seine Ehre ihn, diesen Frieden zu respektieren. Das Problem bei der ganzen Sache war, dass Goblins keine Verwendung für Ehre hatten. Einem Feind den Rücken zuzukehren war sowohl eine Beleidigung als auch eine Einladung für diesen Feind, ein paar Zoll Stahl in besagten Rücken zu jagen. Sobald Barius den Rückzug antrat, würden die Goblins ihre Tapferkeit wiederentdecken und attackieren.
Soweit er sehen konnte, gab es nur einen Ausweg. Jig der Goblin würde wieder etwas Dummes tun müssen.
»Warte!«, sagte er. Barius zögerte. Jig redete so hastig, dass sich seine Zunge fast überschlug, und rief auf Goblin: »Warum verschwendet ihr alle eure Zeit mit diesen sogenannten Abenteurern? Sie sind nichts!«
Überall um ihn herum erhob sich protestierendes Gemurmel. Einige Goblins zeigten auf Golaka, den lebendigen Beweis für die mächtige Magie der Eindringlinge. Andere erinnerten daran, wie der Zwerg zwei Goblins getötet hatte, bevor sie auch nur die Waffen ziehen konnten. Wie konnte Jig behaupten, dass sie nichts waren? Sie waren in die Höhle gekommen und hatten fast ein halbes Dutzend ihrer Bewohner ohne offensichtliche Anstrengung umgebracht!
Jig fuchtelte mit dem Zepter in der Luft herum und versuchte, sich Gehör zu verschaffen. »Ich bin tagelang mit diesem Haufen gereist, und ich sage euch, sie sind nichts! Ihr Anführer ist ein ängstliches Kind, der Zwerg ein rückgratloser Speichellecker. Der Zauberer ist geistlos.«
Letzteres stimmte sogar, war allerdings etwas irreführend.
Die Goblins
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