Die Goblins 01 - Die Goblins
selbst befreite, aber Barius konnte genauso gut schon tot sein, und Jig war es leid, gefesselt zu sein.
Er fand zwei lange Knochen, die für seine Zwecke vielleicht geeignet waren. Der eine war zu dünn, aber der andere war an einem Ende abgesplittert und lief in einer gezackten Spitze aus; er gäbe eine passable Waffe ab. Nicht so hübsch wie sein Schwert, aber besser als gar nichts. Als er seine Finger ans andere Ende der trockenen, rauen Knochen wandern ließ, berührten sie einen Ring aus kaltem Metall.
Ein Armreif? Groß genug war er. Der ovale Ring war so breit wie sein Oberarm, aber am Handgelenk eines Menschen mochte er eng anliegen. Er konnte Hammerspuren auf der Metalloberfläche fühlen; auf der Innenseite ertastete er Gravuren. Das war eigenartig. Wer würde die Innenseite verzieren und die Außenseite blank und hässlich lassen?
Trotzdem, vielleicht konnte er ihn bei Barius gegen sein Schwert eintauschen. Er schob den Reif bis über den Ellbogen auf seinen Arm und musste prusten. Klar, und nachdem Barius ihm das Schwert zurückgegeben hatte, brächte Jig Ryslind dazu, ihm diesen Flammenschuss-Spruch beizubringen. Eventuell würde er das Ganze dann krönen, indem er Darnak um seinen Weinschlauch bat.
Er packte den Knochen und schob ihn durch die Schlinge, dicht beim Knoten. Die Spitze zerkratzte seinen Hals, und er konnte den Knoten nicht zu stark aufhebeln, ohne sich selbst zu strangulieren. Er versuchte es noch einmal und gab erst auf, als ihm blaue Lichtpunkte vor Augen zu tanzen begannen. Hatte sich der Knoten überhaupt gelockert? Er konnte es nicht sagen. Keuchend fiel er zurück an die Wand.
»Was treibst du da?«
Jig betastete seinen Hals. Die Berührung schmerzte, und als er die Finger wieder wegzog, waren sie klebrig. »Mir die Kehle durchschneiden.«
»Was?«
Er ignorierte ihre verwirrte Frage, warf den Knochen weg und machte sich weder daran, den Boden abzusuchen. Wer immer das gewesen war, er war mit diesem Armreif am Handgelenk gestorben. Die anderen Kreaturen draußen im Gang trugen immer noch Waffen und Rüstung. Was mochte der hier noch bei sich haben? Jig hatte keine Zeit gehabt, sich alles genau anzusehen, bevor er in den Alkoven gesprungen war.
»Wenn dir jemand die Kehle durchschneidet, dann sollte ich das sein«, murmelte Riana.
Er streifte oft ihren Fuß oder ihre Hand, während er den Boden abtastete. Jedes Mal schlug sie ihn weg. Zu schnell hatte man sich hier drin im Kreis bewegt. Wieder und wieder prägte sich Jig Rianas Position ein, nur um dann in einer anderen Ecke in sie zu krabbeln. So schlecht es um seine Sehkraft auch bestellt war, schon dieses bisschen Sicht hätte er im Moment freudig begrüßt. Zu allem Überfluss gesellten sich jetzt zu seiner Orientierungslosigkeit noch die ersten Halluzinationen. Bewegungen auf beiden Seiten, Farben, die verschwanden, wenn er blinzelte. Doch Jig hatte sein ganzes Leben unter der Erde zugebracht; Dunkelheit war nichts Ungewöhnliches für ihn. Sie war zwar kein willkommener Zustand, doch jeder, der nicht damit zurechtkam, starb für gewöhnlich einen frühen Tod.
Jig machte die Augen zu und richtete die Ohren auf. Der schwierigste Teil bestand darin, zu ignorieren, was die eigenen Augen einem weiszumachen versuchten. Augen waren wie Kinder. Wenn sie nichts zu sagen hatten, erfanden sie irgendwas. Er konzentrierte sich auf Rianas Atmung und fuhr fort, in den Knochen herumzusuchen.
Seine Suche brachte ein paar kleine Münzen ans nicht vorhandene Licht, einen alten Gürtel und ein paar Stiefel, die ihm bis zu den Knien reichten, jedoch kein Messer oder Schwert. Nichts, womit er sich von Barius’ Schlinge hätte befreien können.
Die Stiefel behielt er, auch wenn sie ihm etwas zu groß waren. Die festen Sohlen wären zu laut auf dem Boden, also riss er sie ab. Das Material war mürbe und leistete wenig Widerstand. Versehentlich riss er die Nähte an einer Stiefelspitze auf, aber das machte nichts. Sie waren immer noch besser als blanke Füße, besonders hier unten, wo man nicht wissen konnte, wo man vielleicht reintrat.
Was noch wichtiger war, sie lieferten ihm ein Versteck für seinen Armreif. Goblins hatten große Füße, aber dünne Gliedmaßen, und unter Zuhilfenahme von etwas Gewalt machte er den Armreif zum Fußreif. Er mochte beim Gehen ein bisschen zwicken, aber auf die Weise konnte Barius ihn ihm nicht wegnehmen.
Der Gürtel zerriss, als er ihn zu benutzen versuchte. Das Leder war zu verrottet, um noch zu etwas
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